Solarrouter fĂĽr Meshtastic im Test

Nachdem das Chatnetzwerk Meshtastic als Bastelprojekt startete, gibt es immer mehr Fertiggeräte. Der SenseCAP P1 funkt als solarbetriebener Meshtastic-Router.

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Inhaltsverzeichnis

Meshtastic ist eine praktische Möglichkeit, um im Katastrophenfall netzunabhängig und mit wenig Leistungsaufnahme zu kommunizieren. Innerorts sinkt die Reichweite jedoch durch dichte Bebauung auf ein bis zwei Kilometer, denn die vergleichsweise hohen Frequenzen um 868 MHz werden von Gebäuden stark gedämpft und typische Meshtastic-Geräte erreichen nur rund 150 der erlaubten 500 Milliwatt Sendeleistung.

Abhilfe schafft man mit Nodes an exponierten Standorten, die wahlweise im Modus "Router_Late" (für hohe Gebäude, Schornsteine etc.) oder "Router" (höchste Gebäude der Stadt, hohe Berge) alle Nachrichten erneut aussenden – dort in der Regel solarbetrieben. Bis vor einigen Monaten musste man sich diese Nodes noch selbst bauen. Wer den Lötkolben scheut, hat seit Kurzem die Möglichkeit, betriebsfertige Solar-Nodes zu kaufen.

Mehr zu Meshtastic
c’t kompakt
  • Meshtastic leitet Kurznachrichten weiter, wenn Internet und Mobilfunk ausgefallen sind.
  • Ein Meshtastic-Node wie der SenseCAP P1 kann auf einem hohen Standort die Abdeckung erheblich verbessern.
  • Das Gerät nutzt vier leicht austauschbare 18650-Zellen als Energiespeicher.

Ganz frisch auf dem Markt ist das SenseCAP Solar Node P1, ein Solarpanel, das Akkus, Ladeelektronik und die Hardware für Meshtastic in seinem Gehäuse auf der Rückseite vereint. Die Firma Seeed Studio aus dem chinesischen Shenzhen baut das Gerät und hat, bis auf die Schreibweise, keine Gemeinsamkeiten mit der gleichnamigen Berliner Band.

Man hat zwei Varianten zur Auswahl: das P1 Pro mit GNSS-Empfänger (GPS, Galileo etc.) sowie vollständig vorbestücktem Akkufach für rund 80 Euro und das P1 ohne GNSS und Akkus für rund 60 Euro (exkl. Versand). Beim P1 muss man somit noch die Kosten für 18650-Zellen einkalkulieren. Da die Zellen parallelgeschaltet sind, ist die Akkuanzahl von einer bis vier Zellen frei wählbar. Neue Zellen schlagen typischerweise mit 5 bis 10 Euro pro Stück zu Buche, gebrauchte Zellen liegen bei 2 bis 4 Euro.

Wer das P1 Pro kauft, bekommt ein schlüsselfertiges Set zur Montage an Rundmasten und muss nicht einmal mehr das Gehäuse öffnen, um die Akkus einzusetzen: Neben dem Panel findet man im Gehäuse eine Antenne mit einem Stück Antennenkabel sowie den Masthalter mit Ausleger und kippbarer Panelhalterung. Das ist praktisch, um das Panel optimal zur Sonne auszurichten oder an schlecht zugänglichen Standorten nahezu vertikal, damit im Winter kein Schnee oder Dreck darauf liegen bleibt.

Im Karton liegt außerdem eine Schelle für Mastdurchmesser bis etwa 100 Millimeter. Zum Zusammenbau des Konstrukts benötigt man ein Schraubenschlüssel- und ein Schraubendreher-Set. Letzteres hilft auch beim Öffnen des Gehäuses, um Akkus einzusetzen oder zu tauschen; neun Kreuzschrauben sichern die rückseitige Abdeckung. Die Halterung macht einen soliden Eindruck auf uns. Selbiges gilt für das Kunststoffgehäuse, dessen Deckel der Hersteller mit einer breiten Gummidichtung versehen hat.

Seeed Studio hat für das P1 ein gut aufgeräumtes Platinenlayout entworfen. Es vereint die für Meshtastic nötigen Bauteile sowie den Solarladeregler. Die 18650-Zellen sind dank Federkontakten leicht zu tauschen.

Den Platz für die Antenne hat Seeed Studio in den Mastausleger integriert. Er besteht aus zwei Bohrungen: eine für eine N-Buchse, eine weitere für eine SMA-Buchse. Beide haben eine flache Seite, sind also für Buchsen mit der Verdrehsicherung gedacht. Eine 868-MHz-Antenne und eine RP-SMA-Verlängerung, um von der Bohrung zum Antennenanschluss am Panel zu kommen, legt der Hersteller auch bei. Ein Set aus N-RP-SMA-Kabel und GFK-Stationsantenne kann man optional dazu bestellen.

Wir waren nach wenigen Minuten fertig mit dem Zusammenbau, wobei uns jedoch drei Punkte störten: Die Antenne sitzt sehr nah am Masthaltepunkt. Metallische Oberflächen in der Nähe von Antennen können aber deren Abstrahlcharakteristik negativ beeinflussen, etwa indem sie für ungewollte Richtwirkung sorgen. Um das zu verhindern, muss man beim Kauf eines P1 Pro einen weiteren Mastausleger (circa 20 Euro) einplanen, um genug Abstand zu gewinnen.

Zudem sitzt die Antennenbuchse seitlich in einer Mulde auf der Gehäuseunterseite; während man dort mit einem 8-mm-Schraubenschlüssel gerade noch so hineinkommt, um den Stecker festzuziehen, ist das vernünftige Abdichten mit selbstverschweißendem Klebeband extrem schwierig. Dieser Schritt ist aber essenziell an Standorten, die naturgemäß dem Wetter ausgesetzt sind, damit die Verbinder langfristig trocken bleiben.

Zuletzt ist RP-SMA als Antennenanschluss eine fragwürdige Wahl, denn dieser Verbinder entstand für WLAN-Hardware aus einer Vorschrift des US-amerikanischen Funkregulierers FCC heraus und ist auch nur für WLAN-Geräte üblich. Der Unterschied zu SMA: Bei RP-SMA sitzt der Stift in der Buchse und sein Gegenstück im Stecker. Außerhalb von WLAN-Anwendungen ist jedoch SMA der übliche Verbinder. Ein Drama ist das nicht, denn Adapter gibt es und wer sich wirklich daran stört, kann die RP-SMA-Buchse gegen ein SMA-Pendant tauschen; auf der Platine ist eine u.FL-Buchse, Pigtails dafür gibts wie Sand am Meer.

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