Buchkritik: Wer schützt unsere Kinder?

Anhand vieler Fallbeispiele aus dem Schulalltag zeigt Silke Müller Gefahren generativer KI. Ihr Ratgeber appelliert an Eltern und Lehrer, nicht wegzuschauen.

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Buchkritik: Silke Müller, Wer schützt unsere Kinder?
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Silke Müller nimmt KI-Werkzeuge unter die Lupe und untersucht, welchen Einfluss sie auf den Alltag in Familien und Schulen haben. Damit knüpft sie direkt an ihr erstes Buch Wir verlieren unsere Kinder an. Darin warnt sie vor Cybermobbing, Fake News und toxischen Schönheitsidealen. KI-Tools bilden ihrer Meinung nach mit sozialen Netzwerken eine "schreckliche Allianz": KI-Texte verstärken die Gefahr von Fake News, KI-Bilder machen es einfacher, peinliche Fake-Fotos und -Videos herzustellen.

Als Schulleiterin hat Müller festgestellt, wie wenig Eltern davon wissen, was Kinder in sozialen Netzwerken erleben. Ihre Fallbeispiele vermitteln eindrücklich, welchen Gefahren Schüler durch KI ausgesetzt sind. Müller berichtet von einem Mädchen, dessen Mitschüler sie mit einem KI-generierten pornografischen Video bloßstellten. Eine andere Schülerin erhielt vermeintlich Chatnachrichten von einem gleichaltrigen Jungen. Tatsächlich schrieb ihr aber ein 53-jähriger Mann, der seinen Fotos mit einem KI-Filter ein jugendliches Aussehen verpasst hatte. Schüler verfremden ihre Stimme mit KI, um per Sprachnachricht Drohungen zu verschicken.

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Zwischen den Beispielen finden sich Berichte über Gespräche; per QR-Code erhalten Leser Zugang zu Audio- oder Videoaufzeichnungen davon. Bis auf einige Experteninterviews, beispielsweise mit dem Cyberkriminologen Thomas-Gabriel Rüdiger, handelt es sich um Diskussionen im Familien- und Bekanntenkreis. Jedes der aneinandergereihten Infohäppchen ist interessant, leider fehlt eine klare Struktur zur Orientierung.

Müller appelliert eindringlich an Eltern und Lehrer, sich intensiv mit KI zu beschäftigen. Die Erziehungstipps im letzten Viertel des Buchs gehen nicht über das hinaus, was auch anderswo empfohlen wird: Eltern sollten mit ihrer eigenen disziplinierten Smartphonenutzung ein Vorbild setzen, Handys im Kinderschlafzimmer sind tabu, das erste eigene Smartphone bekommen Kinder erst ab 14 und nur mit Nutzungsvereinbarung. Die Autorin bekennt, dass der Widerspruch zwischen Begeisterung für und Bedenken gegen KI sie selbst mitunter ratlos macht. Diese Ratlosigkeit stellt sich auch beim Lesen ab und an ein.

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Buchcover "Wer schützt unsere Kinder?"

Silke Müller

Wer schützt unsere Kinder?

Wie künstliche Intelligenz Familien und Schule verändert und was jetzt zu tun ist

  • Droemer/Knaur, München 2024
  • ISBN 978-3426449028
  • 224 Seiten, 21 €
  • (Epub-/Kindle-E-Book: 18 €)

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(psz)