NixCon 2025: Nix professionalisiert sich
Auf der europäischen Jahreskonferenz zum Ökosystem um den Paketmanager Nix zeigten sich die wachsende Reife – und der kommerzielle Einfluss – des Systems.
(Bild: Charles Bergman/Shutterstock.com)
Über 400 Teilnehmer fanden sich vom 5. bis 7. September in der Schweiz zur NixCon 2025 ein. Die mittlerweile neunte europäische Jahreskonferenz zum Paketmanager Nix und dem Betriebssystem NixOS fand auf dem schönen Campus der Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil-Jona statt und bot Besuchern 71 Vorträge, 5 interaktive Workshops und zahlreiche spontane Diskussionsrunden.
Im Vorfeld war die Standortwahl aufgrund der lokal begrenzten Hotelkapazitäten und der allgemein hohen Preise in der Schweiz kritisiert worden. Die gastgebende NixOS Foundation milderte diese Bedenken durch kostenlose Tickets für Studenten und durch die Übernahme der Verpflegungskosten aus Sponsorengeldern.
Dass solche Töpfe zur Verfügung stehen, war ein Novum der diesjährigen NixCon. Im Unterschied zur nordamerikanischen, nicht offiziell von der NixOS Foundation organisierten Konferenz "Planet Nix", warb die NixCon 2025 erstmalig offiziell um Sponsoren und bot diesen dafür Ausstellungsflächen auf der Konferenz. Ein deutlicher Wandel gerade im Vergleich zur NixCon 2024 in Berlin, die ganz ohne kommerzielle Partner stattfand. Die Präsenz der Sponsoren unterstrich den Eindruck, dass Nix sich zunehmend als industrietaugliche Technologie etabliert. Neben bekannten Namen wie Google oder Jane Street sind viele der Sponsoren selbst im Bereich Nix-Consulting, Schulungen oder mit NixOS-basierten Produkten tätig. Trotz des stärkeren kommerziellen Charakters blieb der in Nix verbreitete Hobby-Enthusiasmus deutlich spürbar, nicht zuletzt dank vielen freiwilligen Helfer.
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Schwerpunkte der Konferenz
Auch inhaltlich ging es auf der NixCon 2025 viel um den professionellen Einsatz des Nix-Ökosystems. Die Themen reichten vom geschickten Aufbau von Nix-Infrastruktur in Unternehmen – mit ihren typischen Herausforderungen wie Supply-Chain-Security oder der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen (Compliance) – bis zu hoch spezialisierten Anwendungen wie globalen Skalierungslösungen oder Nix auf Satelliten und Kleinstsystemen.
Auch damit, was eigentlich die Kernkomponenten von Nix/NixOS sind und wie man sie am besten weiterentwickelt, war ein häufiges Thema auf der Konferenz. Dazu gehören etwa Bestrebungen, durch Standardisierung der Paketsammlung Nixpkgs die dezentrale Weiterentwicklung der Forks von Nix zu vereinfachen, und die Diskussion, welche Projekte im Nix-Umfeld (einschließlich der teurer werdenden stiftungseigenen Infrastruktur) die Foundation finanziell und personell unterstützen sollte – und was man aus diesem Kreis ausschließt, um den Fokus zu stärken.
Viele der gesponserten Vorträge beschäftigten sich hingegen damit, Nix für den kommerziellen Mainstream attraktiver zu machen. Es ging um einfachere Workflows, bessere Team-Kollaboration, schnellere Builds und professionellen Support. Neue Anwendungsfälle von NixOS wurden ebenfalls demonstriert, etwa in eingebetteten Systemen mit Funktionen wie Over-the-Air-Updates. Derzeit wird dergleichen oft noch mit etablierten Technologien wie Zephyr umgesetzt, aber die enorme Geschwindigkeit, mit der Nix hier aufholt, war für langjährige NixCon-Besucher deutlich spürbar.
Offene Diskussionspanels mit dem Steering Committee und dem Foundation Board demonstrierten Transparenzinitiativen. Unter anderem an mangelhafter Kommunikation hatte es in der Vergangenheit Kritik gegeben. Etwas überschattet wurden diese Bestrebungen allerdings von einem kontroversen Vorfall während der Vorbereitung der NixCon 2025: Ein Sponsor war abgelehnt worden, offenbar weil er auf seiner Website Palantir unter seinen Kunden auflistete. Die Entscheidung sorgte für diverse Diskussionen und lieferte Kritikern neue Munition.
Fazit
Insgesamt demonstrierte die NixCon 2025 eindrucksvoll die Fortschritte und das Potenzial von Nix und NixOS. Die Konferenz zeigte, wie eine ursprĂĽnglich von Enthusiasten getragene Open-Source-Technologie den Sprung in den kommerziellen Bereich schafft, ohne dabei ihre Wurzeln und ihren Gemeinschaftsgeist zu verlieren. Dies war vor Ort auch besonders in der hohen Anzahl fleiĂźiger freiwilliger Helfer sichtbar. Aufnahmen des Livestreams sind auf YouTube verfĂĽgbar und werden derzeit zur individuellen Bereitstellung nachbearbeitet.
Der Autor arbeitet für die Applicative Systems GmbH, die mit der Marke Nixcademy zu den Sponsoren der diesjährigen NixCon zählt. (syt)