Bequem ans Ziel

Die Beine sind verknotet, der Kaffee landet auf der Hose, und der Koffer kommt mal wieder als letzter vom Band. Wer solche Unannehmlichkeiten beim Fliegen vermeiden will, sollte vorher gut planen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Diane Sieger
Inhaltsverzeichnis

Sommerzeit ist Urlaubszeit, und der Beginn der Schulferien ist für viele gleichbedeutend mit dem Beginn der Reisezeit. Unzählige Erholungswillige checken an deutschen Flughäfen ein, um mit dem Jumbojet Sonne, Strand und Meer entgegen zu fliegen. Doch für viele ist das Reisen per Flugzeug nicht nur mit der Aussicht auf Wandern in den Bergen oder Ausspannen am Hotelpool verbunden. Geschäftsreisende sehen in einem Flugzeug oft lediglich ein Fortbewegungsmittel, das sie von Meeting zu Meeting transportiert. Um stressfrei unterwegs zu sein, sollte jeder, der mehr als nur ein- bis zweimal pro Jahr in der Luft unterwegs ist, die Tipps und Tricks des Vielfliegens kennen.

Wer den Film Up in the Air oder wenigstens für den deutschsprachigen Trailer mit George Clooney gesehen hat, weiß es bereits: Fluggesellschaften belohnen Vielflieger für ihre Treue. Darum sollte man unbedingt vor Flugantritt dem entsprechenden Vielfliegerprogramm der gebuchten Gesellschaft beitreten. Bei den meisten Airlines sammelt der Kunde Meilen oder Bonuspunkte auf einem virtuellen Konto. Diese Währung kann er je nach Ausgestaltung des Programms für die Buchung weiterer Flüge, für ein Upgrade der Buchungsklasse auf einem Flug oder für ausgewählte Sachprämien aus einem Produktkatalog verwenden. Eventuell kommen für Stammkunden je nach Status – häufig in Bronze, Silber und Gold unterteilt – weitere Annehmlichkeiten hinzu. Das kann zum Beispiel der kostenlose Eintritt in Flughafenlounges, die Priority-Kennzeichnung des Gepäcks oder ein garantierter Sitzplatz auf Stand-by-Flügen sein.

Sollte aufgrund variierender Flugstrecken die Reise mit dem bevorzugten Anbieter nicht möglich sein, sollte man eine Airline wählen, die mit der Stammfluggesellschaft eine Allianz bildet, denn so lassen sich auch bei fremden Airlines Punkte sammeln. Die drei mitgliederstärksten Allianzen sind Star Alliance, Oneworld und SkyTeam – und wer genau wissen möchte, welche Fluggesellschaften in welcher Weise miteinander verbunden sind, sollte einen Blick auf Vielfliegerinfo.de werfen. Hier kann man genau sehen, wer welchem Verbund angehört.

Bei all der Sammelei gilt es natürlich, das Einlösen der Meilen oder Punkte nicht zu vergessen. Sonst trägt man zu dem riesigen Berg an Vielfliegerboni bei, den die Airlines ihren Kunden bereits schulden. Der Tagesspiegel berichtete schon vor einigen Jahren darüber, welchen Einfluss das Horten ersammelter Meilen auf die Fluggesellschaften hat. Seit auch die Nutzung von Kreditkarten in einigen Programmen mit dem Erhalt von Flugmeilen belohnt wird, ist die Sammelwut unter den Vielfliegern weiter angestiegen. Also regelmäßig das Airlinebonuskonto checken und Meilen eintauschen.

Doch Vorsicht, wer Bonusmeilen im Auftrag seines Arbeitgebers ansammelt, sollte vor privater Nutzung abklären, ob das gestattet ist. Das Bundesarbeitsgericht hat bereits 2006 entschieden, dass ein Arbeitnehmer keinen rechtlichen Anspruch darauf hat, auf Dienstreisen erworbene Meilen oder Punkte privat nutzen zu dürfen. Die Details des Urteils gibt es zum Nachlesen. Also lieber vor dem Einlösen der Punkte nachfragen, um nicht beim Boss in Ungnade zu fallen.

Sehenswert im Zusammenhang mit dem Thema Vielfliegen ist der 20-minütige Film Frequent Flyer von Gabriel Leigh. Der junge Filmemacher gehört zu den Menschen, die dem Meilensammeln voll und ganz verfallen sind. Angehörige dieser Spezies sind ständig auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit, ihr Meilenkonto zu füllen, und unternehmen teilweise Reisen, bei denen sie sich mehrere Tage lang ausschließlich in der Luft und an Flughäfen aufhalten. Ein ungewöhnlicher Einblick in eine Welt, die sicherlich nur wenigen Flugreisenden vertraut ist.

Dem Bonusprogramm einer oder mehrerer Fluggesellschaften beizutreten ist nur der erste Schritt in Richtung komfortables Reisen. Der nächste ist die richtige Platzwahl an Bord. Die meisten Airlines bieten heute bei der Onlinebuchung oder einige Tage vor Abflug die freie Sitzplatzauswahl an. Aber woher soll man wissen, welcher Platz richtig gut ist? Die Lösung liefern SeatGuru und SeatExpert. Wer Fluggesellschaft und Flugnummer kennt, bekommt hier eine Skizze des Fliegers inklusive einer Anzeige der besten und schlechtesten Sitze. Zusätzlich ermöglichen beide Webseiten einen Einblick in die Flugzeugkonfiguration, um Toiletten, Notausgänge und Steckdosen vorab zu identifizieren. Somit lässt sich schon bei der Sitzplatzwahl ein gewisser Reisekomfort garantieren.

Bei all diesen Anstrengungen, den Flug angenehm zu gestalten, kann man schon hungrig werden. Hungrig fliegen aber macht übellaunig. Noch wesentlich mehr Unbehagen bereitet schwere Kost beim Reisen. Zum Glück kann man sich auf einer Community-Website bereits vor Flugantritt anschauen, was andere Reisende in der Vergangenheit als Mahlzeit vorgesetzt bekommen haben. Zum Mitmachen einfach auf dem nächsten Flug ein Foto vom servierten Essen schießen, auf die Community-Site hochladen und die Bewertung eingeben. Ein Lob für die Fluggesellschaften, die es mit der Versorgung der Gäste genau nehmen. Und eine gute Anregung für diejenigen, die noch keine hochwertige Kost servieren.

Wenn es dann ans Packen geht, lohnt es sich, Tipps und Tricks von den Profis abzugucken. Wer beispielsweise am Ankunftsort nicht auf sein Gepäck warten, sondern gleich als Erster durch die Passkontrolle eilen möchte, sollte tunlichst nur mit Handgepäck unterwegs sein. Flugbegleiterin Heather Pool erklärt, wie man geschickt für einen 10-Tages-Trip packt, sodass alles in ein normal großes Handgepäckstück passt. Der Trick? Rollen statt falten.

Zum Schluss noch zwei nicht ganz ernst gemeinte Ratschläge. Erstens: An Bord sollte man die Mitreisenden gut in Augenschein nehmen, um kriminelle Schmuggler zu erkennen und zu überführen. Ist die Frau in Reihe 16 wirklich schwanger, oder hat sie sich vielleicht lediglich einen betäubten Affen um die Hüften gebunden? So geschehen gegen Ende des Jahres 2007. Weitere Schmuggelgüter, die sich im Handgepäck oder am Körper der Mitreisenden befinden könnten, sind Schlangen, Tauben oder Krokodile – nachzulesen unter 9 Bizarre Objects Actually Smuggled Onto A Plane.

Zweitens: Abenteuerlustige, die nichts dagegen haben, nach einem Flugzeugabsturz auf einer merkwürdigen Insel zu stranden, sollten ihren Flug über die Reisesuchmaschine Kayak buchen. Ein One-Way-Ticket von Sydney nach Los Angeles am 22. September, dem Tag an dem das Flugzeug in der TV-Serie LOST abstürzte, bringt tatsächlich Flug 815 der Oceanic Airlines auf den Bildschirm. Allerdings so teuer, dass die meisten ernsthaften Reiseplaner den Flug gar nicht erst zu sehen bekommen. Doch wenn man sich die Flüge, mit dem teuersten beginnend, nach Preis sortiert anzeigen lässt, sieht man ihn sofort. Zum Glück leitet aber ein Klick auf „buchen via Oceanic-air.com“ nur weiter auf die Wikipedia-Seite des Fluges. Eine nette Marketing-Aktion für die Serie.

Sollten diese Tipps und Tricks zum Flugreisen noch nicht reichen, bieten Vielflieger-Onlineforen wie Vielfliegertreff oder Flyertalk die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch, vermitteln Insiderinformationen sowie viele weitere Tricks und Kniffe, die den Aufenthalt an Bord eines Flugzeugs angenehmer machen. (ka)