IFA

Smart-Home auf der IFA 2025: Mehr KI, mehr Matter, Smart Speaker zum Kuscheln

Videosuche à la ChatGPT, Kameras mit Matter, Smart Locks mit Aliro und Spielzeugbots mit KI von Nuki, Reolink, Shelly, SwitchBot, TP-Link, Tuya und mehr.

vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Plüschkatze mit KI

Katzen gehen immer. Auch im Smart-Home. So sieht eine Kreuzung aus Smart Speaker und Tamagotchi mit ChatGPT-Anbindung aus, die Tuya als Rerefenzprodukt für diverse Smart-Home-Marken herstellt.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
Inhaltsverzeichnis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Smart-Home-Hersteller bewerben ihre Produkte schon lange damit, dass die Algorithmen mehr oder weniger mit Künstlicher Intelligenz aufgeschlaut sind. Der spürbare Nutzen war bisher gering. Mit dem Einzug von Chatbot-Funktionen könnte sich das nun ändern, wie auf der IFA 2025 demonstriert wurde. Der Sicherheitskamera-Anbieter Reolink will die Suche nach Ereignissen mit Texteingaben erleichtern. SwitchBot bietet auf diese Weise eine niederschwellige Methode, um Wenn-Dann-Regeln anzulegen.

Darüber hinaus hatte die Smart-Home-Branche neue Technik für den Matter-Standard im Gepäck, darunter einige Smart Locks etwa von Yale, aber auch eine Kamera von TP-Link. Zudem wird man mit Smart-Home-Apps künftig eine weitere Produktkategorie steuern können: KI-angetriebene Spielzeugroboter, die auf der Technikplattform von Tuya basieren.

Überwachungsvideos auf der Suche nach speziellen Ereignissen von Anfang bis Ende anzugucken, ist ermüdend. Chatbot-Eingaben wie „Mann im roten Hemd“ oder „weißes Auto“ führen viel schneller zum Ziel. Hersteller Reolink bietet das seit Juli im Beta-Test für die bereits erhältliche Kamera Elite Floodlight Wifi (230 Euro) an. Auf der IFA kam mit dem Modell TrackFlex Floodlight Wifi (ab Oktober für 200 bis 300 Euro) ein weiteres Modell dazu.

Die KI-Bildanalyse erfolgt auf dem Kamera-Duo lokal, in Deutsch und ohne Bezahl-Abo. Speichert man die Videos nicht auf SD-Karte in der Kamera, sondern auf einem Reolink-Netzwerkrekorder, kommt ein zweites, auf der IFA vorgestelltes KI-Feature hinzu. Dann erstellt die Software automatisch Beschreibungen von Ereignissen in Clips. Viele weitere, weniger rechenstarke Reolink-Kameras erlauben eine Suche per Bezahl-Abo in der Cloud (ab etwa 5 Euro im Monat), vorerst aber nur auf Englisch. Dafür soll in der Cloud bald ein drittes, derzeit noch nicht verfügbares KI-Feature hinzukommen: Zusammenfassungen ganzer Zeiträume, etwa auf die Anfrage hin: „Was ist in den letzten 24 Stunden passiert?“

Reolink bietet jetzt schon eine gezielte KI-Videosuche per Textchat. Künftig sollen Zusammenfassungen möglich sein.

(Bild: ⁨Berti Kolbow-Lehradt⁩)

SwitchBot stellte ebenfalls eine lokale KI-Bildsuche vor, die Innenraumkameras des Herstellers um Komfortfeatures erweitert. Per Textsuche erfragt man dann etwa: „Zeige mir, wann und wo ich mein Handy vergessen habe“. Ereignisübersichten wie bei Reolink sollen ebenfalls möglich sein. Darüber hinaus könne die per KI aufgeschlaute SwitchBot-Software Aktionen interpretieren und daraufhin Smart-Home-Automatiken aktivieren. Dann geht etwa das Licht an, wenn eine Kamera erkennt, dass man aufgewacht ist. Inwiefern man die nötigen Regeln in der Hersteller-App auf herkömmliche Weise in der grafischen Oberfläche zusammenklicken muss oder bequem per Chatbot-Eingabe beauftragen kann, blieb offen.

Eine SwitchBot-Kamera kann künftig mit KI-Software auf einem lokalen Hub Gesichter erkennen, Aktionen interpretieren und entsprechende Automatiken auslösen.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Als Kameras kommen die Modelle Pan/Tilt Cam Plus 2K und 3K sowie die Videotürklinkel des Herstellers infrage. Die Bildanalyse übernimmt ein neues Gateway-Modell namens SwitchBot KI Hub. Es legt Videodaten im 32 GB großen und auf 1 TB erweiterbaren Festspeicher ab. Ein Cloud-Abo ist nicht nötig. Der Hub verwaltet auch andere Geräte und reicht sie bei Bedarf an ein Matter-Netzwerk durch. Zu welchem Preis und wann der Hub erscheint, steht nicht fest.

Kameras lassen sich derzeit noch nicht via Matter-Standard an Smart-Home-Systeme wie denen von Amazon, Apple und Google durchreichen. Das soll sich noch in diesem Herbst ändern, wenn die Matter-Version 1.5 erscheint. „Wir halten an dem Fahrplan fest“, bekräftigte Tobin Richardson, Präsident und Geschäftsführer der zuständigen Zertifizierungsorganisation Connectivity Standards Alliance. Die Kamerahersteller seien kurz davor, sich auf ein Set an Spezifikationen zu einigen. Demnächst solle die Testphase beginnen. Welche Marken beim Start dabei sind, ließ Richardsen offen.

Das Kameramodell TP-Link Tapo C260 wird eines der ersten mit Matter-Support sein, sobald der Standard Kameras berücksichtigt.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Gegenüber Heise Online bestätigte TP-Link darunter zu sein. Konkret wolle der Hersteller das bereits erhältliche Modell Tapo C260 und das noch kommende Modell C560 mit Matter nachrüsten, erklärte Produktmanager Turbo Lin am IFA-Stand. Zunächst seien Basisfunktionen geplant, etwa der Zugriff auf die Live-Ansicht und Ereignisalarme. Videoclips zu speichern, wird wohl vorerst nicht Teil der Matter-Vorgaben sein.

In anderen Produktkategorien ist die Matter-Auswahl inzwischen groß. Einen größeren Schwung an Matter-fähigen Neuzugängen hatte etwa Shelly im Gepäck. Dazu zählen eine Vierfach-Steckerleiste, ein Unterputzdimmer, ein Zwei-Kanal-Unterputzschalter sowie Sensoren für Wasser und Anwesenheit, die alle der Gen-4-Reihe der Marke angehören.

Eine Steckerleiste mit vier Sockeln, wie die von Shelly, erscheint banal, ist im Smart-Home aber noch eine Seltenheit, erst recht mit Matter-Support.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Smarte Schlossmotoren kann man schon länger via Matter ins Heimnetz einbinden. Yale zeigte ein neues Smart Lock in besonders kompakter Bauweise. Die Knaufform des Yale Linus L2 Lite ähnelt denen kleiner Nuki- und Tedee-Modelle. Das Plastikgehäuse wirkt im Vergleich weniger edel. Dafür ist der Preis zum Verkaufsstart im Dezember 2025 mit 140 Euro auch erschwinglicher. Bluetooth und Matter-over-Thread sind eingebaut. Für einen WiFi-Fernzugriff kauft man eine Bridge (80 Euro) dazu.

Nuki zeigte eine Demo, wie man dem kommenden Aliro-Standard Smart-Locks per NFC öffnet.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Smart-Lock-Hersteller Nuki gab am Rande der IFA mit einem Keypad-Prototyp eine Kostprobe davon, wie man mit dem kommenden Aliro-Standard Smart Locks per NFC öffnet. Der Standard soll anschlussfreudiger als Hersteller-eigene Verfahren wie Apple Home Key sein. Bei der Demo hielt man eine Rückseite eines Samsung-Smartphones ans Keypad, woraufhin das Smart Lock die Tür öffnete. Die Samsung Wallet organisierte den verschlüsselten Datenaustausch. Zudem war das Nuki-Schloss mit einem Matter-fähigen Smart-Home-Hub von Samsung verbunden. Andere Wallet- und Hub-Kombis sollen ebenfalls gehen, wenn der Aliro-Standard voraussichtlich noch in diesem Herbst startet.

Das Angebot an Smart-Home-Geräten und -Marken ist bereits unüberschaubar. Jetzt kommt noch eine Produktkategorie hinzu. Der Anbieter der Smart-Home-Plattform Tuya zeigte Referenzmodelle von smarten Spielzeugrobotern zwischen 10 und 50 Zentimetern Höhe als eine Mischung aus Tamagotchi und Labubu. Trendgemäß sind sie mit KI-Chatbot-Funktionen ausgestattet und können als Smart Speaker dienen. Einige haben Kuscheltierform und gucken stillsitzend aus knuffigen Digital-Augen in die Gegend. Andere bewegen sich auf Rollen und verschießen Bälle, die Haustiere fangen oder apportieren können.

Videos by heise

Per Smartphone-App verknüpft man sie mit dem Heimnetzwerk. Dann interagiert man mit ihnen per Textchat-Eingabe auf Basis von ChatGPT in der App oder über ein Sprachkommando. Dafür sind Mikrofone eingebaut. Zudem sollen integrierte Kameras mit KI-Softwareunterbau Emotionen und Gesten von Menschen und Haustieren interpretieren können und mit passenden Gesichtsausdrücken oder anderem Feedback reagieren. Weil sie Teil der Smart-Home-Plattform von Tuya sind, bindet man die Roboter auf Wunsch auch in Wenn-Dann-Regeln ein und lässt ihre Smart Speaker sensorgesteuert etwas Passendes brabbeln.

Da Tuya diverse Smart-Home-Marken mit Referenztechnik beliefert, dürfte bald ein Heer an Robotervarianten in den Regalen landen. Einen Vorgeschmack lieferte Hersteller SwitchBot, der an seinem Stand entsprechende Kuscheltier-Roboter namens SwitchBot KI Pet zur sichtbaren Freude von Messepublikum im Kindesalter ausstellte. Zu welchem Preis und wann die Roboter in den Handel kommen, steht nicht fest.

(afl)