Wie finde ich den passenden Steuerberater?

Unternehmer tun gut daran, auf die Dienste eines Steuerberaters zurückzugreifen. Aber wie findet man einen guten Steuerberater? Da der Mandant wenig von Steuerrecht versteht, kann er die Kompetenz des Anbieters nicht beurteilen. Also müssen andere Kriterien als Entscheidungshilfe dienen.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wer eine Firma gründet oder sich als Freelancer selbständig macht, ist gut beraten, von Anfang an mit einem Steuerberater zusammenzuarbeiten. Denn das Steuerrecht ist inzwischen so kompliziert geworden, dass nur noch Experten wirklich durchblicken. Wer sich das Geld für den Steuerberater trotzdem spart und die Steuererklärung lieber selber macht, zahlt am Ende deshalb häufig drauf. Abgesehen davon, dass sich ein Experte besser auskennt und einem mit seiner Arbeit viel Zeit und Ärger erspart, gibt es noch einen weiteren guten Grund einen Steuerberater zu engagieren: man kann ihn von der Steuer absetzen.

Aber nach welchen Kriterien lässt sich eigentlich bemessen, ob der Steuerberater wirklich "gut" ist? Ob er fachliche Kompetenz mitbringt und sich bei jedem Kunden bemüht, das Beste für ihn rauszuholen? Einiges davon lässt sich durch gezieltes Nachfragen abklären. Fragen Sie den Steuerberater nicht nur nach seiner Ausbildung, sondern auch, ob er und seine Mitarbeiter regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. Stellen Sie ihn mit gezielten Fragen zum Steuerrecht auf die Probe. Keine Angst, Sie müssen dafür kein Experte sein! Ein guter Steuerberater wird nicht genervt auf ihre Fragen reagieren – schließlich gehört die Beratung zu seinem Dienstleistungsangebot. Außerdem sollte ein Profi komplexe Sachverhalte so erklären können, dass auch ein Laie sie versteht. Kann der Steuerberater das nicht (oder will es nicht), sollten Sie misstrauisch werden: Ein Steuerberater bekommt von seinen Mandanten in der Regel eine Vollmacht für die steuerrechtlichen Fragen, also müssen Sie ihm vertrauen können. Aber wie sollen Sie ihm vertrauen, wenn er Ihnen nicht mal erklären kann, was er da eigentlich tut? Auf jeden Fall sollten Sie sich schon darauf verlassen können, dass das, was er beim Finanzamt abliefert auch in Ihrem Sinne ist.

"Die Auswahl eines "guten" Steuerberaters ist natürlich eine individuelle Sache. Da es hierbei um Dienste höherer Art geht, ist ein vertrauensvolles miteinander die Grundvoraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit. Dieses lässt sich aber erst in einem persönlichen Gespräch erarbeiten", erklärt Markus Deutsch, Referent für Steuerrecht & Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Steuerberaterverband in Berlin.

Tatsächlich spielt Vertrauen beim Thema Steuerberater eine ganz besonders große Rolle, denn der Kunde kann die Arbeit und die Aussagen des Steuerberaters mangels eigener Fachkompetenz in diesen Dingen eigentlich gar nicht beurteilen. Ein Vertrauensvorschuss ist daher Grundvoraussetzung für die Zusammenarbeit. Doch nicht nur dieser Punkt ist ausgesprochen individuell. Auch viele andere Kriterien sind im Grunde eher Geschmacksfragen. "Der Außenauftritt einer Kanzlei kann zum Beispiel gewisse Anhaltspunkte dafür bieten, dass die 'Chemie' stimmt", erklärt Markus Deutsch. Oder: Mag ich es eher modern oder eher konservativ? Will ich lieber eine Frau oder einen Mann als Steuerberater? Habe ich mehr Vertrauen zu einem jungen Experten oder einem "alten Hasen"?

"Für manchen Mandanten spielt es auch eine Rolle, ob und/oder wie man unterjährig über aktuelle Entwicklungen im Steuerrecht informiert wird", so Deutsch. Manche wollen das unbedingt und werten es als guten Service. Andere Kunden wollen hingegen möglichst wenig von dem Thema wissen – deswegen haben sie ja einen Steuerberater engagiert. Welche dieser Möglichkeiten einem zusagen, sagt allerdings immer noch nichts über die Kompetenz des Steuerberaters aus, sondern vielmehr darüber, wie sich jemand verhalten muss, damit wir ihm vertrauen.

Aber es ist kein Wunder, dass man sich an solchen Kriterien entlanghangeln muss. Der Mandant ist in der Regel in steuerrechtlichen Fragen ja ein absoluter Laie oder verfügt nur über ein wenig angelesenes Halbwissen. Aber wie sieht es mit dem Branchenwissen Ihres Steuerberaters aus? Weiß er etwas über Ihre Branche, kennt er die besondere Situation und die Anforderungen, die der Markt an Ihr Unternehmen stellt? "Sofern man in einer Spezialbranche tätig ist, können sicherlich besondere Kenntnisse auf diesem Gebiet auf Seiten des Beraters nicht schaden", so Markus Deutsch. "Gleiches gilt für bestimmte Länderkenntnisse". Hat Ihr Unternehmen häufig mit Kunden in den USA oder in China zu tun oder plant gar Ableger in diesen Ländern, wären entsprechende Erfahrungen und Kenntnisse Ihres Steuerberaters sicher sinnvoll.

All diese Punkte sollten Sie in einem Erstgespräch mit dem Steuerberater klären. Vorher sollte sich der Unternehmer allerdings auch darüber im Klaren sein, welche konkreten Leistungen er von einem Steuerberater erwartet. Geht es nur um die Steuererklärung oder auch um die komplette Buchhaltung? Sollen nur die Standards für das Finanzamt abgearbeitet werden oder ist auch regelmäßige Beratung in Steuerfragen gewünscht? Diese Informationen sowie den voraussichtlichen Umsatz der Firma sollte man benennen können, damit der Steuerberater auch die ungefähren Kosten für Sie abschätzen kann. .

Bei der Vorauswahl der möglichen Steuerberater kann Ihnen auch der Steuerberater-Suchservice auf der Website des Deutschen Steuerberaterverbandes helfen, der sie anhand verschiedener Suchkriterien zu den möglichen "Kandidaten" leitet. Als besonders effektiv hat sich bei der Wahl des Steuerberaters aber noch eine andere Suchform erwiesen, nämlich die "Mund-zu-Mund"-Propaganda. Für Steuerberater und Anwälte ist ein guter Ruf lebensnotwendig, denn nur die wirklich kompetenten werden weiterempfohlen. Fragen Sie deshalb bei Kollegen und Bekannten nach, welche Erfahrungen sie gemacht haben. (masi)