KI-Update kompakt: KI auf der IFA, ChatGPT, Gemini-Lernhilfe, World Knowledge

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Die Künstliche Intelligenz hat sich auf der Berliner Technikmesse IFA als "unsichtbares Betriebssystem" etabliert. Besonders auffällig waren smarte Brillen, die äußerlich kaum von normalen Sehhilfen zu unterscheiden sind, aber mit Mikrofon, Lautsprecher und Projektor ausgestattet wurden. Diese können in Echtzeit dolmetschen, als Stadtführer dienen oder als unsichtbarer Teleprompter fungieren. Bei Fernsehern hat Samsung Gemini integriert, was Faktenchecks während laufender Sendungen ermöglicht.

In der Haushaltstechnik kommunizieren smarte Kochtöpfe mit Herden, um etwa überkochendes Nudelwasser zu verhindern, während intelligente Kühlschränke Ablaufdaten verfolgen und Rezepte für bald verfallende Lebensmittel vorschlagen.

Trotz Milliarden-Investitionen in humanoide Roboter stößt diese Technologie bei potenziellen Nutzern auf erhebliche Vorbehalte. Eine Studie der University of Washington ergab, dass die meisten Menschen spezialisierte Geräte wie Staubsaugerroboter oder Medikamentenspender bevorzugen. Sicherheitsbedenken, Datenschutzfragen und Platzprobleme sprechen gegen menschenähnliche Maschinen. Besonders risikoreiche Aufgaben wie das Tragen von Personen wurden klar abgelehnt. Viele Befragte empfanden die humanoide Form zudem als unheimlich – ein klassischer Fall des "Uncanny Valley"-Effekts. Robotik-Professorin Maya Cakmak schlussfolgert, dass spezialisierte, weniger komplexe Maschinen den tatsächlichen Haushaltsbedürfnissen besser entsprechen als menschliche Ersatzfiguren.

Der niederländische Halbleiterausrüster ASML steht offenbar kurz vor einer strategischen Investition in den französischen KI-Entwickler Mistral. Mit 1,3 Milliarden Euro will der Lithografie-Spezialist größter Anteilseigner werden und einen Sitz im Aufsichtsrat sichern, berichtet Reuters unter Berufung auf Insider. Die Verbindung würde zwei führende europäische Technologiekonzerne zusammenbringen und könnte Mistral zur wertvollsten KI-Firma Europas machen. Weder ASML noch Mistral haben die Berichte bislang kommentiert.

Sprachmodelle wie ChatGPT werden niemals perfekt sein – das räumt OpenAI jetzt ein. In einer neuen Analyse erklärt das Unternehmen, warum KI-Halluzinationen unvermeidbar bleiben. Das Problem liegt in den Bewertungsmethoden: Aktuelle Tests belohnen das Raten statt Unsicherheit zuzulassen. Wie bei einer Multiple-Choice-Prüfung erhält ein Modell, das rät und zufällig richtig liegt, Punkte. Die Antwort "ich weiß es nicht" bringt hingegen null Punkte. Über viele Testfragen schneidet das ratende Modell daher besser ab.

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OpenAI löst sich weiter von seinen Abhängigkeiten. Nach der schrittweisen Emanzipation von Microsoft soll nun auch die Bindung an Nvidia-Chips gelockert werden. Berichten zufolge plant das KI-Unternehmen die Entwicklung eigener Prozessoren in Zusammenarbeit mit Broadcom, einem Spezialisten für kundenspezifische Chips. Die Financial Times berichtet, Broadcom-CEO Hock Tan habe von einem neuen Kunden mit einem Auftragsvolumen über 10 Milliarden Dollar gesprochen. Obwohl keine offizielle Bestätigung vorliegt, sollen Insider OpenAI als diesen Kunden identifiziert haben. Unklar bleibt, ob die Chips ausschließlich für den Eigenbedarf oder auch für den freien Markt bestimmt sind.

Podcast: KI-Update
KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Google erweitert seinen KI-Assistenten Gemini um einen speziellen Lernmodus. Statt nur fertige Antworten zu liefern, bietet die Funktion interaktive Lernerfahrungen mit Bildern, Erklärungen und Quizfragen. Nutzer können beispielsweise den Aufbau einer Zelle erkunden und ihr Wissen anschließend testen lassen. Gemini kann zudem Mitschriften zusammenfassen und passende YouTube-Videos zu Themen finden. Für Präsentationen steht der Videogenerator Veo zur Verfügung. Google betont jedoch, dass auch der Lernmodus nicht frei von Halluzinationen ist und appelliert an verantwortungsvolle Nutzung. Studierende und Auszubildende ab 18 Jahren erhalten bei Registrierung bis zum 2. November ein Jahr kostenlosen Zugang.

Ein Referentenentwurf des Bundesdigitalministeriums sorgt für Unmut bei den Datenschutzbehörden der Länder. Der Entwurf sieht vor, eine "Unabhängige KI-Marktüberwachungskammer" bei der Bundesnetzagentur für Hochrisiko-KI-Systeme einzurichten – anstelle der Datenschutzaufsichtsbehörden. Die Berliner Datenschutzbeauftragte Meike Kamp kritisiert im Namen ihrer Kollegen: "Der Referentenentwurf führt zu einer massiven Schwächung von Grundrechten." Die Datenschützer verweisen darauf, dass die EU-KI-Verordnung sie als zuständige Behörden festgelegt hat. Der Startup-Verband hingegen begrüßt den Vorschlag: "Wir brauchen in Deutschland eine starke, zentrale Marktaufsicht für KI – kein föderales Kompetenz-Wirrwarr."

Apple entwickelt offenbar unter dem Codenamen "World Knowledge Answers" eine KI-basierte Suchfunktion. Laut Bloomberg-Reporter Mark Gurman soll diese Nutzeranfragen mit Zusammenfassungen aus Text, Fotos, Videos und lokalen Informationen beantworten. Die Funktion werde in Siri, Safari und die Systemsuche Spotlight integriert. Nach gescheiterten Verhandlungen mit Anthropic – das Unternehmen forderte angeblich 1,5 Milliarden Dollar jährlich – strebt Apple nun eine Kooperation mit Google an. Das Projekt ist Teil einer umfassenden Siri-Überarbeitung mit dem internen Codenamen "Linwood" und "LLMSiri". Mit dieser Initiative würde Apple zum direkten Wettbewerber von OpenAI und Perplexity aufsteigen.

Der Konflikt zwischen Medienkonzernen und KI-Unternehmen eskaliert weiter. Warner Bros. Discovery fordert nun Schadensersatz vom Bildgenerator Midjourney wegen angeblich massiver und vorsätzlicher Urheberrechtsverletzungen. Der Konzern wirft dem KI-Unternehmen vor, seine Modelle illegal mit geschützten Bildern bekannter Charaktere wie Batman, Superman und Harry Potter trainiert zu haben. Zudem nutze Midjourney die Popularität dieser Figuren gezielt als Verkaufsargument. Die Klage reiht sich in eine Serie ähnlicher juristischer Auseinandersetzungen ein. Bereits im Juni hatten Disney und Universal Studios Midjourney verklagt. Anthropic sucht unterdessen einen Vergleich mit Buchautoren und bietet mindestens 1,5 Milliarden Dollar Entschädigung für unrechtmäßig genutzte Werke.

Anthropic verschärft seine Nutzungsbedingungen und schließt Firmen aus, die mehrheitlich von chinesischen, russischen, iranischen oder nordkoreanischen Entitäten kontrolliert werden. Die neue Regelung zielt darauf ab, eine Umgehung bestehender Beschränkungen zu verhindern. Bisher nutzten besonders chinesische Unternehmen Tochtergesellschaften in Ländern wie Singapur, um Zugang zu US-Technologie zu erhalten. Anthropic begründet den Schritt mit nationaler Sicherheit: Unternehmen unter autoritärer Kontrolle könnten gezwungen werden, Daten an Geheimdienste weiterzugeben oder die Technologie für militärische Zwecke zu nutzen. Die praktischen Auswirkungen dürften begrenzt bleiben, da US-Chatbots in China ohnehin offiziell gesperrt sind und dort inzwischen leistungsfähige einheimische Alternativen wie Qwen, Deepseek und GLM existieren.

(igr)