Gamescom: Filmstiftung NRW soll Spielebranche fördern

Auf der Spielemesse Gamescom in Köln haben Branchenvertreter, Politiker und Wissenschaftler über die Entwicklungen der Branche debattiert. Ein Vertreter der Landesregierung kündigte dabei eine Neuordnung der Wirtschaftsförderung in der Wachstumsbranche an.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Auf dem Kongress der Spielemesse Gamescom in Köln haben Branchenvertreter, Politiker und Wissenschaftler über die Entwicklungen der Branche debattiert. Ein Vertreter der neuen rot-grünen Landesregierung kündigte dabei eine Neuordnung der Wirtschaftsförderung in der Wachstumsbranche an.

"Das WWW ist so wichtig wie das ABC", erklärte Marc Jan Eumann, Staatssekretär für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien. Dem Thema Medienkompetenz – oder besser: "media literacy" – sei in dem Koalitionsvertrag der Landesregierung große Bedeutung eingeräumt worden. "Wir wollen in NRW für alle Schulformen einen Medienkompetenzführerschein einführen", erklärte Eumann. Den Schülern sollen dazu Kompetenzen im digitalen Bereich vermittelt werden. Noch steht aber kein Konzept dazu fest.

Eumann verteidigte die Novelle des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags. Zwar gebe es legitime Kritikpunkte an der verabschiedeten Fassung, es sei aber wichtig gewesen, einen Kompromiss zu finden, wie eine Stellungnahme des Hans-Bredow-Instituts (PDF-Datei) aufgezeigt habe. "Auf dieser Linie wird die Landesregierung für den Staatsvertrag werben", sagte Eumann. Der Staatsvertrag soll zwar vom nordrhein-westfälischen Landtag ratifiziert werden, die neue Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) habe jedoch ein offenes Ohr für Änderungen. Die könnten allerdings erst zur nächsten Novelle des Staatsvertrags einfließen.

"Die Games-Branche beklagt zu Recht das unübersichtliche und komplizierte Verfahren bei der Bewilligung von Fördergeldern", sagte der Medienstaatssekretär. Die Landesstiftung arbeite daher an neuen Kozepten, um Games-Initiativen schnell und gezielt zu unterstützen. Der erst im vergangenen Jahr gestartete Mediencluster NRW wird voraussichtlich seine Eigenständigkeit verlieren. "Die Gesellschafter der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen werden ein Konzept erarbeiten mit dem Ziel, die Aufgaben des Medienclusters unter dem Dach der Filmstiftung zu integrieren", kündigte Eumann an. Die Förderverfahren für audiovisuelle Medien sollen gebündelt werden.

Dass es in dem Bereich viel Nachholbedarf gibt, betonte Professor Jörg Müller-Lietzow von der Universität Paderborn. So werde in Deutschland mit Computerspielen zwar zwischen 2,5 Milliarden bis 3 Milliarden Euro umgesetzt, davon entfallen aber gerade einmal fünf Prozent auf in Deutschland entwickelte Spielen. Insgesamt arbeiteten weltweit zwischen 150.000 und 200.000 Menschen in der Kernbranche, davon zirka 7000 in Deutschland. In den USA hingegen sind 63.000 Fachkräfte in der Spielebranche tätig.

Mangelhaft sei in Deutschland unter anderem die Ausbildung der Entwickler. Kanada hingegen habe bereits vor mehr als zehn Jahren mit einer konsequenten Förderung von Studiengängen und Spielefirmen begonnen und so nachhaltige Erfolge erzielt. Heute arbeiten ungefähr 14.000 Beschäftigte in der kanadischen Spieleindustrie, bei den Spiele-Exporten liegt das Land auf Platz 3.

Vorreiter sei Deutschland in den Bereichen Browser-Spielen. Hier haben die Firmen Bigpoint und Gameforge mit ihrem Geschäftsmodell jenseits der klassischen Distributoren und Handelsstrukturen sich einen Markt aufgebaut und seien dort weltweit federführend. "Deutschland ist nicht mehr nur ein "Entwicklungsland, sondern kann zum Entwicklerland werden", erklärte Müller-Lietzow. So habe Deutschland große Kompetenzen bei der Entwicklung von Brettspielen, die zum Beispiel auf dem iPad einen neuen Boom erleben könnten.

Doch gerade jetzt bestehe aber Handlungsbedarf. Neben einer konsequenten Förderung von Lehre und Forschung forderte Müller-Lietzkow auch Subventionen: "Wir benötigen Steuererleichterungen gerade auch für starke Unternehmen", erklärte der Medienwissenschaftler. Denn nur so könnte man mit anderen Standorten wie dem Gamescom-Partnerland Kanada konkurrieren. Dabei sollten sich die konkurrierenden Standorte in Deutschland mit ihren Angeboten an die Spielebranche abstimmen, um den Standort Deutschland insgesamt zu fördern. (anw)