Xbox Ally ausprobiert: Es fühlt sich einfach richtig an
Dank Controller-Griffen liegt der Xbox Ally hervorragend in der Hand. Auch auf Software-Seite hat Microsoft am Komfort gearbeitet.
Der Xbox Ally X ist mit Controller-Griffen ausgestattet: eine echte Komfortverbesserungen für Mobilspieler.
(Bild: heise medien)
Ab dem 16. Oktober haben Valves Steam Decks neue Konkurrenz: Auf der Gamescom haben Asus und Microsoft den Release-Termin für die Handhelds Xbox Ally und Xbox Ally X angekündigt – und mehrere neue Software-Features angekündigt.
heise online konnte auf der Gamescom kurz Hand anlegen und mit Entwicklern von Asus und Microsoft sprechen. Dabei zeigte sich: Microsoft meint es ernst und steckt viel Arbeit in maßgeschneiderte Handheld-Software. Und es ist eine gute Idee, Handheld-PCs mit Controller-Griffen zu versehen. Darunter leidet zwar die Tragbarkeit, doch der gesteigerte Gaming-Komfort kompensiert das locker.
Der Xbox Ally liegt hervorragend in der Hand, die Controller-Griffe dürften sich sowohl für Fans von Xbox- als auch von Playstation-Handhelds vertraut anfühlen. Mit den Griffen einher gehen intuitive Dimensionen der weiteren Steuerelemente: Die XYBA-Knöpfe sind genau da, wo sie die Finger erwarten. Auch die Schulterknöpfe sind gut platziert, und die Trigger haben etwas mehr Spiel als bei vielen anderen Handheld-PCs. Mit einem Gewicht von rund 700 Gramm sind die Allys dabei gar nicht viel schwerer als das Steam Deck. Wer Wert auf maximale Tragbarkeit legt, ist mit der 500 Gramm schweren und deutlich kleineren Switch 2 trotzdem besser beraten.
Grafikpower dank Ryzen Z2 A
Die Xbox-Ally-Handhelds baut Asus in Zusammenarbeit mit Microsoft. Für die nötige Spieleleistung haben die beiden Partner noch AMD ins Boot geholt. Allerdings setzt nur die teurere Variante Xbox Ally X auf aktuelle Hardware: In ihm sitzt der Ryzen AI Z2 Extreme mit acht CPU-Kernen (drei Zen 5, fünf Zen 5c) und 1024 RDNA-3.5-Shader-Kernen. Der Ryzen Z2 A im normalen Xbox Ally entspricht lediglich dem Technikstand von Ryzen 3000 aus dem Jahr 2019. In ihm sitzen vier Zen-2-Kerne und 512 RDNA-2-Shader-Kerne.
Ein 7 Zoll großer Full-HD-Bildschirm gibt bis zu 120 Bilder pro Sekunde aus und unterstützt variable Refresh-Raten (VRR). Die Bilderwiederholrate ist höher als beim Steam Deck OLED (90 Hertz), was die Bewegungsflüssigkeit bei entsprechend hohen Bildraten verbessern kann.
Nachteil: Die Ally-Handhelds haben einen LC-Bildschirm mit IPS-Technik, obwohl OLEDs für Gaming besser geeignet sind. Laut Asus wäre es nicht möglich, OLED mit variabler Bildwiederholfrequenz (VRR, variable refresh rate) zu kombinieren, ohne die Akkulaufzeit zu torpedieren. Tatsächlich: Das Steam Deck OLED unterstützt ebenfalls kein VRR. Letztlich hat sich Asus also für VRR und gegen OLED entschieden.
(Bild: heise medien)
Wahrscheinlich ist das die bessere Entscheidung: Auf dem Ally X schwankte die Bildrate des von uns gespielten "Doom The Dark Ages" nämlich kräftig zwischen 70 und 40 FPS. Ohne VRR würden Spieler hier ständig Bildrisse (Tearing) zu sehen bekommen, solange man die Bildrate nicht begrenzen möchte.
Ohne OLED müssen Spieler also auf die schnellen Reaktionszeiten und besseren Kontrastwerte eines OLED-Displays verzichten, wenn sie sich für einen Ally entscheiden. Die Bilddarstellung hinterließ beim ersten Ausprobieren trotzdem einen guten Eindruck: Farben wirkten kräftig, das von IPS-LCDs bekannte Durchscheinen der Hintergrundbeleuchtung (Backlight Bleeding) lässt sich aber nicht wegdiskutieren. Dunkle Abschnitte in "Doom The Dark Ages" wirken eher bläulich als wirklich schwarz.
Auf die reinen Performance-Zahlen sollte man noch nicht allzu viel geben: Es gibt zu viele Variablen und zu viele Einstellungsmöglichkeiten, um jetzt schon auf die Kapazitäten der Ally-Handhelds zu schließen. Klar ist lediglich, dass die Version ohne X am ehesten für Spiele ohne hohen Grafikanspruch genügt.
Desktop- oder Handheld-Windows
Microsoft hat in den vergangenen Monaten viel an Software-Optimierungen für Handheld-PCs gearbeitet. Das Hauptresultat dieser Anstrengungen ist eine neue Oberfläche für Handhelds, in die das Gerät standardmäßig bootet. Dieses spezielle Xbox-Interface lädt nicht alle Hintergrundprozesse, die üblicherweise bei Windows laufen. Das soll Leistung sparen und das Nutzererlebnis auf das Gaming-Kerngeschäft fokussieren. Über das Interface können Nutzer auf eine kombinierte Bibliothek aus mehreren Spiele-Stores zugreifen, darunter neben dem Xbox-Store auch Steam. Selbst die Installation dieser Spiele-Stores soll grundsätzlich möglich sein, ohne in die Desktop-Ansicht wechseln zu müssen.
Wer möchte, kann jederzeit in den Desktop-Modus wechseln, um etwa mehr Kontrolle über sein System zu bekommen und alle Windows-Features auszuschöpfen. Microsoft hat hier offensichtlich bei Valve abgeschaut. Beim Wechsel vom Desktop-Modus zurück in den Handheld-Modus muss der Handheld allerdings neu gestartet werden, um alle Optimierungen wieder zu aktivieren.