KI-Update kompakt: Metas KI-Charaktere, Grok Code, Environments, Agents4Science
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Metas KI-Charaktere sollen Jugendschutz besser einhalten
Meta reagiert auf erneute Vorwürfe zu unangemessenen KI-Charakteren mit verstärkten Schutzmaßnahmen. Laut Reuters wurden KI-Charaktere entdeckt, die Prominente wie Taylor Swift und Anne Hathaway nachahmen und sexuelle Inhalte verbreiten. Obwohl Meta Parodien von Persönlichkeiten grundsätzlich erlaubt, gehören sexuelle Darstellungen nicht in diese Kategorie.
Eine Meta-Sprecherin kündigte die Entwicklung robusterer KI-Modelle an. In der Zwischenzeit werden die Leitplanken angepasst: Jugendliche sollen nur noch mit KI-Charakteren kommunizieren dürfen, die Bildungs- und Kreativitätszwecken dienen. Das Problem mangelhafter Schutzmaßnahmen für Minderjährige betrifft allerdings die gesamte Branche – bereits jetzt laufen Klagen gegen Meta, Character AI und OpenAI.
Anthropic nutzt kĂĽnftig Nutzerdaten fĂĽrs Training
Anthropic bricht mit seiner bisherigen Praxis und wird Chat-Transkripte sowie Code-Sessions der Consumer-Versionen von Claude für das Training neuer KI-Modelle verwenden. Nutzer der kostenlosen und kostenpflichtigen Claude-Dienste können der Datennutzung widersprechen. Parallel verlängert das Unternehmen die Datenspeicherfrist von 30 Tagen auf fünf Jahre – eine Änderung, die es mit den langen Entwicklungszyklen von KI-Modellen begründet.
Ausgenommen von den neuen Regelungen bleiben kommerzielle Dienste wie Claude for Work, Claude Gov, Claude for Education sowie die API-Nutzung über Drittanbieter. Bestehende Nutzer haben bis September 2025 Zeit, ihre Präferenzen festzulegen. Die Änderungen spiegeln den intensiven Wettbewerb im KI-Markt wider, in dem Echtdaten aus Nutzerinteraktionen zunehmend als entscheidender Wettbewerbsvorteil gelten.
xAI strebt mit Grok Code Fast 1 Spitzenplatz an
Elon Musks KI-Unternehmen xAI drängt mit einem aggressiven Preismodell in den Markt für KI-Programmierassistenten. Das neue Modell Grok Code Fast 1 ist mit 20 US-Cent pro Million Input-Tokens bis zu 95 Prozent günstiger als Angebote von GitHub Copilot oder OpenAI. Dazu kommt eine beeindruckende Verarbeitungsgeschwindigkeit von 92.000 Tokens pro Sekunde mit Antwortzeiten von nur 67 Millisekunden. Der Fokus des Modells liegt auf agentischem Coding.
Grok Code Fast 1 wird vorĂĽbergehend kostenlos ĂĽber verschiedene Entwicklerplattformen angeboten.
Karpathy sieht Environments als nächste Stufe der KI-Entwicklung
Der KI-Experte Andrej Karpathy skizziert auf X eine dreistufige Evolution des KI-Trainings. Nach dem Pretraining mit Internettext und dem Finetuning mit Konversationsdaten sieht er digitale Trainingsumgebungen als nächsten entscheidenden Schritt. Diese Environments ermöglichen Sprachmodellen, mit ihrer Umgebung zu interagieren, Aktionen auszuführen und Ergebnisse zu sehen – ein Ansatz, der über die bloße statistische Imitation von Experten hinausgeht.
Langfristig bleibt er allerdings skeptisch gegenüber Reinforcement Learning als Methode, um in diesen Environments zu lernen. Menschen nutzten für solche Aufgaben andere, leistungsfähigere Lernparadigmen, die erst noch richtig entwickelt und skaliert werden müssten.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Podcast (Podigee GmbH) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Podigee GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
ChatGPT fĂĽhrt KI-App-Ranking, Google und China holen auf
OpenAIs ChatGPT behauptet seine Spitzenposition im KI-App-Ranking der Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz, doch die Konkurrenz rückt näher. Google Gemini erreicht Platz 2 mit etwa zwölf Prozent von ChatGPTs Web-Traffic, während der Abstand auf Mobilgeräten deutlich geringer ausfällt. Dort profitiert Gemini von der nativen Integration in Android-Geräte und erreicht fast 90 Prozent der Nutzerbasis von ChatGPT.
Elon Musks Grok wuchs in weniger als einem Jahr auf über 20 Millionen monatlich aktive Nutzer und landete auf Platz 4 im Web-Ranking, während Meta AI nur langsam wächst. Bemerkenswert stark zeigen sich chinesische Anbieter: Quarks von Alibaba (Platz 9), Doubao von Bytedance (Platz 12) und Kimi von Moonshot AI (Platz 17) generieren allerdings über 75 Prozent ihres Traffics aus China selbst. Der anfängliche Hype um Deepseek scheint dagegen abzuflauen – der Web-Traffic des Dienstes sank um über 40 Prozent.
Bots unter sich auf erster Wissenschaftskonferenz nur fĂĽr KI
Am 22. Oktober findet mit "Agents4Science" die erste akademische Konferenz statt, bei der KI-Systeme als Hauptautoren wissenschaftlicher Arbeiten fungieren. Initiiert wurde das Projekt vom Stanford-Informatiker James Zou, der die mangelnde Anerkennung von KI-Beiträgen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft kritisiert. Bei der Konferenz müssen alle eingereichten Beiträge von KI-Systemen stammen und werden von anderen KI-Agenten begutachtet.
Die Idee stößt nicht überall auf Begeisterung. Kritiker wie Lisa Messeri, Wissenschaftsanthropologin an der Yale University, bezweifeln die Fähigkeit von KI, wissenschaftliche Arbeiten kompetent zu bewerten und echten Erkenntnisfortschritt zu erzielen. Ein Team menschlicher Experten, darunter ein Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, wird die besten Beiträge zusätzlich begutachten und so die Brücke zwischen maschineller und menschlicher Wissenschaft schlagen.
KI ist das "unsichtbare Betriebssystem" der IFA
Künstliche Intelligenz durchdringt die diesjährige IFA in Berlin als "unsichtbares Betriebssystem". Die Technologiemesse, die laut IFA-Geschäftsführer Leif Lindner inzwischen für "Innovation For All" steht, zeigt KI-gestützte Haushaltsgeräte und smarte Roboter als zentrale Innovationstrends. Zu den Highlights zählen Backöfen, die Zutaten erkennen und Garzeiten präzise kalkulieren, sowie Putzroboter, die dank KI-Bildanalyse zwischen Schmutz und liegengebliebenen Gegenständen unterscheiden können.
Lindner betont, dass KI die Art verändere, wie wir denken, arbeiten und kommunizieren. Die Technologie sei auf der Messe "mehr oder weniger überall erlebbar" und präge nahezu alle Produktkategorien – vom intelligenten Kühlschrank bis zum vernetzten Entertainment-System.
Vivaldi will keine KI-Agenten im Browser
Während die meisten Browseranbieter KI-Funktionen integrieren, geht Vivaldi einen anderen Weg. Das norwegische Unternehmen lehnt KI-Agenten im Browser grundsätzlich ab. "Wir wollen nicht, dass du auf einen passiven Zuschauer reduziert wirst", erklärt CEO Jon von Tetzchner in einem Statement. Der Browser solle Menschen helfen, selbst zu entdecken, Ideen zu entwickeln und eigene Entscheidungen zu treffen.
Vivaldi kritisiert, dass KI-Assistenten als Vermittler zwischen Nutzer und Web die Entscheidungsfreiheit einschränken und die Kontrolle an große Technologiekonzerne übertragen. Das Unternehmen bezeichnet KI im Browser als Hype und positioniert sich mit dem Slogan "Menschen statt Hype". Ein Internet ohne Entdeckungen sei deutlich weniger spannend – eine Position, die Vivaldis langjährigen Einsatz für ein offenes, nutzerzentriertes Web unterstreicht.
(igr)