"Spektakulär klares Bild" zeigt erstmals Babyplaneten beim Freiräumen des Orbits

Die Theorien zur Planetenentstehung sind umfangreich, teils fehlen aber Nachweise. Nun wurde beobachtet, wie ein Exoplanet eine Lücke zwischen Ringen schafft.

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Ein schwarzes Bild mit mehreren übereinanderliegenden Ringen im Zentrum. In einem schwarzen Zwischenraum ist deutlih ein gelber Punkt auszumachen.

WISPIT 2 b in seiner Lücke

(Bild: ESO/R. F. van Capelleveen et al.)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Eine internationale Forschungsgruppe hat erstmals direkt einen jungen Exoplaneten entdeckt, der in der Lücke zwischen mehreren Ringen um seinen Stern kreist, die er selbst wohl freigeräumt hat. Das berichtet die irische Universität von Galway, veröffentlicht wurde die spektakuläre Aufnahme von der Europäischen Südsternwarte ESO. Deren Very Large Telescope (VLT) war an der Entdeckung beteiligt. Der Exoplanet trägt den Namen WISPIT 2 b, ist wohl nur etwa fünf Millionen Jahre alt, höchstwahrscheinlich ein Gasriese und deutlich größer als der Jupiter. Von seinem Stern ist er demnach etwa 56 Astronomische Einheiten (AE) entfernt, also weiter als der Neptun von der Sonne. In dem System gibt es womöglich noch einen weiteren Exoplaneten.

Christian Ginski von der University of Galway ruft angesichts der Entdeckung noch einmal in Erinnerung, dass in den sogenannten protoplanetaren Scheiben um junge Sterne Exoplaneten entstehen. Die sammeln dabei das Material aus den Staub- und Gasscheiben. Deshalb ist man davon ausgegangen, dass sie Lücken in diese Scheiben reißen. Die wurden auch schon beobachtet, bislang hat man darin aber keinen Exoplaneten entdeckt und damit die endgültige Bestätigung für diese Theorie. Deshalb sei der Fund "eine große Sache", erklärt Laird Close von der University of Arizona, der eine zweite Forschungsstudie zu dem Himmelskörper geleitet hat.

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Zwar ist das System von WISPIT 2 deutlich größer als das der Sonne, aber insgesamt sehe es wohl nicht viel anders aus als das unserer Sonne kurz nach ihrer Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren, erklären die Forschungsgruppen noch. Man habe nicht erwartet, solch ein "spektakuläres System" zu entdecken, ergänzt Richelle van Capelleveen: "Dieses System wird wahrscheinlich auf Jahre hinaus ein Maßstab bleiben." Es handle sich um ein wunderschönes Exemplar, anhand dessen man jetzt die bestehenden Modelle zur Planetenentstehung überprüfen könne, ergänzt Chloe Lawlor. Andere aus der Gruppe sprechen von einer "beeindruckenden Entdeckung", die man anfangs gar nicht habe glauben können.

Wie die Forschungsgruppe aus Arizona ergänzt, haben Messungen mit einem Instrument am 6,5-Meter-Magellan-Teleskop in Chile bestätigt, dass Wasserstoffgas aus der Umgebung direkt auf den jungen Exoplaneten fällt. Das ist das Puzzlestück, das bislang gefehlt hat. WISPIT 2 b ist jetzt erst der zweite direkt abgebildete Exoplanet in dieser frühen Phase seiner Entstehung. Zum ersten Mal war ein solcher Fund 2018 gelungen, PDS 70 b hat aber nicht als Bestätigung für die Theorien zur Ursache der Lücken ausgereicht. WISPIT 2 b wird jetzt in zwei Forschungsartikeln in den Astrophysical Journal Letters vorgestellt.

(mho)