TI-Messenger fĂĽr Versicherte: Erste Fragen und Antworten zu TIM

Chatten mit Ärzten und Pflegepersonal – der TI-Messenger "TIM" soll sensible Gesundheitsdaten schützen und einen sicheren Datenaustausch ermöglichen.

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Älterer Mann am Smartphone

Der TI-Messenger soll sichere Chat-Kommunikation im Gesundheitswesen ermöglichen – jetzt auch für Versicherte.

(Bild: olgsera/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Erste Versicherte können den auf dem Matrix-Protokoll basierenden TI-Messenger (TIM) bereits ansehen und teilweise – abhängig vom Rollout und Entwicklungsstand der sich im Aufbau befindenden Anwendung – mit der Krankenkasse kommunizieren und testen. Weitere Möglichkeiten, etwa die Kommunikation mit Arztpraxis, kommen noch – ist bei einem Teil der Versicherten aber bereits möglich. TIM soll die vertrauliche Kommunikation schützen und verhindern, dass sensible Informationen beispielsweise über unsichere Kanäle wie WhatsApp ausgetauscht werden.

Das Chatten funktionierte bei einem ersten Test bereits gut, allerdings gibt es noch eine nicht ganz behobene Fehlkonfiguration. Eigentlich sollen Versicherte – sofern der Arzt und weitere Leistungserbinger es nicht anders möchte – nur die Möglichkeit haben, ihre Krankenkasse anzuschreiben. Erste wichtige Fragen zu TIM und was sich in Zukunft noch ändern könnte, haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Was ist der TI-Messenger (TIM)?

Der TI-Messenger ist ein auf dem Matrix-Protokoll basierender Instant-Messaging-Dienst für das Gesundheitswesen, der auf der Telematikinfrastruktur (TI) basiert. Er ermöglicht den schnellen, verschlüsselten Austausch von medizinischen Informationen zwischen Ärzten, Pflegepersonal, Apotheken, Krankenkassen und Versicherten. In den TI-Modellregionen wie Hamburg ist TIM bereits länger im Einsatz.

Welche Funktionen bietet der TI-Messenger?

Zum Start ermöglicht TIM das sichere Versenden von Kurznachrichten, Terminvereinbarungen sowie den Austausch von medizinischen Dokumenten wie Laborbefunden und Entlassbriefen – sofern mögliche Empfänger der Nachrichten ihre Matrix-ID hinterlegt haben und eingestellt haben, dass sie kontaktiert werden möchten. Außerdem sind Videotelefonie und Gruppenchats möglich. Es kann sein, dass Versicherte Videotelefonie in ihren App-Einstellungen erst erlauben müssen.

In der ePA-App der AOK "Mein Leben", ist TIM beispielsweise unter "TI-Messenger" zu finden. Dort können Versicherte oben rechts in den Einstellungen unter Kontaktmöglichkeiten festlegen, wer sie kontaktieren oder nicht kontaktieren darf.

In der App befindet sich auch ein QR-Code, den Ärzte oder andere Leistungserbringer einscannen können, um den Versicherten zu kontaktieren. Andersherum können medizinische Einrichtungen Versicherten die Möglichkeit anbieten, einen QR-Code zu scannen, um Kontaktinformationen auszutauschen.

In der eCare-App, der App für die elektronische Patientenakte der Barmer, lässt sich TIM mit einer neuen ePA-Version unter "Chats mit Praxis" finden. Aktuell kann über die eCare-App mit der Krankenkasse kommuniziert werden. Später soll es möglich sein, mit Leistungserbringern wie Ärzten zu kommunizieren. eCare bietet laut Angaben der Barmer ebenfalls die Möglichkeit an, einen QR-Code zu scannen.

Die DAK Gesundheit möchte ab der zweiten Augusthälfte eine Chatmöglichkeit zwischen Versicherten und Leistungserbringern anbieten, wie sie gegenüber heise online mitgeteilt hat. Um TIM zu nutzen, ist eine Registrierung in der ePA-App erforderlich. Später will die DAK die Kommunikation mit der Krankenkasse ermöglichen.

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Kann ich als Patient die Arztpraxis erreichen?

Ja, grundsätzlich sollen Versicherte Arztpraxen und andere Einrichtungen laut Gematik anschreiben können. "Versicherte können damit beispielsweise einen Praxis-Account erreichen, der durch Medizinische Fachangestellte betreut werden kann", steht dazu in der FAQ der Gematik. Nach Informationen der Gematik wird der Chat aber in der Regel von der Einrichtung eröffnet. Derzeit können, zumindest bei der AOK, auch Gruppenchats erstellt werden, in die sich nach aktuellem Stand in erster Linie Organisationen hinzufügen lassen. Schwierig ist es jedoch, auf Basis der Matrix-ID herauszufinden, welche Organisation sich hinter der langen Zeichenkette verbirgt, es sei denn, man startet die Konversation.

Kann ich als Patient einfach Ärzte kontaktieren?

Ärzte können Versicherte über mehrere Wege kontaktieren. Für den Weg ohne QR-Code-Scan benötigen sie den Namen der Krankenkasse und die Versichertennummer, um einen Patienten anzuschreiben.

(Bild: Famedly)

In der Regel nicht. Leistungserbringer wie Ärzte sollten den Kontakt über TIM initiieren. In den Standardeinstellungen sollten Ärzte über TIM für Versicherte nicht im Verzeichnis auffindbar sein. Ärzte können selbst einstellen, ob sie im Verzeichnisdienst für Versicherte auffindbar sind, um angeschrieben zu werden. Der Redaktion bekannte Ärzte möchten keine Anfragen von Millionen Versicherten erhalten, da sie zu wenig Zeit haben, um sich noch nebenbei um die Beantwortung von Patientenanfragen über TIM zu kümmern.

Kann ich meine Krankenkasse ĂĽber TIM anschreiben?

Ja, bei einem ersten Test funktionierte das auch. Aktuell können über die TIM-Föderation der AOK auch die Barmer und die Techniker angeschrieben werden. Unklar ist, ob das so bleiben soll oder zur Testphase gehört; eine Anfrage ist ausstehend. Laut Gematik muss jede Krankenkasse gewährleisten, "dass sie von Versicherten angeschrieben werden kann. Wie dies im Einzelnen umgesetzt wird, ist individuell unterschiedlich".

Wer kann den TI-Messenger nutzen?

Derzeit nutzen vor allem Ärzte in den Modellregionen wie Hamburg den TI-Messenger, allerdings können ihn auch weitere Leistungserbringer wie Apotheken oder Pflegekräfte, Krankenkassen nutzen. AOK, Barmer und Techniker haben in ihren Apps für die elektronische Patientenakte (ePA) die Funktion des TI-Messengers mittlerweile für ihre Versicherten integriert und freigeschaltet.

So könnte ein Chatverlauf zwischen einer Ärztin und einer Patientin im TI-Messenger aussehen. Je nach Krankenkasse variiert das Design.

(Bild: Famedly)

Kann ich ĂĽber TIM auch andere Versicherte kontaktieren?

Nein, aktuell nicht. Ebenso sollen Gruppenchats mit weiteren Versicherten, die beispielsweise von Arztpraxen oder Pflegeeinrichtungen initiiert wurden, mit Austreten der Leistungserbringer geschlossen werden.

Kann ich TIM auch nutzen, wenn ich der ePA widersprochen habe?

Ja. "Der TI-Messenger wird von den Krankenkassen unabhängig von einem Widerspruch zur ePA zur Verfügung gestellt", heißt es in einem Faktencheck der Gematik. Laut Gematik ist TIM "mit der App der Krankenkasse verknüpft, über die auch der ePA-Zugriff möglich ist". So lassen sich über TIM ausgetauschte Dateien oder Fotos in der ePA speichern. Krankenkassen wie die TK bieten TIM bereits unabhängig davon an, ob eine ePA eingerichtet ist. Anderen Krankenkassen bieten die Möglichkeit ebenfalls an, wobei bei der DAK beispielsweise "die Registrierung in der DAK ePA-App" notwendig sein wird.

In einer kommenden TIM-Variante kann der TI-Messenger auch außerhalb der ePA-App genutzt werden, heißt es von der künftigen Digitalagentur Gesundheit, der Gematik. Sie verweist dabei auf eine aktuelle Diskussion auf Github, in der über die Umsetzung der Möglichkeit diskutiert wird. Derzeit befindet sich TIM meist in der App, in der sich auch die ePA befindet.

Wie sicher ist die Kommunikation ĂĽber TIM?

Alle Nachrichten beim TI-Messenger sind Ende-zu-Ende verschlüsselt, sodass medizinisch relevante und vertrauliche Informationen sicher übertragen werden können. Die Kommunikation ist mehrfach vor unbefugtem Zugriff geschützt. Kritik gibt es noch bezüglich der Meta-Daten, allerdings versprechen die Gründer des Matrix-Protokolls in einem Blogbeitrag, den Schutz der Metadaten zu verbessern.

Gibt es TIM auch fĂĽr Privatversicherte?

Aktuell noch nicht, jedoch soll sich das in Zukunft ändern: "Für private Krankenversicherer ist das Angebot des TI-Messengers in der ePA aktuell nicht verpflichtend. Es wird jedoch durch die Unternehmen geprüft, sodass es zukünftig voraussichtlich auch Privatversicherte geben wird, die den TI-Messenger nutzen", heißt es dazu von einem Sprecher des Verbands der privaten Krankenversicherungen.

Hinweis: Da TIM fĂĽr Versicherte erst ausgerollt wird, erweitern wir die Informationen bei neuen Entwicklungen.

Update

Ergänzt, dass TIM bei der TK ohne ePA-App funktioniert.

Informationen zu weiteren Krankenkassen ergänzt.

(mack)