Studie: Menschen atmen täglich 68.000 Mikroplastikpartikel in Innenräumen ein
Mikroplastik kann gesundheitliche Schäden verursachen. In Innenräumen ist die Konzentration der Partikel laut Forschern höher als bisher gedacht.
In Fahrzeuginnenräumen ist die Belastung durch Mikroplastikpartikel besonders hoch.
(Bild: Orion Production/Shutterstock.com)
Ein französisches Forschungsteam des Geowissenschaftlichen Instituts der Université de Toulouse hat herausgefunden, dass ein Mensch in Innenräumen pro Tag etwa 68.000 Partikel an Mikroplastik einatmen kann. Das Mikroplastik kann tief in die Lunge und auch in den Blutkreislauf gelangen.
Für die Studie "Human exposure to PM10 microplastics in indoor air", die in Plos.One veröffentlicht wurde, entnahmen die Forscher Luftproben aus Wohnungen und Autoinnenräumen. Sie konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen ausschließlich auf Innenräume, um herauszufinden, wie stark die Luft dort mit Mikroplastikpartikeln durchsetzt ist. Dabei stellte sich heraus, dass die Konzentration von Mikroplastik in der Innenraumluft etwa 100-mal höher ist als bisher angenommen.
Höhere Konzentration in der Innenraumluft als gedacht
Um die Konzentration festzustellen, nutzten die Wissenschaftler das Raman-Spektroskopie-Verfahren. Damit können Partikel in einer Größenordnung zwischen einem und zehn Mikrometern ermittelt werden. In bisherigen Studien seien Partikel dieser Größe übersehen worden, sodass die festgestellte Konzentration des Mikroplastiks in der Luft geringer ausgefallen war.
Die Forscher der französischen Studie stellten fest, dass mehr als 90 Prozent der entdeckten Mikroplastikartikel in Innenräumen kleiner als zehn Mikrometer sind. Gemessen wurde die Luft in Privatwohnungen und Pkws. Die Konzentration in Wohnräumen lag bei 528 Mikroplastikpartikeln pro Kubikmeter Luft. In Autos fiel die Konzentration mit 2238 Partikeln pro Kubikmeter noch deutlich höher aus. Die Forscher erklären die höhere Belastung in Fahrzeugen damit, dass es sich um kleinere Räume handelt, in denen sich viel Kunststoff befindet, wie etwa Armaturenbretter, Sitzbezüge und Teppiche. Die Erhitzung der Kunststoffflächen durch die Sonne sowie etwaige Reibung sorgen dafür, dass Mikroplastik freigesetzt wird und in die Luft gelangt.
Gesundheitsgefahren
Die Partikel unter zehn Mikrometer können dann über die Atemluft in die menschliche Lunge und von dort außerdem in den Blutkreislauf übergehen. Es besteht die Gefahr, dass sich die Partikel in Blutgefäßen, im Gehirn und in Organen ablagern und die Gesundheit gefährden. So können beispielsweise verschiedene Krankheiten ausgelöst werden, darunter Atemwegs-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.
"Die Menschen verbringen im Durchschnitt 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen wie Wohnungen, Arbeitsplätzen, Geschäften, Verkehrsmitteln usw. und sind dabei durch Einatmen der Verschmutzung durch Mikroplastik ausgesetzt, ohne darüber nachzudenken", sagt Nadiia Yakovenko, Postdoktorandin und Hauptautorin der Studie. "Was uns am meisten überraschte, war, wie viel Mikroplastik in der Luft von Umgebungen vorhanden war, die wir als sicher und vertraut ansehen, wie unsere Wohnungen und Autos."
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Pro Tag können Menschen der Studie nach in Innenräumen etwa 68.000 Mikroplastikartikel einatmen. Die gesundheitlichen Folgen können schwerwiegend sein, heißt es von den französischen Forschern.
(olb)