"Dreams of Another" ist ein merkwürdiges Spiel und bemerkenswert anders

Ein Mann im Pyjama, ein Maschinengewehr und eine Welt voller Gedanken: "Dreams of Another" lädt zu einem ungewöhnlich philosophischen Abenteuer ein.

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Eine Pixelwelt zeigt einen Mann im Pyjama und einen Mann in Hemd und Hose, die auf einen Gullideckel starren.

"Dreams of Another" lebt von merkwürdigen Begegnungen, tiefgründigen Monologen und absurden Momenten.

(Bild: Q-Games Ltd.)

Lesezeit: 3 Min.
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"Dreams of Another" ist ein merkwürdiges Spiel. Ein Mann im Pyjama bewegt sich durch eine pixelartige Traumwelt, bewaffnet mit einem Maschinengewehr. Doch statt Zerstörung bringen seine Schüsse Sichtbarkeit: Hinter den aufgelösten Nebelschwaden erscheinen Häuser, Pflanzen, Tiere und Menschen – alle mit eigener Stimme und oft überraschend reflektierten Gedanken.

Ein sterbender Maulwurf philosophiert in seinen letzten Atemzügen über das Leben, ein wandernder Soldat gibt nur vor, ein Buch zu lesen, und will sich stattdessen lieber an den Kleinigkeiten des Lebens erfreuen, und ein Baum fühlt sich übergangen, weil die Menschen lieber mit Blumen sprechen, als mit ihm. Diese Begegnungen wirken wie Fragmente aus einem surrealen Kosmos, der zwischen Poesie und Absurdität pendelt. Mal regen sie zum Schmunzeln an, mal zum Kopfschütteln.

Die Hauptmechanik folgt dem Konzept "Materialisierung durch Schießen". Je mehr Pixelwolken man wegballert und so die Umgebung sichtbar macht, desto stärker verlangsamt sich ihr abstrakter Zerfall, der die Welt allmählich auflöst. In materialisierten Bereichen treten Objekte in den Vordergrund, teilen ihre Gedanken mit und treiben so die Handlung voran. Umgekehrt wird Bewegung in abstrakten, von Pixelwolken befallenen Teilen zunehmend mühsam, bis die Präsenz der Hauptfigur instabil erscheint.

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Beim Anspielen schlenderten wir über einen Marktplatz, in die Kanalisation und trafen schließlich eine Gruppe Maulwürfe, die sich vor einer Kletterwand von ihrem unterirdischen Dasein emanzipieren wollen. Dabei entfaltet sich ein System aus Aura-Flüssigkeit, die beim Kontakt weitere Areale sichtbar macht, sowie einem Inventar aus "Kleinigkeiten". Damit führt "Dreams of Another" erstmals so etwas wie eine gängige Spielmechanik ein – Charakterprogression. Denn diese Alltagsgegenstände lassen sich an den wandernden Soldaten übergeben, der im Gegenzug Spezialwaffen aushändigt oder Fähigkeiten verbessert.

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Neben den skurrilen Charakteren und ihren absurden kleinen Geschichten, hebt sich das Spiel auch visuell deutlich von der Masse ab. Die Präsentation wirkt durch die eingesetzte Punktwolken-Technologie bewusst entrückt. Farben, Formen und Bewegungen wirken wie nicht ausdefinierte Gedanken – passend zum Thema "Keine Schöpfung ohne Zerstörung", das dem Spiel als Leitmotiv dient. Die Musik unterstreicht diesen Eindruck mit minimalistischen, emotionalen Kompositionen des Chef-Designers Baiyon selbst.

"Dreams of Another" hinterlässt einen experimentellen Eindruck, der sich bewusst traditionellen Spielstrukturen verweigert. Der Fokus liegt auf Atmosphäre, Interpretation und dem Verhältnis zwischen Sichtbarkeit und Bedeutung – auch, wenn eigentlich nur permanent geschossen wird. Wer klare Ziele oder klassische Mechaniken erwartet, könnte irritiert sein. Wer sich jedoch auf eine poetische, fragmentarische Reise einlassen möchte, findet hier ein ungewöhnliches Erlebnis mit philosophischem Unterton.

Hinweis: “Dreams of Another” wird von Q-Games entwickelt, dem Studio hinter Pixel Junk Eden, und erscheint am 10. Oktober 2025 für Steam und Playstation 5 mit VR-Modus für die PS VR2. Der Preis liegt bei 35 Euro, eine kostenlose Demo ist für kurze Zeit auf Steam erhältlich. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht.

(joe)