Buchkritik: Digitale Ethik

Die Philosophin Dagmar Fenner möchte ihre Leser befähigen, IT-Neuerungen ethisch einzuordnen und deren gesellschaftliche Wirkung aktiv mitzugestalten.

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Buchkritik: Digitale Ethik
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Jeder IT-Durchbruch wirft seine eigenen ethischen Fragen auf. Wie schwierig die mitunter zu beantworten sind, weiß jeder, der in Internetforen oder sozialen Netzwerken mitdiskutiert und dabei auch Hassrede, Filterblasen und Fake News begegnet. Während sich die Probleme bei der Kommunikation im Web schon seit einigen Jahren deutlich zeigen, sind viele Fragen rund um die generative künstliche Intelligenz noch frisch; Nutzer haben dabei erst recht Mühe, Zusammenhänge und mögliche Konsequenzen auf den ersten Blick zu durchschauen.

Dagmar Fenner klärt zu Beginn wichtige Begriffe, befasst sich mit normativen Grundlagen und ethischen Leitlinien. Dabei geht es beispielsweise um den Einfluss von Science-Fiction auf die Vorstellungen, die Menschen von Robotik und KI haben.

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Den weitaus größten Teil des Buches machen die beiden Kapitel zur Ethik digitaler Medien und zur KI-Ethik aus. Die Autorin beschreibt die Folgen der Medienkommerzialisierung und betrachtet die Konfliktfelder Informationsflut, Desinformation, Fragmentierung durch Filterblasen und Echokammern sowie digitale Gewalt. Im Kapitel zur KI-Ethik widmet sie sich unter anderem dem Black-Box-Problem sowie den Gefahren von Privatheitsverlust durch Überwachung und Diskriminierung durch Bias-Effekte. Auch Maschinenethik, beispielsweise die Frage nach Roboterrechten, kommt zur Sprache.

Fenner gelingt es, das komplexe Thema für interessierte Laien verständlich darzustellen. Schnelles Überfliegen ist aber nicht angesagt – Leser brauchen Geduld und Zeit. Auch zu scheinbar allgemein bekannten Phänomenen wie Verantwortung liefert die Autorin zunächst eine Begriffsklärung. Ihre philosophischen Betrachtungen reichert sie mit praktischen Beispielen an. Farbige Tabellen und Grafiken am Ende vieler Abschnitte helfen, Zusammenhänge zu verstehen.

Ebenso wie die Experten, die 2019 das "Wiener Manifest für digitalen Humanismus" unterzeichneten, möchte Fenner dazu beitragen, dass möglichst viele Nutzer sich aktiv an der Entwicklung der digitalen Kommunikation und der künstlichen Intelligenz beteiligen. Ihre ethische Einordnung liefert dazu eine gute Grundlage.

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Dagmar Fenner

Digitale Ethik

Eine EinfĂĽhrung

  • UTB / Narr Francke Attempto, TĂĽbingen 2025
  • ISBN 978-3825262815
  • 585 Seiten, 32 € (PDF-/Epub-/Kindle-E-Book: 32 €)

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(psz)