3I/ATLAS: Aufnahme zeigt gewachsenen Schweif des interstellaren Kometen
Der dritte bekannte interstellare Komet im Sonnensystem steht jetzt zu nah an der Sonne. Vorher ist noch eine beeindruckende Aufnahme des Schweifs gelungen.
Aufnahme von 3I/Atlas mit verschiedenen Filtern: Weil sich der Komet dazwischen vor den Sternen bewegt hat, erscheinen die als bunte Streifen
(Bild: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA/Shadow the Scientist)
Zusammen mit Studierenden hat eine Forschungsgruppe um die Astronomin Karen Meech von der University of Hawai‘i Aufnahmen von 3I/ATLAS gemacht, die den wachsenden Schweif des interstellaren Kometen zeigen. Gelungen sind die Aufnahmen am 27. August mit einem Spektrografen am Observatorium Gemini Süd, teilte die US-Forschungseinrichtung NoirLab jetzt mit. Sie wurden im Rahmen eines Programms gemacht, das die Öffentlichkeit in Berührung mit hochrangigen Forschungsinstrumenten bringen soll. Per Videoschalte teilgenommen haben demnach Menschen aus den USA, Europa, Neuseeland und Südamerika. Im Rahmen der Beobachtung seien auch Spektraldaten gesammelt worden, die die Zusammensetzung des Himmelskörpers verraten sollen.
Auch flüchtige Besucher können einen Eindruck hinterlassen
Veröffentlicht wurden bislang nur die Fotos, die im Rahmen der Veranstaltung gemacht wurden, die Auswertung der Spektraldaten liegt noch nicht vor. Trotzdem zeigen sich die Verantwortlichen beeindruckt, denn der gewachsene Schweif deute darauf hin, dass er jetzt aus anderen Partikeln besteht als bei früheren Aufnahmen. Die Analyse wird also spannend. Außerdem erinnere uns das Bild daran, dass das Sonnensystem nur ein kleiner Teil unserer großen und dynamischen Heimatgalaxie ist, meint Meech und "selbst die flüchtigsten Besucher können einen bleibenden Eindruck hinterlassen". Durch die Analyse von interstellaren Kometen wie 3I/ATLAS könne man Welten abseits der unseren besser verstehen, ergänzt ihr Kollege Bryce Bolin.
3I/ATLAS wurde Anfang Juli mit dem Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) in Chile entdeckt, daher sein Name. Der interstellare Komet ist überhaupt nur der dritte Besucher in unserem Sonnensystem, der während des Durchflugs entdeckt wurde. Wenn 3I/ATLAS im Herbst seinen sonnennächsten Punkt erreicht und dabei besonders viel Material verliert, werden Analysen von der Erde aus wegen seiner Position extrem schwer oder unmöglich. Deshalb hat ein Forschungsteam bereits dafür plädiert, im Sonnensystem verteilte Weltraumsonden für Beobachtungen zu nutzen. Sein Durchflug durchs Sonnensystem könnte jetzt auch als Anlass dienen, eine Mission vorzubereiten, die einen ähnlichen Himmelskörper besuchen könnte. Möglich wäre das.
Videos by heise
Der interstellare Komet kommt wohl aus den Randbereichen der Milchstraße – der sogenannten dicken Scheibe – und ist vermutlich deutlich älter als die Erde, die Sonne und das gesamte Sonnensystem. Das haben erste Analysen schon im Juli ergeben. Darauf deutet unter anderem seine Geschwindigkeit hin, denn 3I/ATLAS rast deutlich schneller durchs Sonnensystem als die anderen beiden interstellaren Besucher, 1I/ʻOumuamua und 2I/Borisov. Weil sich der Komet jetzt aus unserer Perspektive zu nah an der Sonne befindet, wird er bis Dezember nicht von der Erde aus beobachtet werden können. Danach dürften ihn Teleskope aber wiederfinden und seinen Abschied aus dem Sonnensystem mitverfolgen können.
(mho)