Astronomie: KI sucht weitgehend automatisch nach Sternenexplosionen

Dank eines KI-Systems müssen Astronomen nicht mehr viel Zeit auf die Sichtung möglicher Funde verwenden. Das Tool imitiert die menschliche Entscheidungsfindung.

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Explodierender Stern

(Bild: muratart/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Eine Forschungsgruppe in Großbritannien hat ein KI-Werkzeug entwickelt, das astronomische Aufnahmen automatisch nach Signalen einer Supernova durchsuchen und den Fachleuten damit jeden Tag mehrere Stunden Arbeit abnehmen kann. Das hat die Universität Oxford jetzt mitgeteilt und erklärt, dass das Werkzeug schon ein Jahr lang seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Es besteht demnach aus einer Reihe von Algorithmen, die die menschliche Entscheidungsfindung imitieren und weder auf großen Mengen an Trainingsdaten noch auf Supercomputer angewiesen sei. Der Virtual Research Assistant (VRA) habe innerhalb eines Jahres dafür gesorgt, dass 85 Prozent weniger Aufnahmen von einem Menschen geprüft werden müssen und weniger als 0,08 Prozent der echten Signale übersehen.

Wie die Forschungsgruppe erläutert, durchsucht das KI-Werkzeug automatisiert Aufnahmen des Asteroid Terrestrial Impact Last Alert System (ATLAS), das für die Suche nach potenziell gefährlichen Asteroiden eingerichtet wurde – und unter anderem den interstellaren Kometen 3I/ATLAS entdeckt hat. Jede Nacht liefert es Millionen potenzieller Funde, die allermeisten davon seien aber Rauschen. Selbst nach Anwendung verschiedener Filter und Korrekturen bleiben davon etwa 200 bis 400 Kandidaten für ein Signal übrig, das von einer Sternenexplosion stammen könnte. Die müssen dann manuell überprüft werden, was jeden Tag mehrere Stunden dauert. Am Ende blieben etwa eine Handvoll von "wirklich interessanten Phänomenen", neben den Supernovae auch optische Signale zu Gammastrahlenausbrüchen.

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Das KI-Werkzeug "ist das astrophysikalische Äquivalent zu einem Roboter, der dir die Wäsche wäscht, damit du Kunst schaffen kannst", meint Héloïse Stevance von der Universität Oxford, die die Entwicklung geleitet hat. Indem es Astronomen und Astronominnen die ermüdende Kontrollarbeit abnehme, gebe es ihnen Zeit für kreatives Lösen von Problemen und Forschung an sich. Seit Ende 2024 ist der VRA sogar direkt an ein Teleskop in Südafrika angebunden und kann gegebenenfalls direkt Folgebeobachtungen zu einem besonders spannenden Signal anstoßen, bevor überhaupt ein Mensch involviert war. Auf diesem Weg seien schon Supernovae bestätigt worden. Das Team stellt die Arbeit im Astrophysical Journal vor.

(mho)