Apple investiert weitere 100 Milliarden in heimische Produktion und Lieferkette

Das neue "American Manufacturing Program" soll die heimische Produktion antreiben. Apples Absichtserklärung gilt als Reaktion auf Trumps Drohung höherer Zölle.

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Apples Server-Produktion in Houston

Apples Server-Produktion in Houston

(Bild: Apple)

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Apple hat angekündigt, innerhalb der nächsten vier Jahre weitere 100 Milliarden US-Dollar in die heimische Produktion und Lieferkette zu investieren. Damit erhöht der Konzern das im Februar dieses Jahres aufgelegte Investitionsprogramm auf 600 Milliarden Dollar. Nutznießer sind zehn amerikanische Zulieferer wie der Glashersteller Corning. Apples Absichtserklärung ist offenbar dem Druck Donald Trumps geschuldet, denn der US-Präsident plant höhere Zölle für den Import von Chips und Halbleitern. Ausnahmen gibt es nur für Firmen, die in den USA produzieren.

Vor knapp sechs Monaten hieß es seitens des iPhone-Konzerns noch, dass Apple 500 Milliarden Dollar in die USA investieren will. Damit sollen in den nächsten vier Jahren 20.000 neue Jobs in dem Land geschaffen werden. Allerdings waren mit den Investitionen keine iPhone-Fabriken verbunden, die Trump sich in den USA wünscht. Einige Investitionen wurden schon in den vergangenen Jahren laut, bei anderen Projekten handelt es sich um Erweiterungen vorhandener Einrichtungen. Neu war der Plan einer Server-Produktionsanlage im US-Bundesstaat Texas mit tausenden neuen Arbeitsplätzen, die 2026 ihren Betrieb aufnehmen soll.

Die jetzt verkündete Aufstockung dieses Investitionsprogramms mit dem neuen "American Manufacturing Program" (AMP) erweckt einen ähnlichen Eindruck, sodass unklar ist, was konkret neu geschaffen und was lediglich ausgebaut wird. Apple betont die enge Zusammenarbeit mit Zulieferern wie Corning, Coherent, GlobalWafers America (GWA), Applied Materials, Texas Instruments (TI), Samsung, GlobalFoundries, Amkor, und Broadcom. Diese werden die ersten AMP-Partner sein. Daneben unterstützt Apple die heimische Produktion durch den Kauf von US-Magneten im Wert einer halben Milliarde Dollar von MP Materials. Das hatte der Konzern vor rund drei Wochen verkündet.

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Apple hebt besonders die 2,5 Milliarden Dollar schwere Investition in Corning hervor, die Teil dieses 600-Milliarden-Programms ist. Corning hat bereits beim ersten iPhone 2007 das Bildschirmglas geliefert und wird aufgrund der neuen Apple-Investitionen die Belegschaft einer Fabrik im US-Bundesstaat Kentucky um 50 Prozent ausbauen können. Damit sollen künftig erstmals alle iPhones und Apple Watches mit in den USA produziertem Glas ausgestattet sein, nicht nur die in Nordamerika verkauften Einheiten.

Diese Investitionen stärken die Lieferkette vor allem innerhalb der USA, aber zu einer heimischen iPhone-Produktion, die Trump immer mal wieder betont, hat sich Apple bislang nicht bekannt. Derzeit werden die in den USA verkauften iPhones überwiegend in Indien hergestellt, erklärte Firmenchef Tim Cook kürzlich, während MacBooks, iPads und Apple Watches für den US-Markt laut Bloomberg in Vietnam produziert werden.

"Wir versuchen natĂĽrlich, unsere Lieferkette zu optimieren", sagte Cook dazu. "Und letztendlich werden wir in den Vereinigten Staaten mehr tun." Konkreten Fragen nach einer Verlegung der iPhone-Fertigung in die USA weicht der Apple-Chef aber aus. Auch Trump hat offenbar mittlerweile erkannt, dass es schwierig ist, die derzeit von hunderttausenden Mitarbeitern in Indien und China durchgefĂĽhrte Massenfertigung einfach umzuziehen.

"Ich weiß nicht, wann es so weit ist, aber es gibt viele Fabriken und Anlagen, die entweder im Bau sind oder bald mit dem Bau beginnen", sagte Trump gestern laut NBC News. "Ich kann Ihnen also nicht genau sagen, wann, aber ich möchte in etwa einem oder zwei Jahren da sein, denn ich glaube, wir werden eine Explosion erleben."

Ab Donnerstag werden die USA einige neue länderspezifische Zölle erheben. Das betrifft auch Indien, nachdem diese kürzlich russisches Öl gekauft haben. Importe aus Indien wurden bislang mit 25 Prozent verzollt, doch das erhöht Trump heute um weitere 25 Prozent. Bislang war der Strafzolleffekt noch klein und hat die Apple-Zahlen weniger beeinträchtigt als befürchtet. Zuletzt waren es 800 statt 900 Millionen Dollar Mehrkosten, doch im dritten Quartal soll es schlimmer werden: Satte 1,1 Milliarden Dollar sind für Zoll- und Handelseffekte eingeplant.

(fds)