Trump: Intel-Chef Lip-Bu Tan soll gehen
Ohne auf eine Stellungnahme oder Klärung zu warten, fordert Trump einen neuen Intel-Chef. Grund sind Verbindungen nach China.
(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)
Bei Intel bahnen sich weitere Turbulenzen an: US-Präsident Donald Trump hat von den chinesischen Kontakten des aktuellen Intel-Chefs Lip-Bu Tan Wind bekommen. Auf seiner eigenen Social-Media-Plattform fordert Trump den sofortigen Rücktritt des Intel-Chefs, ohne Antworten oder eine Untersuchung abzuwarten.
Anlass sind Tans Verbindungen nach China. Ihm gehört unter anderem die Investmentfirma Walden International, die auch in chinesische Firmen mit Kontakt zum dortigen Militär investiert. Diese Verbindungen kochten kürzlich durch einen Reuters-Bericht wieder hoch, laut dem Lip-Bu Tan mindestens 200 Millionen US-Dollar in Hunderte chinesische Firmen und Fonds investiert haben soll. Unklar ist, wie viel davon heute noch in den Firmen und Fonds steckt.
Der Bericht veranlasste den republikanischen Senator Tim Cotton, dem Intel-Vorstand wegen eines möglichen Interessenkonflikts zu schreiben. Darin vermerkt Cotton auch einen Fall von Cadence, einem der drei weltweit größten Entwickler von elektronischen Design-Automatisierungs-Tools (EDA). Cadence hat zugegeben, die chinesische National University of Defense Technology (NUDT) jahrelang mit EDA-Tools versorgt zu haben, obwohl die Universität aufgrund von Verbindungen zum chinesischen Militär seit 2015 einem US-Embargo untersteht.
Das geschah ĂĽber Drittfirmen von 2015 bis 2020, als Tan CEO von Cadence war. Die bereitgestellten EDA-Tools sollen einen Wert von etwa 45 Millionen US-Dollar gehabt haben. Cadence zahlt gut 140 Millionen US-Dollar Strafe. Cottons Brief wiederum weckte offenbar Trumps Aufmerksamkeit.
(Bild:Â Intel)
Verbindungen nach China waren längst bekannt
Die Verbindungen sind allerdings schon seit mindestens zwei Jahren bekannt. Im Juli 2023 schickte der Sonderausschuss des Repräsentantenhauses zur Kommunistischen Partei Chinas offiziell einen Brief an Tan und bat um Aufklärung. Zu dem Zeitpunkt war er Mitglied des Intel-Vorstands.
Tan wurde in Malaysia geboren und besitzt die US-StaatsbĂĽrgerschaft. Gerade wegen seiner asiatischen Kontakte wurde Tan die Stelle als Intel-Chef angeboten. Er soll Kunden fĂĽr die Chipfertigungssparte Intel Foundry finden.
Im April zitierte Reuters den Bernstein-Analyst Stacy Rasgon: Tan "stand ganz oben auf meiner Liste und auf den Listen der meisten Investoren, die ihn haben wollten. Er ist eine Legende und schon seit Ewigkeiten dabei".
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Turbulente Zeiten
Ende 2024 entließ Intels Vorstand den damaligen CEO Pat Gelsinger, woraufhin der Finanzchef David Zinsner und Produktchefin Michelle Johnston Holthaus vorübergehend die CEO-Aufgaben übernahmen. Lip-Bu Tan leitet seit März 2025 Intels Geschicke, begleitet von Massenkündigungen und eingestellten Projekten. Ein weiterer Chefwechsel würde die Unsicherheit erhöhen.
Schon der vorherige Chef Pat Gelsinger betonte, dass der chinesische Markt für Intel groß und wichtig sei. Im April 2024 sagte er, dass Intel so viele Produkte wie möglich nach China verkaufen sollte. Zum einen für den Umsatz, zum anderen könnten zu starke Restriktionen Chinas Eigenentwicklungen beflügeln, wenn sich das Land auf solche fokussiert.
Namen und Geschlecht von Stacy Rasgon korrigiert.
(mma)