FAQ: Digitale Spiegelreflexkameras
- Rebecca Stolze
Wechsel von Analog zu Digital
Ich habe erste Erfahrungen mit analogen Spiegelreflexkameras gesammelt und möchte mir jetzt ein digitales Modell kaufen. Gibt es Unterschiede, die ich beachten sollte?
Bei den meisten digitalen Spiegelreflexkameras ist der Sensor kleiner (APS-C; ca. 22,2 mm x 14,8 mm) als das typische Kleinbild-Filmformat (24 mm x 35 mm). Schon vorhandene Objektive können – vorausgesetzt, sie haben den passenden Bajonettanschluss – angeflanscht werden, verhalten sich aber anders als an der Analogen. Obwohl ein Linsenkonstrukt beispielsweise eine Brennweite von 50 Millimeter aufweist (die Brennweite beschreibt den Abstand des Brennpunktes von der ihm zugeordneten Hauptebene und der ändert sich nicht), hat es den Anschein, als fotografierte man mit einer 80-mm-Optik. Durch den kleineren Bildaufnehmer treffen die Randstrahlen nicht mehr auf den Bildaufnehmer und werden daher nicht aufgezeichnet. Dieser Umstand wird mit dem Cropfaktor (oder auch Formatfaktor) umschrieben, den jeder Hersteller angibt. Im oben genannten Beispiel müsste mit einem Faktor von 1,6 gerechnet werden.
Sensorgröße
Bei der Suche nach einer neuen Kamera bin ich bei der Sensorgröße über Zollangaben wie 1/2,3" gestolpert. Was bedeutet das?
Die Größenbezeichnung in Form eines Bruches (wie etwa 1/1,7" oder 1/2,33") hat ihren Ursprung in der frühen Videotechnik, als man bei Kamera-Bildaufnehmerröhren (Vidikons) den Glas-Außendurchmesser in Zoll oder den heute noch in der Klempnerei üblichen Zoll-Brüchen angab. Konstruktionsbedingt tasteten Ein-Zoll-Röhren (25,4 mm) nur Bilder mit einer Diagonalen von rund 16 Millimeter ab: Etwa ein Drittel fiel wegen des Glasrandes weg. Als Grundlage zur Bildkreisberechnung legten die Bildsensor-Hersteller später einen Wert von 16,8 Millimeter für den Ein-Zoll-Chip mit einem Seitenverhältnis von 4:3 fest, damit ergeben sich 22,5 Millimeter für einen Fourthirds- oder 11 Millimeter für einen 1/1,7"-Sensor. Je größer also die Zahl unter dem Bruchstrich, desto kleiner der Sensor – nachteilig für Rauschverhalten und Empfindlichkeit.
Verrauschte Bilder
Ich habe mir eine teure Spiegelreflexkamera gekauft, trotzdem sind meine Bilder häufig verrauscht. Was mache ich falsch?
Das Rauschverhalten einer Kamera steigt zum einen bei hohen Temperaturen und zum anderen bei hohen ISO-Empfindlichkeiten. Daher sollte die SLR bei längeren Pausen ausgeschaltet werden, um so zumindest die Betriebstemperatur nicht in die Höhe zu treiben. Die Empfindlichkeit wiederum sollte so klein wie möglich gewählt werden, da das digitale Rauschen mit der Körnigkeit eines Analogfilmes vergleichbar ist – hohe ISO-Zahl = grobe Körner beziehungsweise viel Rauschen. Sie sollten daher stets die niedrigstmögliche ISO-Empfindlichkeit einstellen, bei der sich gerade noch kein verwackeltes Bild ergibt.
Verschmutzter Sensor
Meine Urlaubsfotos haben Flecken, obwohl ich die kamerainterne Sensorreinigung genutzt habe. Kann ich ihn selber reinigen?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Chip einer Kamera selbst zu reinigen. Für eine Trockenreinigung eignen sich Pinsel oder ein Blasebalg – allerdings verteilen diese den Staub meistens nur innerhalb des Gehäuses, wo er sich schnell wieder auf dem Sensor absetzen kann. Eine Alternative sind teure „Spezialwerkzeuge“ wie ein Pinsel, der sich durch Rotation statisch auflädt, oder ein „Staubsauger“, der durch eine Druckluftflasche und eine spezielle Düse Unterdruck aufbaut – aber Vorsicht, dieses Gerät neigt bei falscher Bedienung dazu, sich am Sensor festzusaugen und im Extremfall größere Schäden zu verursachen. Für klebrige Verschmutzungen gibt es spezielle Nassreiniger, die teilweise mit passgenauen Spachteln, fusselfreien Tüchern und Reinigungsflüssigkeit angeboten werden. Diese vergleichsweise kostspielige Variante kann durch einen Gang zur Apotheke und zur Eisdiele vergünstigt werden. In der Apotheke besorgen Sie sich hochreinen Methylalkohol (Methanol) oder Isopropanol, beim Eismann ein Eis im Becher und den Plastiklöffel dazu. Jetzt brauchen Sie noch ein sauberes Brillenputz- oder Mikrofasertuch und fertig ist das Reinigungskit der Marke Eigenbau. Sie träufeln etwas Alkohol auf das Tuch, schlagen es einmal um die flache Seite des Löffels und streichen sanft über den Sensor. Bei allen Methoden sind natürlich Sorgfalt, ein ruhiges Händchen und eine saubere Umgebung gefragt.
Spiegelreflex versus spiegellos
Ein Freund hat mir von einer digitalen Spiegelreflex abgeraten – ich solle stattdessen lieber zu einer spiegellosen Systemkamera mit Wechselobjektiven greifen. Wo liegen die Unterschiede?
Die meisten Systemkameras sind durch den Wegfall des Spiegelkastens kleiner und leichter als herkömmliche DSLRs und passen unter Umständen auch in ausgebeulte Hosentaschen. Auch die Objektive können für diese Kameraklasse durch das geringere Auflagenmaß kompakter gebaut werden. Bis auf einzelne Ausnahmen hat diese recht neue Gerätegruppe keinen optischen oder elektronischen Sucher; das Motiv können Sie nur über das Display wählen, das durchgängig anzeigt, was vor der Linse passiert. Das ist bei den SLRs anders: Hier zeigt der Monitor nur eine Live-Ansicht, wenn der Spiegel hochgeklappt wird und so nicht mehr im Strahlengang liegt. Bei starkem Sonnenlicht oder sehr schlechten Lichtverhältnissen wiederum ist der optische Sucher einem Display vorzuziehen, da man auf diesem dann meistens kaum was erkennen kann. Viele „alte Hasen“ bevorzugen auch den Blick durch den Sucher, da er oft ein bewussteres Fotografieren mit sich bringt. Bei der Fokusgeschwindigkeit haben die Spiegelreflexe durch einen speziellen Fokussensor noch die Nase vorn, der Kontrastfokus über den Sensor in den Systemkameras ist noch messbar langsamer. (rst)