FAQ: Grafiktabletts
- Gerald Himmelein
Qual der Wahl
Welches Grafiktablett soll ich mir kaufen?
Kein Grafiktablett deckt wirklich alle Einsatzgebiete ab, jedes dieser Geräte ist ein Kompromiss. Welches Tablett „das richtige“ ist, hängt vom Einsatzzweck, Budget, von der Größe des Monitors und nicht zuletzt von persönlichen Gewohnheiten ab.
Die erste Frage sollte stets der Einsatzzweck für das Tablett in spe sein. Je mehr Fingerfertigkeit die geplanten Aufgaben benötigen, desto mehr Freilauf sollte die Hand bekommen. Digitale Retuschearbeiten erfordern meist weniger präzise Hand-/Augen-Koordination als digitales Malen oder Zeichnen.
Eine ausschlaggebende Rolle spielt das Format des Displays: Wer ein A6-Tablettchen an einem 28-Zoll-LCD betreibt, muss dauernd höllisch aufpassen. Kurze Striche auf dem Tablett erscheinen auf dem Monitor als Riesenlinien; kleine Unregelmäßigkeiten bei der Stiftführung blähen sich zu Fieberkurven auf. Einigen Zeichnern kann die Arbeitsfläche gar nicht groß genug sein; Mike Krahulik (Penny Arcade) arbeitete jahrelang mit einem A3-Tablett. Andere zeichnen nur in kleinen Skizzenbüchern und wüssten gar nicht, was sie mit mehr als A5 anfangen sollten.
In jedem Fall sollten die Diagonale des Displays und die der Tablettarbeitsfläche möglichst ähnlich sein. Bei Wacom fangen die Preise für A5-Tabletts bei 200 Euro an; das Peritab-501 kostet 160 Euro. A4-Tabletts kommen deutlich teurer, für 15 Zoll Diagonale verlangt Wacom gleich 480 Euro, Hanvon 280 Euro. Bei größerer Fläche bleibt nur noch das Intuos4 XL (800 Euro, alles Listenpreise). Mehr Informationen zu den einzelnen Tabletts finden sich in c’t 14/10 ab Seite 122.
Die Treiberqual
Ich habe ein Grafiktablett frisch gekauft. Welchen Treiber soll ich installieren – den von der Hersteller-Website oder den auf der Treiber-CD?
Die Treiber auf der mitgelieferten CD sind fast immer veraltet. Auf dem neuesten Stand sind meist die vom Hersteller selbst angebotenen Treiber. Hier muss man aber das richtige Treiberpaket erwischen. Stammt das Tablett nicht von Hanvon oder Wacom, muss man dazu zuerst den echten Hersteller herausfinden. Dazu liest man im Zweifelsfall die USB-Geräte-ID mit einem Tool wie USBDeview aus und befragt dann das USB ID Repository (siehe c’t-Link).
Erste Anlaufstelle sollte stets die Webseite der Firma sein, deren Name auf dem Tablett steht: So bot etwa Aiptek zum Redaktionsschluss für sein SlimTablet 600U Premium II einen um zwei Revisionen neueren Windows-Treiber an als Waltop selbst. Perixx bietet hingegen für das Peritab-501 (c’t 15/10, S. 54) derzeit gar keinen aktualisierten Treiber an, Waltop hingegen schon länger.
Reibung steigern
Das Malen auf meinem Grafiktablett erinnert eher an Glasmalerei als an digitales Papier – der Stift glitscht viel zu leicht über die Oberfläche. Kann man das ändern?
Es gibt mehrere Ansätze, um dem Stift zu einer etwas natürlicher wirkenden Reibung auf der Tablettoberfläche zu verhelfen. Wacom zum Beispiel legt seinen Intuos-Tabletts unterschiedliche Ersatzspitzen bei.
Ein pragmatischerer Ansatz besteht im Tuning der Arbeitsfläche selbst. Dazu beschafft man sich Blätter mit unterschiedlichem Papier, legt sie über die Arbeitsfläche und probiert aus, wie die Stiftspitze drüberläuft. Bei den meisten Papiersorten lohnt es sich, beide Seiten auszuprobieren, sie sind oft unterschiedlich glatt.
Damit das Papier nicht im Eifer des Gefechts ausreißt oder immer wieder verrutscht, sollte man es an den Rändern festkleben. Dazu reichen meist vier kurze Stücke Klebeband: zwei oben, zwei unten. Beschneiden Sie das Papier eher großzügig, damit der Klebefilm nicht in die Arbeitsfläche hineinragt. Das verwendete Papier sollte nicht zu rau sein, sonst nutzt sich die Stiftspitze zu schnell ab.
Handschuh gegen Schwitzfinger
Beim längeren Arbeiten mit dem Grafiktablett beginnt mein Handballen zu schwitzen, woraufhin er auf der Plastikfläche festklebt. Gibt es da Abhilfe?
Die offensichtliche Lösung ist ein Handschuh aus passendem Material. Latexhandschuhe isolieren den Schweiß zwar nach außen, dafür wird die Hand innen patschnass. Die meisten Lederhandschuhe sind zu dickwandig. Bei fingerlosen Sportler-Handschuhen liegt der kleine Finger immer noch auf dem Tablett; es ist also nichts gewonnen.
Der US-Hersteller Smudge Guard stellt spezielle Handschuhe für Grafiker her, die nur den kleinen Finger oder zusätzlich den Ringfinger bedecken. Sie bestehen aus Nylon und Spandex und kosten beim Hersteller direkt 15 (ein Finger) beziehungsweise 17 US-Dollar (zwei Finger). In Deutschland sind die Smudge-Guard-Handschuhe unter anderem bei Amazon und im Online-Shop des Tablettherstellers Wacom zu kriegen; Wacom bietet sie für 15/17 Euro recht günstig an.
Noch preiswerter kommen weiße Baumwollhandschuhe, wie man sie beim Fotobedarf oder in der Apotheke erhält. Drei bis vier Scherenschnitte später hat man einen atmungsaktiven, todschicken c’t-TabletthandschuhTM, der einerseits die Reibung zum Tablett hin reduziert und Handschweiß aufsaugt, andererseits perfekten Stift-Halt garantiert. Die Preise für das Rohmaterial liegen zwischen 3 und 8 Euro pro Paar. Die meisten Baumwollhandschuhe sind „handneutral“: So kann man immer einen tragen, während der andere trocknet. (ghi)