Hue Bridge Pro steuert 150 smarte Leuchtmittel und macht sie zu Bewegungsmeldern
Philips Hue bringt ein neues ZigBee-Gateway mit mehr Rechenpower und Softsensor-Tricks, ergänzt billige Birnen und welche mit Thread-Funk.
Schwarz statt Weiß, 90 statt 60 Euro, 150 statt 50 Leuchtmittel – die neue Hue Bridge Pro.
(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)
Am Rande der IFA 2025 hat Lichtkonzern Signify eine lange erwartete verbesserte Version des ZigBee-Gateways seiner Marke Philips Hue vorgestellt. Die Hue Bridge Pro kann im Unterschied zur weiter erhältlichen Bridge v2 ohne "Pro"-Namenszusatz mehr Leuchtmittel und Schaltzubehör verwalten. Dadurch eignet sie sich besser für große Installationen. Außerdem ist sie in der Lage, sogenannte Softsensoren zu realisieren. Aus den Positionen und Funkwellen von Leuchtmitteln leitet sie Bewegungsdaten ab. Hardware-Bewegungsmelder werden damit ein Stück weit überflüssig.
Darüber hinaus ergänzt Philips Hue das Produktsortiment um LED-Birnen, die mit Thread funken und sich via Matter-Standard ohne eine Hue Bridge in Smart-Home-Systeme einbinden. Ferner bringt die Marke eine preisgünstigere "Essential"-Leuchtmittelreihe, eine Videotürklingel sowie neue Bedienoptionen per Sonos-Sprachdienst und dem hauseigenen KI-Chatbot.
Hue Bridge Pro funkt per WLAN
Ein stärkerer Chip und mehr Speicher sollen dem Profi-Anspruch gerecht werden und für mehr Kapazität, Tempo und smarte Funktionen sorgen. Der Rechenknecht hört auf den Eigennamen "Hue Chip Pro" und setzt auf vier ARM-Kerne vom Typ Cortex-A35 mit 1,7 GHz. Ihm stehen 1 GByte Arbeitsspeicher und 8 GByte Flash-Speicher zur Seite. Damit sei der Prozessor fünfmal stärker und der ihm zur Seite gestellte Speicher gleichzeitig 15-mal größer als jener der Philips Hue Bridge v2.
Im Ergebnis lässt sich die Hue Bridge Pro nun mit bis zu 150 Lampen und Leuchten sowie 50 Schaltern und Sensoren verbinden. Zudem speichert sie bis zu 500 personalisierte Lichtszenen. Außer per LAN verbindet sich das neue Gateway wahlweise auch über WLAN mit dem Heimnetz. Das ermöglicht eine Standortwahl weit weg vom Router.
Bei der Standard-Bridge gibt es zwar kein hartes Hardware-Limit. Aber ab 50 verknüpften Produkten sinkt die Zuverlässigkeit der Schaltbefehle. Zudem weigert sich die Bridge, mehr als 200 Szenen zu speichern. Ein LAN-Kabel ist der einzige Weg für eine Heimnetz-Kontaktaufnahme.
"Softe" Bewegungssensoren eingebaut
Von der weiteren Signify-Marke Wiz übernimmt Philips Hue nun die Funktion, mit der Bewegungsautomatiken ohne Hardware-Sensoren realisiert werden können. Der Hue Bridge Pro dienen die Standorte von Leuchtmitteln und "Störungen" ihrer ZigBee-Funkwellen als Indikator dafür, ob sich jemand im Raum bewegt. Wiz realisiert das ohne Bridge und rein über die WLAN-Verbindungen in den Leuchtmitteln der Marke.
Als Bewegungsmelder dienen fast alle Hue-Leuchtmittel. Ausnahmen sind die Birnen der ersten Generation aus dem Jahr 2012 sowie tragbare Hue-Akkuleuchten und ZigBee-Leuchtmittel von Drittmarken.
Für einen verlässlichen Einsatz empfiehlt die Philips Hue mindestens drei Leuchtmittel. Bei geringerer Anzahl wird die Bewegungserkennung zu ungenau. In die Ein- und Ausschaltregeln können Zeiten des Sonnenaufgangs und -untergangs eingebaut werden. Reale aktuelle Helligkeitswerte als Automatiktrigger sind mit der Softsensorik aber nicht realisierbar. Das geht weiterhin nur mit Hardware-Bewegungsmeldern der Marke. Sie arbeitet laut Technikchef George Yianni jedoch daran, in die Regelmechanik der Hue-App die Helligkeitsdaten aus woanders im Haushalt platzierten physischen Sensoren einbauen zu können.
(Bild:Â Berti Kolbow-Lehradt)
Die Softsensorik ist kostenlos nutzbar, wenn man damit das Licht steuert. Wer damit Sicherheitsalarme mit Push-Nachrichten realisieren will, braucht ein Bezahl-Abo für 0,99 Euro im Monat. Die Hue Bridge Pro selbst kostet 90 Euro und startet noch in diesem September in den Handel. Eine Migration von einem vorhandenen Hue-Gateway zur neuen Hue Bridge Pro soll auf Knopfdruck möglich sein. Die Option, Daten mehrerer Bridges zu übernehmen, will Signify bis Jahresende nachliefern.
Erste Thread-Birne – wird Bridge Matter-Controller?
Eine neue LED-Birnenreine mit E27-Sockel (60 Euro) funkt neben ZigBee und Bluetooth erstmals auch mit Thread. Dadurch kann sie mittels des Smart-Home-Standards Matter ohne den Umweg über eine Hue Bridge in andere Smart-Home-Systeme eingebunden werden. Als Vermittlungsstelle dienen dann etwa Thread-fähige Smart Speaker von Amazon, Apple und Google.
Die Hue Bridge Pro selbst beherrscht kein Thread. Ebenso wie die vorherigen Modelle akzeptiert sie weiterhin ZigBee-Verbindungen. "Wir machen keinen kompletten Schwenk zu Thread. Das Hue-System bleibt ZigBee-basiert", erklärte George Yianni. Als Grund nannte er die gegenüber dem jungen Thread-Standard ausgereifteren Steuerlogiken und höhere Energieeffizienz von ZigBee.
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Technisch wäre es aber möglich, Thread-Funk zumindest in der Pro-Bridge per Software-Update zu ergänzen. Zudem schloss Yianni nicht aus, dass die Marke das Gateway zu einem so genannten Matter-Controller aufrüstet. Sie könnte dann ebenso wie die großen Smart-Home-Systeme Geräte diverser Marken im Smart Home steuern. "Das könnte ein sehr interessanter Entwicklungspfad sein", so George Yianni.
Billige Birnen, mehr Sicherheit
Kaufinteressierte mit kleineren Budgets will die Marke mit einer "Essential"-Reihe ansprechen. Sie umfasst E27-Lampen, GU10-Spots (beide ab 25 Euro im September) und biegbare LED-Streifen (ab 60 Euro im Dezember). Anders als die doppelt so teureren Hochpreisprodukte leuchten sie in einem kleineren Weißspektrum (2200 bis 6000 Kelvin statt 1000 bis 20000 Kelvin), geben RGB-Farbtöne etwas weniger akkurat wider und lassen sich minimal auf zwei Prozent dimmen statt auf 0,2 Prozent. Dennoch ist außer ZigBee und Bluetooth auch ein Thread-Chip eingebaut.
Als erstes Sicherheitsprodukt für die Haustür bietet Philips Hue eine 2K-Videotürklingel (170 Euro). Mit einem Weitwinkelobjektiv kann man Besuch vor der Tür aus der Ferne identifizieren und mit ihm per Gegensprechfunktion kommunizieren. Ein smarter Gong (60 Euro) von Hue kann in eine beliebige Steckdose gesteckt werden und macht das Klingeln an der Haustür auch in weiter entfernten Ecken hörbar. Beide Geräte starten im Oktober.
(Bild:Â Berti Kolbow-Lehradt)
Ebenfalls ab Oktober werden Videoaufzeichnungen der vergangenen 24 Stunden erstmals kostenlos zugänglich und benötigen kein Bezahl-Abo mehr. Ab nächstem Jahr will Hue zudem eine KI-gestützte Gesichtserkennung nachliefern. Noch zu einem unbekannten Datum soll man mit der Sprachassistenz Sonos Voice Control via WLAN-Lautsprechern von Sonos Hue-Leuchtmittel steuern können. Sie ist eine lokale Alternative zu Alexa, Google Assistant und Siri. Da sie nur Englisch und Französisch statt Deutsch versteht, ist der Nutzen hierzulande aber gering.
(afl)