Nach GPS-Störung bei von der Leyen: EU setzt auf Verschlüsselung gegen Spoofing
Nach GPS-Störungen bei einem EU-Kommissionsflug diskutiert Europa Gegenmaßnahmen. Galileo OSNMA soll mit Verschlüsselung vor gefälschten Signalen schützen.
(Bild: ESA)
Nach der mutmaßlich absichtlich herbeigeführten Störung der Satellitennavigation bei einem Flug von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat jetzt der EU-Raumfahrtkommissar Gegenmaßnahmen in Aussicht gestellt. Andrius Kubilius, der in der Kommission zuständig für die Themen Raumfahrt und Verteidigung ist, erklärte, dass die EU die Zahl der Satelliten in einem niedrigen Erdorbit erhöhen wolle, um die Robustheit des europäischen Navigationssystems Galileo zu stärken und Störungen besser erkennen zu können. Helfen soll auch eine Verschlüsselung der Satellitendaten, die vor Kurzem in den Regelbetrieb gegangen ist.
Von der Leyens Maschine war beim Landeanflug auf die bulgarische Stadt Plowdiv von massiven Störungen der GPS-Satellitennavigation betroffen. Da offenbar gezielt das Gelände des Flugplatzes betroffen war, wird von einer bewusst herbeigeführten Störung ausgegangen. Sicherheitsexperten vermuten Russland dahinter.
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Galileo OSNMA soll helfen
"Jamming und Spoofing schaden unserer Luft-, See- und Transportwirtschaft", erklärte Verteidigungskommissar Kubilius dazu in einem Post auf X. Während beim Jamming durch Überlagerung der Frequenzen, auf denen die Satelliten senden, die Navigationssignale gestört werden, wird beim Spoofing ein gefälschtes Signal ausgestrahlt.
Kubilius merkt hierzu an, dass Galileo bereits einen Authentifizierungsdienst anbietet, um Spoofing zu erkennen. Galileo OSNMA (Open Service Navigation Message Authentication) wurde Ende Juli offiziell in Betrieb genommen. Es ist das erste System dieser Art, das auch zivilen Nutzern offensteht. OSNMA fügt den normalen Navigationsdaten eine Art "digitale Unterschrift" hinzu, die beweist, dass die Daten wirklich vom Galileo-Satellitensystem stammen.
LEO-Satelliten erschweren Störungen
Die Technik dahinter basiert auf dem TESLA-Protokoll (Timed-Efficient Stream Loss-Tolerant Authentication), das für die Übertragung über Satellit angepasst wurde. Das Besondere: Die Authentifizierung läuft zeitverzögert ab. Die Galileo-Satelliten senden zunächst die verschlüsselten Navigationsdaten. Die dazugehörigen Entschlüsselungskeys werden erst später übertragen – typischerweise nach 30 bis 300 Sekunden. Erst dann kann der Empfänger verifizieren, ob die erhaltenen Daten authentisch sind. Diese Verzögerung macht es Angreifern praktisch unmöglich, in Echtzeit gefälschte Signale mit gültigen Signaturen zu erzeugen. Sie müssten die Verschlüsselung brechen, bevor die Keys veröffentlicht werden.
Der Einsatz von Satelliten in einem niedrigen Erdorbit (Low Earth Orbit, LEO) soll indessen helfen, Störungen von Satellitennavigation zu erschweren. LEO-Satelliten haben eine niedrigere Umlaufbahnhöhe, weniger Verluste bei der Signalübertragung und stärkere Signalleistung als solche in mittlerer oder hoher Höhe. In Erweiterung zu höheren Navigationssatelliten können sie Korrekturdaten und Integritätsinformationen senden, die Störungen durch Dritte erschweren. Zudem helfen sie bei einer besseren Abdeckung von Polarregionen.
(mki)