"World War Z VR" ausprobiert: Der größte Gegner ist die Langeweile

In "World War Z VR" kämpfen Spieler nicht nur gegen rasend schnelle Untote, sondern auch gegen maue Grafik und ödes Gameplay.

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Eine Person lädt eine Pistole nach, während Unmengen von Zombies über Hochhäuser stürmen.

"World War Z VR" für Meta Quest und Steam VR bringt Unmengen von Untoten auf den Bildschirm.

(Bild: Saber Interactive)

Lesezeit: 8 Min.
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Wer an den gleichnamigen Horror-Blockbuster aus dem Jahr 2013 mit Brad Pitt denkt, hat vermutlich sofort eine Szene vor Augen: Tausende Untote rennen ungebremst auf eine Mauer zu, bis sie sich hoch genug stapeln, um diese zu überwinden. Genau dieser ikonische Moment aus einem der größten Hits des Zombie-Booms der 2000er- und 2010er-Jahre bildet die Vorlage für das Kern-Gameplay von "World War Z VR". In Saber Interactives neuem VR-Shooter geht es nämlich vor allem darum, riesige Horden von Untoten wegzuballern, bevor sie einen überrennen.

Im Gegensatz zur ersten Lizenzumsetzung von 2019 für PC und Konsolen, verzichtet Saber in der VR-Version für Meta Quest 3 und SteamVR auf einen Koop-Modus. Stattdessen bietet "World War Z VR" ein Solo-Erlebnis mit linearen Missionen, einem klaren Fokus auf Action statt Taktik und KI-Begleitern, die ihren Job eher durchwachsen erledigen.

Bereits in den ersten Spielminuten wird deutlich: Hier bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Die Zombies greifen beim Weg durch die linearen Levelabschnitte immer wieder in Wellen an, stürmen durch enge Gänge und lassen nur selten ruhige Momente zu. Zur Abwehr steht ein breites Arsenal an Maschinengewehren, Schrotflinten, Pistolen, Wurfgeschossen und aktivierbaren Fallen zur Verfügung. Nahkampf findet hingegen nicht statt. Die Gegner agieren dabei nicht besonders clever, dafür aber in großer Zahl. Laut Entwicklern sollen bis zu 200 Untote gleichzeitig in einer Welle auftauchen können. Entsprechend chaotisch geht es zur Sache.

Die Kämpfe gegen die beeindruckenden Zombie-Horden sind die klaren Höhepunkte von "World War Z VR".

(Bild: Saber Interactive)

Die Wellen in Schach zu halten, macht durchaus Spaß. Voraussetzung ist natürlich eine Vorliebe für schnelle, repetitive VR-Shooter, in denen Reaktion und Übersicht wichtiger sind als gezieltes Vorgehen. Wer allerdings auf Taktik, ruhige Passagen oder Horroratmosphäre hofft, wird hier nicht fündig: "World War Z VR" setzt auf Dauerbeschuss statt Nervenkitzel. Zwischen den Missionen lassen sich Waffen und Ausrüstung verbessern und neue Vorteile und Modifikationen freischalten. Aufgrund der strikt linearen Levelstruktur gibt es aber kaum alternative Routen oder Platz zum Erkunden.

Der Kampf gegen die Zombies bleibt in "World War Z VR" allerdings nicht die einzige Schlacht, die Spieler schlagen müssen. Zwischen den Wellenangriffen steht vor allem ein Gegner im Raum: Uninspiriertes Level- und Quest-Design. Saber schickt Spieler in manchen Abschnitten gleich mehrmals hin und her, um Sicherungen zu wechseln, Schalter zu betätigen oder Stromkästen zu finden. Dazu kommen teils unfair platzierte Checkpoints. Wer an einer großen Zombie-Welle scheitert, muss damit rechnen, bis zu 15 Minuten Levelschlauch wiederholen zu müssen, bis er noch einmal an den Punkt des Scheiterns zurück darf. Spätestens seit Metas VR-Spiel-Design-Tipps haben wir es schwarz auf weiß, wie sehr unnötig lange Abschnitte in Virtual Reality frustrieren können.

Viele Designentscheidungen gehen auch klar an Best Practices in VR-Spielen vorbei. Wer in der Hektik sprinten will, muss den Analogstick dauerhaft gedrückt halten und auf seine Ausdaueranzeige achten. Blöd nur, wenn diese gar nicht sichtbar ist. Für die Lebensanzeige und den Ausdauerbalken muss erst das linke Handgelenk angehoben werden, an dessen Innenseite eine Smartwatch mit den entsprechenden Anzeigen hängt. Das ist vor allem in hektischen Situationen maximal unintuitiv.

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Ein weiteres Negativbeispiel ist das manuelle Nachladen, das durch irreführende Signale erschwert wird und auf gängige Bewegungsroutinen pfeift. Die Schrotflinte kann beispielsweise nicht durch das typische Rückziehen des Vorderschafts nachgeladen werden, sondern erfordert einen Knopfdruck. Zudem ist nicht immer klar, ob man erst das leere Magazin aus der Waffe entfernen oder schon das neue hineinstecken muss, da der Signalplatzhalter in beiden Fällen identisch gefärbt ist. Es daher immer wieder zu Verwechslungen.

Immerhin: Saber Interactive bietet neben einem realistischen Modus, bei dem jeder Handgriff sitzen muss, auch eine vereinfachte Variante an. Dabei reicht es, die leere Waffe nur an die Bauchtasche zu halten, um nachzuladen – eine willkommene Erleichterung in den hitzigen Kämpfen. Der Rest ist Standardkost: Sekundärwaffen sitzen an einem anpassbaren Holster, Primärwaffen hängen am Rücken, Munition befindet sich im Bauchgurt, Granaten landen in der Brusttasche.

Die Waffen wirken glaubwürdig modelliert und das Schussgefühl kommt bei Gewehren und Schrotflinten ordentlich rüber. Woran es aber hapert, sind die Trefferreaktionen der Zombies. Zwar gibt es einige wenige Splattermomente mit herumfliegenden Körperteilen und Blutfontänen. Insgesamt kommt "World War Z VR" für einen Zombie-Shooter ab 18 aber doch recht handzahm daher.

Neben einem breiten Waffenarsenal dürfen Spieler in "World War Z VR" auch Fallen wie Hochspannungsfelder oder Stacheldraht einsetzen.

(Bild: Saber Interactive)

Abgeschossene Untote lösen sich häufig sehr schnell auf und reagieren nur unregelmäßig auf Treffer. Ballern wir in einen sich auftürmenden Pulk, fühlt es sich eher an, als würden wir bei "Power Wash Simulator VR" eine alte Bruchbude mit dem Dampfstrahler vom Schmutz befreien. Auch die Durchschlagskraft von Granaten ist ausbaufähig. Wer in Situationen mit großen Gegnergruppen auf Flächenschaden angewiesen ist, staunt nicht schlecht, wenn das Wurfgeschoss zur Wunderkerze wird und nur einen einzigen Untoten von seinem Leid befreit.

Da der Titel aktuell ausschließlich im Einzelspielermodus spielbar ist, der Kampf gegen die Horden allein aber kaum machbar ist, stellt uns "World War Z VR" zwei computergesteuerte Begleiter zur Seite. In ruhigen Momenten funktionieren sie gut, geraten bei großen Horden aber schnell an ihre Grenzen: Statt sich an strategisch wichtigen Punkten zu platzieren, bleiben sie oft mitten in der Menge stehen oder reagieren zu spät auf Angriffe. Dass ein kooperativer Mehrspielermodus fehlt, fällt besonders dann negativ auf, wenn man das 2019 veröffentlichte Hauptspiel kennt. Dort bildete das Zusammenspiel im Team das Herzstück des Erlebnisses.

Die Kampagne besteht aus drei Missionen, die durch New York, Tokio und Marseille führen. Jede Umgebung bringt eigene Herausforderungen mit sich, etwa enge U-Bahn-Schächte oder offene Plätze voller Feindbewegung. Grafisch bewegt sich die Quest-Version dabei im unteren Mittelfeld und wirkt eher, als wäre sie für die technisch überholte Quest 2 entwickelt worden. Die Umgebungen sind zwar abwechslungsreich, wirken aber oft matt und detailarm.

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Einen Einfluss auf die Kernspielmechanik hat die visuelle Gestaltung zwar selten, die Immersion leidet jedoch, wenn es kaum visuelle Höhepunkte gibt. In den zu Beginn vielen dunklen Abschnitten ist es zudem schwer, Gegner zu erkennen oder sich zu orientieren. Lichtquellen sind spärlich gesetzt, stimmungsvolle Lichteffekte kaum vorhanden. Auf dem PC sieht das etwas besser aus, bleibt aber ebenfalls weit hinter dem zurück, was technisch möglich wäre.

Hinzu kommen kleinere technische Probleme: Manchmal flackert der Bildschirmrand, tote Zombies schweben über dem Boden oder man clippt durch Wände. Auch Texturen wirken stellenweise sehr flach. Immerhin bleibt die Framerate auch bei viel Bewegung stabil, was angesichts der Masse an Gegnern eine positive Überraschung ist.

"World War Z VR" wollte sich aus dem überlaufenen Genre der VR-Zombie-Shooter ausgerechnet mit alles überrennenden Zombie-Horden abheben. Das ist Saber Interactive zwar gelungen, mehr aber leider nicht. Schon in den ersten Stunden setzt bei der hektischen Zombie-Action ein Wiederholungseffekt ein und auch in den ruhigen Passagen schwächelt das Spiel mit monotonen und stumpfen Schlüssel- und Schalterrätseln. Statt Horroratmosphäre und Schockmomenten sorgt ausschließlich das gigantische Gegneraufkommen für Spannung.

Wer Freude an schnellen VR-Shootern hat und keinen Wert auf taktische Tiefe legt, kann in den knapp sechs Stunden Spielzeit auf seine Kosten kommen. Wirklich glänzen kann das Spiel allerdings nicht. Die Technik ist durchwachsen, die Steuerung nicht immer durchdacht, Missionsziele langweilig, die KI nur bedingt hilfreich und das Trefferfeedback eher schwach. Auch grafisch ist viel Luft nach oben. Dass ein Multiplayer-Modus komplett fehlt, dürfte zudem viele Spieler abschrecken.

"World War Z VR" ist ab sofort für Meta Quest und SteamVR erhältlich. Der Preis liegt bei 20 Euro. USK ab 18.

(joe)