Feindbilder: Neue Medal-of-Honor-Version erhitzt die Gemüter

Die Entscheidung des Videospiele-Publishers Electronic Arts, den Schauplatz seiner erfolgreichen Ego-Shooter-Reihe "Medal of Honor" erstmals aus dem Umfeld des Zweiten Weltkriegs herauszulösen und mit dem Afghanistan-Krieg einen aktuellen militärischen Konflikt als Aufhänger für Spielhandlungen zu wählen, hat heftige Reaktionen ausgelöst.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Entscheidung des Videospiele-Publishers Electronic Arts, den Schauplatz seiner erfolgreichen Ego-Shooter-Reihe Medal of Honor erstmals aus dem Umfeld des Zweiten Weltkriegs herauszulösen und mit dem Afghanistan-Krieg einen aktuellen militärischen Konflikt als Aufhänger für Spielhandlungen der jüngsten Medal-of-Honor-Version zu wählen, hat heftige Reaktionen hervorgerufen. So wiederholte etwa der britische Verteidigungsminister Liam Fox am heutigen Montag seine Forderung, Händler sollten das "unbritische Spiel", das am 12. Oktober offiziell erscheint, nicht in ihren Läden zum Verkauf anbieten.

Fox hatte am Wochenende erklärt, ihn widere das neue Videospiel an, weil Spieler die Rolle von Taliban übernehmen und britische Soldaten attackieren könnten. Es sei schockierend, erklärte Fox, "dass überhaupt jemand auf die Idee kommt, gegen britische Soldaten gerichtete Handlungen nachzuspielen". Schließlich hätten Kinder durch die "Hände der Taliban" ihren Vater und Frauen ihre Ehemänner verloren. Den Hinweis von Electronic Arts, im neuen Medal of Honor würden Spieler gar "keine britischen Soldaten töten" können, wollte ein Sprecher des Verteidigungsministers nicht gelten lassen: "Punkt ist, dass Spieler als Taliban die ISAF-Truppen in Helmand angreifen können, wo britische Kräfte operieren."

Während die Regierung in London erklären ließ, Fox habe hier lediglich eine "persönliche Meinung" geäußert, distanziert sich das britische Kultusministerium laut einem BBC-Bericht von den Äußerungen des Verteidigungsministers: "Das Spiel ist als 'Rated 18' eingestuft worden und darf deshalb von Erwachsenen erworben und gespielt werden. Es ist die Entscheidung der Verbraucher, ob sie ein solches Spiel kaufen oder nicht." Eingemischt hat sich in die Diskussion unterdessen auch der deutsche Bundeswehrverband. Sprecher Wilfried Stolze äußerte gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus, es sei "widerwärtig, so ein Spiel auf den Markt zu bringen, während in Afghanistan Menschen sterben". (pmz)