Gamescom: Rage rast und ballert am Ende der Zeit

In ihrem 2011 erscheinenden Action-Shooter mischt die Kultschmiede id Software Schießereien, Autorennen und leichte Rollenspielelemente zu einem furiosen Endzeit-Spektakel.

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Von
  • Peter Kusenberg

Selbst mit riesigen "Mega-Texturen" läuft Rage mit 60 fps und butterweichen Animationen.

(Bild: Bethesda)

Trotz leichter Rollenspiel-Elemente stehe die schnelle düstere Action weiterhin im Mittelpunkt, versichterte Design Director Matthew Hooper.

(Bild: Bethesda)

Die Welt nach der Quasi-Apokalypse dient in der Literatur vornehmlich als Kulisse für verstörende und traumatisierende Konflikte – siehe Cormac McCarthys "Die Straße". Für die Schöpfer von Ego-Shootern hingegen ist das Szenario so verlockend wie eine Palette voller frischer Menschenhirne im Zombie-Einkaufszentrum. US-Publisher Bethesda Softworks produziert derzeit mit “Fallout: New Vegas”, “Brink” und “Rage” gleich drei Endzeit-Titel. Während einer Gamescom-Präsentation für die Presse zeigte ein Mitglied des Produktionsteams von “Rage” eine etwa halbstündiges Sequenz aus den ersten Spielstunden des Einzelspielermodus auf der Xbox 360. Der Spieler steuert einen Überlebenden einer weltweiten Katastrophe durch “Fallout 3”-ähnliche Wüsten und heruntergekommene Städte. Wie die meisten Überlebenden, stammt der Held aus einer der “Archen” genannten Rettungstransporter, die funktional den Vaults in “Fallout 3” ähneln. Der Spieler steuert den waffenkundigen Kerl durch verschiedene Städte, in denen er Aufträge erhält. Wie in klassischen Rollenspielen erledigt er Nebenquests und Hauptquests, wobei Letztgenannte die Story befördern. Tatsächlich sind die Städte unterschiedlich gestaltet, es gibt etwa Orte, die wie Western-Städtchen im Steam-Punk-Design wirken. Hier tummeln sich zahlreiche Nebenfiguren, die teils zur Dekoration gehören, teils besagte Aufträge vergeben. Die erfolgreiche Erledigung der Aufträge wird stets belohnt durch Aufstocken der Waffen und der Ausrüstungs.

Der id-Software-Mitarbeiter, der die Präsentation leitete, wies darauf hin, dass das legendäre Studio (“Doom”, “Quake”) “seit über zehn Jahren nichts wirkliches Neues mehr gemacht” habe und daher besonders stolz auf “Rage” sei. Der Titel befindet sich seit einigen Jahren in der Entwicklung und kombiniert die Elemente von klassischen Ego-Shootern und Rollenspielen. In einer ersten Szene übermittelt der Held eine Nachricht, wobei er einige äußerst aggressive Freischärler bekämpft. Bei einem zweiten Auftrag geht es darum, die Vergiftung der Wasserversorgung eines städtischen Refugiums zu verhindern. Dazu steigt der Held in ein düsteres “Bioshock”-ähnliches Kanalsystem hinab und beseitigt enorm flinke Kerle, die ihm mit Bumerangs und Hiebwaffen zu Leibe rücken.

In einer dritten Szene begibt sich der Held nach Dead City, einen entlegenen Ort. Dazu durchquert er die Wastelands, die den Schotterwüsten des 2K-Games-Titels “Borderland” ähneln – und wozu er gleichfalls Fahrzeuge verwendet. Damit wird “Rage” zu einem Rollenspiel-Shooter-Rennspiel, denn die Fahrt ist keinesfalls entspannend. Bereits nach wenigen hundert Metern taucht ein feindliches Gefährt auf und eröffnet das Feuer aus der Bordkanone auf dem Kühler. Zum Glück verfügt der Spieler über ein ähnliches Vehikel, wobei er in den ersten Spielstunden auf Quad-Bikes und Jeeps angewiesen ist, später auf gepanzerte Wagen mit mehreren Kanonen aufsteigt. Die Kämpfe machten in der Präsentation einen taffen Eindruck, tatsächlich muss der Spieler sein Gefährt häufig um 180 Grad wenden, um überhaupt in Schussposition zu kommen. Neben den automobilen Gefechten darf der Spieler an zivilen Rennen teilnehmen, wenn ihn ein autonärrischer Bewohner der jeweiligen Stadt zu einem Rennen einlädt.

Das Spiel erreicht solide 60 fps auf dem Monitor und ist damit hervorragend für rasante Online-Matches geeignet. Derartige Mehrspielerpartien wurden indes nicht gezeigt. Im Vergleich zur im vergangenen Jahr gezeigten PC-Version wurden für die Xbox 360 jedoch die Details der Texturen und die Bildschirmauflösung reduziert, um das hohe Tempo beizubehalten. Das Team um id-Software-Mitbegründer John Carmack nutzt die id Tech 5 Engine, die zunächst nicht für andere Projekte lizensiert werden soll, sodass derzeit nur die beiden id-software-spiele “Doom 4” und “Rage” als Nutznießer dieser Technik gelten. Die Figuren bewegen sich geschmeidig durch die gigantischen, teils offenen Räume, die mit typischen Endzeit-Accessoires ausgestattet sind: Schrottfahrzeuge, Ruinen, improvisierteBehausungen und weitläufige Geröllfelder.

id Software pflegte die Frage nach dem Veröffentlichungstermin traditionell mit dem Sätzchen "When it's done" zu beantworten. Im Jahre 2009 übernahm ZeniMax Media, Mutterfirma des US-Publishers Bethesda (“Fallout 3”, “Brink”) den vormals unabhängigen Entwickler id Software. Möglicherweise hatte das die nun ungewöhnlich präzise Ankündigung auf der diesjährigen Super-LAN-Party Quakecon im texanischen Dallas zur Folge: "Rage" soll am 13. September 2011 in Nordamerika, zwei Tage später in Europa für PC, MAC, Xbox 360 und Playstation 3 erscheinen. Die auf der Quakecon von John Carmack präsentierte iPhone-Version wird zu einem früheren Zeitpunkt im Appstore erhältlich. “Rage” erhielt mehrere Preise als “best of show game” auf der diesjährigen US-Spielmesse E3 in Los Angeles. (hag)