20 Jahre Proxmox VE: Version 9.0 bringt Neues bei Storage, SDN-Networks und HA

Proxmox VE 9.0 ist da, bietet Snapshots für Thick-Provisioned LVM Shared Storage und eine "Fabrics"-Funktion für den SDN-Stack.

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Ein Screenshot von Proxmox

(Bild: Michael Plura / iX)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Michael Plura
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Passend zum 20-jährigen Firmenjubiläum hat die in Wien ansässige Proxmox Server Solutions GmbH die Proxmox Virtual Environment (VE) 9.0 und den dazu passenden Proxmox Backup Server 4.0 veröffentlicht. Die neuen Versionen basieren auf Debian GNU/Linux 13.0 "Trixie" und bringen dessen neue Pakete und verbesserte Hardware-Unterstützung mit. Statt des Standard-Kernels haben die Proxmox VE-Entwickler wieder einen angepassten Linux-Kernel auf Basis von Linux-6.14.8-2 gebaut.

Die Emulation und Virtualisierung der Hardware in virtuellen Maschinen (VMs) erledigt QEMU 10.0.2, das im letzten Major-Update vor allem Verbesserungen für RISC-V und ARM enthielt. Die Container stellt Proxmox VE 9.0 über LXC 6.0.4 bereit, das seit Langem leider keine spannenden Neuerungen mehr bringt – es funktioniert einfach und scheint Feature-komplett zu sein. Für die Massenspeicher ist OpenZFS 2.3.3 zuständig, das die relativ problemlose Vergrößerung von RAIDZ-Pools mit minimaler Ausfallzeit erlaubt. Datenspeicher lassen sich damit flexibel und ohne nennenswerte Ausfallzeiten skalieren, indem schrittweise neue Laufwerke zu bestehenden RAIDZ Virtual Devices (vdevs) hinzugefügt werden. Der Standard für verteilte Speicherlösungen ist nun Ceph 19.2 "Squid".

Das Projekt für Linux Container (LXC) hat in der von Proxmox VE 9.0 verwendeten Version einige Bugfixes im Changelog und freut sich vor allem über die Finanzierung durch den Sovereign Tech Fund unter der Obhut der Sovereign Tech Agency, die seit Kurzem auch Gelder in andere Projekte wie FreeBSD pumpt. Proxmox VE 9.0 erlaubt es, im Betrieb Geräte zu LXC-Containern hinzuzufügen. Für Änderungen oder um Geräte zu entfernen, muss der Container allerdings noch immer heruntergefahren werden.

Weiteres Detail: Das WebGUI erstellte LXC-Container bislang als "unprivilegiert", während im Proxmox-Terminal oder via API erstellte Container als "privilegiert" eingerichtet wurden. Da Letzteres einige Sicherheitsprobleme mit sich bringt, werden mit Proxmox VE 9.0 jetzt alle LXC-Container grundsätzlich mit eingeschränkten Privilegien angelegt.

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Das in Proxmox VE 9.0 verwendete QEMU 10.0.2 verbessert für die x86-Plattform lediglich die Emulation für String-Befehle und unterstützt die CPU-Modelle für die ClearwaterForest- und die SierraForest-v2-Architektur. Allgemein können die Optimierungen für VFIO (Virtual Function I/O) und virtio-Treiber für etwas mehr Performance sorgen. Die Änderungen in Proxmox VE 9.0 betreffen die Live-Migration von VMs und deren Import sowie einen Bugfix für Nvidia vGPUs.

Die neue Snapshot-Funktion für Thick-Provisioned LVM Shared Storage ermöglicht es, Snapshots als "Volume Chains" zu nutzen. Dabei werden nur Änderungen zum übergeordneten Volume gespeichert. Dies gilt auch für Directory-, NFS- und CIFS-Storages. Die Funktion bietet eine speicherunabhängige Snapshot-Lösung, besonders für SAN-Umgebungen, und erleichtert die Verwaltung unabhängig von der eingesetzten Hardware.

Die neue "Fabrics"-Funktion im SDN-Stack vereinfacht die Einrichtung und Verwaltung komplexer, gerouteter Netzwerke. Sie unterstützt robuste Spine-Leaf-Architekturen mit mehreren Pfaden und automatischem Failover über verschiedene Netzwerkkarten hinweg, was die Ausfallsicherheit und Leistung im Rechenzentrum erhöht. Fabrics eignet sich beispielsweise für EVPN-Underlays (Ethernet VPN) oder Ceph-Full-Mesh-Netzwerke. Der SDN-Stack von Proxmox VE 9.0 unterstützt nun OpenFabric und OSPF und bietet benutzerfreundliche Tools zur Verwaltung.

Die neuen HA-Affinitätsregeln in Proxmox ermöglichen eine gezielte Verteilung von VMs und HA-Ressourcen in Hochverfügbarkeits-Clustern. Administratoren können definieren, welche VMs oder Dienste gemeinsam oder getrennt auf Knoten laufen sollen – etwa zur Minimierung der Latenz bei verbundenen Anwendungen oder zur Erhöhung der Redundanz bei kritischen Workloads. So lassen sich Ausfallsicherheit und Performance durch flexible Steuerung der Ressourcenverteilung verbessern.

Für Mobilgeräte bietet Proxmox VE 9.0 eine verbesserte Benutzeroberfläche auf Basis des neuen Proxmox-Widget-Toolkits, das auf dem Rust-basierten Yew-Framework aufsetzt. So lassen sich Rechenzentren auch von unterwegs mal eben mit dem Handy managen.

Kurz nach der Veröffentlichung von Proxmox VE 9.0 haben die Entwickler auch den Proxmox Backup Server 4.0 freigegeben. Auch er basiert nun auf Debian GNU/Linux 13.0 "Trixie".

Der Proxmox Backup Server 4.0 unterstützt nativ S3-kompatiblen Objektspeicher als Backup-Backend. Dies erlaubt die Nutzung skalierbarer, kosteneffizienter Cloud-Umgebungen (öffentlich oder privat) zur Datensicherung per S3-API. Ein lokaler Cache reduziert API-Aufrufe, indem häufig genutzte Metadaten und Daten-Chunks gespeichert werden, was die Leistung verbessern und so Kosten senken soll. Jeder S3-Datastore wird zwar exklusiv von einer Proxmox-Instanz verwaltet, doch die Daten im Objektspeicher bleiben auch bei Serverausfall verfügbar. Dies bietet eine robuste Grundlage für Disaster-Recovery-Szenarien.

Der Proxmox Backup Server 4.0 erlaubt automatische Sync-Jobs bei Anschluss eines Wechsel-Datastores per "run-on-mount"-Flag. Dadurch werden Backups ohne manuellen Eingriff synchronisiert. Mit ZFS 2.3.3 unterstützt Proxmox Backup Server 4.0 wie auch die Proxmox VE 9.0 die Live-Erweiterung von RAIDZ-Pools. Der Backup Server fügt sich nach wie vor nahtlos in die Proxmox-VE-Infrastruktur ein, indem ein Datastore des Proxmox Backup Servers als neues Backup-Zielstorage in Proxmox VE hinzugefügt wird.

Das Proxmox Mail Gateway soll in den nächsten Wochen ebenfalls auf Debian GNU/Linux 13.0 "Trixie" aktualisiert werden. Auch am Proxmox Datacenter Manager wird weiterhin gearbeitet, die aktuelle Entwicklung der Alpha-Version kann man am besten im Proxmox-Forum verfolgen.

Sämtliche Verbesserungen und Neuerungen sowie mögliche Probleme beim Upgrade von Proxmox VE 8.4 auf 9.0 (unter "Known Issues & Breaking Changes") sind in der Proxmox-Roadmap detailliert beschrieben. Die Proxmox VE 9.0, der Proxmox Backup Server 4.0 sowie das Proxmox Mail Gateway stehen als Open-Source-Software ab sofort zum Download bereit und dürfen kostenlos eingesetzt werden. Den Zugriff auf das Enterprise-Repository gibt es ab 115 Euro (netto) pro Jahr, professioneller Support kostet zwischen 355 und 1060 Euro (netto) pro Jahr und CPU-Sockel.

Siehe auch:

  • Proxmox VE: Download schnell und sicher von heise.de

(axk)