Deutsche Bahn: GSM-R im Plan

Auf der Schienenverkehrsmesse Innotrans in Berlin erklärten die Deutsche Bahn und Nortel Networks die Installation des digitalen Funknetzes für die Eisenbahnen GSM-Rail (GSM-R) zu einer Erfolgsgeschichte.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf der Schienenverkehrsmesse Innotrans in Berlin erklärten die Deutsche Bahn und Nortel Networks in einer gemeinsamen Pressekonferenz die Installation von GSM-Rail (GSM-R) zu einer Erfolgsgeschichte. Insbesondere die Deutsche Bahn wies Berichte zurück, nach denen GSM-R nicht rechtzeitig fertig werde und sich obendrein exorbitant verteuere. "Die Geschichte stimmt so einfach nicht", erklärte Helmut Glanzer, CIO der für die Fahrwege zuständigen Tochter DBnetz. "Seit März erklären wir, dass die Einführung von GSM-R stufenweise erfolgen wird." Informationen über den aktuellen Stand des Projektes finden sich auf einer eigens eingerichteten Website.

GSM-R ist eine Weiterentwicklung von GSM, die auf die besonderen Bedürfnisse von Eisenbahnbetrieben ausgerichtet ist. Zu den besonderen technischen Eigenschaften zählen unter anderem deutlich kürzere Rufaufbauzeiten und stabile Verbindungen bis zu einer Reisegeschwindigkeit von 500 Kilometer pro Stunde. ASCI-Features (Advanced Speech Call Items) stellen beispielsweise weitere sicherheitsrelevante Funktionen bereit, wie etwa die Priorisierung von Anrufen sowie Sammel-oder Gruppenrufe. Über die Technik, damit verbundene Standards und Spezifikationen informiert auch eine spezielle Site des Internationalen Eisenbahnverbands UIC

Nach Darstellung von Glanzer hat die Deutsche Bahn derzeit die Fahrstände von 7.600 Zügen mit Dual-Mode-Technik ausgerüstet, mit der sie analog wie digital im neuen GSM-R kommunizieren können. Ende des Jahres sollen es 8500 Züge sein. Von insgesamt 2800 Funkstationen seien 2600 fertig. Das Vorgehen, zunächst die Züge, dann die Strecke umzurüsten, erklärte Glanzer mit Altlastenumstellungen nach der Vereinigung von Ost und West und dem Mischmasch von 9 verschiedenen Kommunikationssystemen. Dabei räumte er ein, dass man bei der Bahn zu spät erkannt habe, dass das von Arcor übernommene TK-Netzwerk überhaupt nicht den Ansprüchen an ein modernes Kommunikationssystem genügte. Zum 1. Januar 2005 sollen zunächst 1300 Kilometer im Südwesten der Republik komplett auf GSM-R umgestellt werden, im Juli folgen in dieser Region weitere 2300 Kilometer, bis Dezember dann 20.000 Kilometer des Hauptstreckennetzes. Im Jahre 2006 werden dann 4000 Kilometer für GSM-R erschlossen, die heute über gar keine Funkabdeckung verfügen. Bis 2013 sollen die restlichen 8000 Kilometer folgen, die als Nebenstrecken deklariert sind. Als Beispiel für funktionierenden digitalen Zugfunk nannte die Bahn die ICE-Neubaustrecke Köln-Frankfurt, auf der der analoge Funk nur als Notfallsystem installiert ist.

Bei Nortel Networks stieß die deutsche Diskussion auf Unverständnis. Zusammen mit Karpsch CarrierCom freute man sich auf der Innotrans, den Auftrag der tschechischen Eisenbahnen für die Installation eines GSM-R-Netzes bis Mitte 2005 gewonnen zu haben. "GSM-R ist auf dem besten Weg, ein weltweiter Standard zu werden", behauptete Scott Wickware, für GSM-R und UMTS zuständiger Vizepräsident bei Nortel. "GSM-R gibt es heute in 15 Ländern, bis 2006 werden sich Eisenbahnen in 26 Ländern auf die Technik verlassen. Weltweit gibt es 90.000 Kilometer Bahnstrecken mit GSM-R, davon hat Nortel 60.000 Kilometer installiert." (Detlef Borchers) / (jk)