Hintergründe unklar: Große Firewall hat China kurz vom Internet abgeschnitten
Mithilfe der Großen Firewall kontrolliert Peking, was Menschen in China online sehen. Am frühen Mittwoch hat die vorübergehend fast alle Verbindungen gekappt.
(Bild: FOTOGRIN/Shutterstock.com)
Das chinesische Internet war in der Nacht zu Mittwoch für etwas mehr als eine Stunde weitgehend vom restlichen Internet abgeschnitten, die Hintergründe sind unklar. Das hat eine Gruppe namens "Great Firewall Report" publik gemacht, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Chinas Internetzensur zu beobachten. Laut einer detaillierten Analyse hat Chinas Große Firewall zwischen kurz nach Mitternacht am Mittwochmorgen für genau eine Stunde und 14 Minuten alle Verbindungen auf dem TCP-Port 443 blockiert, was massive Unterbrechungen zwischen dem chinesischen Netz und denen im Rest der Welt zur Folge hatte. Verantwortlich sei entweder ein neues Gerät, das in dem Zensursystem installiert wurde, oder ein bekanntes Gerät, das anders oder falsch funktioniert habe.
Viele offene Fragen
Laut den Ausführungen der Gruppe hat diese die Blockade auf verschiedenen Wegen bestätigt. Herausgestellt habe sich, dass nur ein bestimmter TCP-Port betroffen war. Andere übliche TCP-Ports waren demnach ansprechbar, ein Scan ausnahmslos aller verfügbaren Ports konnte nicht mehr abgeschlossen werden, weil die Sperrung da bereits aufgehoben worden war. Was genau für den vorübergehenden Verbindungsabbruch verantwortlich war, ist völlig unbekannt, chinesische Behörden werden sich dazu mit Sicherheit nicht äußern. Gelegentlich werden in der Volksrepublik gezielt Internetverbindungen blockiert, um den Austausch in der Bevölkerung über bestimmte Themen zu unterbrechen. Bislang gibt es aber keine Hinweise auf solch ein Ereignis. Vorstellbar ist also ein Testlauf oder ein Fehler.
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Als "Große Firewall" wird ein komplexes System zur Internetzensur in China bezeichnet, mit dem die Staatsführung nicht nur den Zugriff auf bestimmte Internetseiten – etwa von Zeitungen – unterbinden will. Auch für die innerstaatliche Zensur ist es verantwortlich. In der Analyse des Great Firewall Reports wird nun darauf hingewiesen, dass unterschiedliche Komponenten der Großen Firewall für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind. Alle hätten bestimmte Fingerabdrücke und ließen sich darüber identifizieren. Im Fall der jetzt beobachteten Blockade habe man aber keinen dieser Fingerprints gefunden. Auf einer GitHub-Seite zu dem Vorfall wird noch darauf hingewiesen, dass es in Pakistan fast zeitlich Internetprobleme gegeben hat. Das Land will mit chinesischer Hilfe ein vergleichbares Zensursystem aufbauen.
(mho)