Bulgarien: Verwirrung um potenzielle GPS-Störung beim Flugzeug von der Leyens
Die bulgarische Regierung ändert Kurs: Erst hat sie keine Beweise, dass Russland die GPS-Signale des Fliegers von der Leyen störte, äußert aber einen Verdacht.
(Bild: aapsky/Shutterstock.com)
Die bulgarische Regierung hat am Donnerstag ihre Position zu den angeblichen GPS-Störungen am Flugzeug von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) mehrmals geändert, was in Brüssel für Verwirrung sorgt. Zunächst dementierte Sofia die Berichte über eine Störung des GPS-Signals. Der stellvertretende Ministerpräsident und Verkehrsminister Grozdan Karadzhov meinte am Morgen, dass es nach den Aufzeichnungen der bulgarischen zivilen und militärischen Behörden keinerlei Beweise für GPS-Jamming gegeben habe. Auch Premierminister Rosen Zhelyazkov erklärte vor dem Parlament, es habe lediglich eine teilweise Signalunterbrechung gegeben, wie sie in dicht besiedelten Gebieten üblich sei.
Wenige Stunden später, am Nachmittag, änderte Zhelyazkov laut Politico jedoch seine Aussage bei einer spontan einberufenen Pressekonferenz. Er machte Russlands elektronische Kriegsführung in der Ukraine erneut für den Vorfall verantwortlich. Der Premierminister erklärte, dass die Bodeninstrumente zwar keine Störungen festgestellt hätten. Dies bedeute aber nicht, dass die Geräte an Bord des Flugzeugs nicht betroffen gewesen seien. Er wies die Zivilluftfahrtbehörde an, die Fluggesellschaft für eine Überprüfung der Bordinstrumente zu kontaktieren.
HintergrĂĽnde und Ungereimtheiten
Der Vorfall machte Schlagzeilen, nachdem die Financial Times am Montag berichtet hatte, ein von der EU-Kommission gechartertes Flugzeug habe beim Anflug auf den bulgarischen Flughafen Plovdiv das GPS-Signal verloren. Viele Beobachter in Brüssel und Sofia machten umgehend Russland dafür verantwortlich und sprachen von einer "dreisten Einmischung". Die EU-Kommission bestätigte die Berichte prinzipiell.
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Analysten äußerten jedoch schnell Zweifel an der Darstellung. Flugdaten zeigten, dass das GPS-Signal nie komplett verloren ging und sich die Landung lediglich um neun Minuten verzögerte. Sie belegten zudem, dass das Flugzeug bereits am Vortag über dem Baltikum eine GPS-Störung erlebt hatte, nicht aber über Bulgarien. Eine Kommissionssprecherin hob nun hervor, man habe nie behauptet, das Flugzeug sei gezielt angegriffen worden. Die Brüsseler Regierungsinstitution habe nur darauf hingewiesen, dass GPS-Jamming in der Ostseeregion seit Beginn des Krieges in der Ukraine häufig vorkomme.
(afl)