BetrĂĽger erzeugt Milliarden Werbeaufrufe mit besonders vorsichtigen Android-Apps

Eine neue Masche zum verdeckten Abruf von Werbung überrascht Sicherheitsforscher. Google musste über 200 Apps aus dem Play Store löschen.

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Demo-Transparent "Hier könnte Ihre Werbung stehen"

(Bild: Alex Schröder CC-BY-SA 2.0)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

224 betrügerische Android-Apps hat Google aus seinem Play Store entfernt. Sie waren insgesamt 38 Millionen Mal installiert, von Android-Nutzern in 228 Ländern, und lösten täglich 2,3 Milliarden betrügerische Werbeanzeigen aus, die nie jemand zu Gesicht bekam. Klassischer Werbebetrug, aber besonders gut versteckt. Dennoch aufgedeckt haben ihn Sicherheitsforscher der Firma Human. Sie nennen den Fall "SlopAds", in Anspielung an "AI Slop", was KI-generierte Medieninhalte geringer Qualität bezeichnet.

Die betrĂĽgerischen Anwendungen hatten meist KI-Bezug und enthielten, so wie sie im Play Store eingereicht und zum Download angeboten wurden, keine Malware-Funktion im engeren Sinne. Erst nach erfolgter Installation wurde eine verschlĂĽsselte Konfiguration mittels Firebase Remote Config nachgeladen. Darin enthalten waren Hyperlinks: eine Liste ĂĽber 300 betrĂĽgerischer Webseiten, die der Bereitstellung der fremden Reklame dienten; ein Link zum Download eines Javascripts, das den heimlichen Abruf der Reklame ĂĽber Webview steuerte; und ein Link zu vier PNG-Bilddateien.

In diesen Bildern war, steganographisch, weiterer Code versteckt. Die Apps bauten daraus die eigentliche Schadroutine, die Human "FatModule" nennt. Diese Software prüfte zunächst, auf welchem Wege der Nutzer an die App gelangt war. Wurde sie mittels Suche im Play Store gefunden und installiert, arbeitete sie nur wie angepriesen, die Schadroutine wurde dann nie scharfgeschaltet.

Allerdings hatten die Werbebetrüger auch selbst Werbung geschaltet, nämlich für ihre Apps. Klickte ein Nutzer auf solche Reklame, landete auf diesem Weg in Googles Play Store und installierte die App, wurde deren Betrugsmodus aktiviert. Das sollte Sicherheitsforscher ausschließen, die sich eher im Play Store direkt bedienen, anstatt irgendwelche Reklame zu klicken.

Zusätzlich suchten die Apps nach Hinweisen auf mögliche Ausführung durch Sicherheitsforscher, etwa ein gerootetes Betriebssystem, einen Emulator oder Debugging-Werkzeuge. Nur wenn nichts dergleichen gefunden wurde, begannen die heimlichen Downloads von Werbung in einem versteckten Webview-Prozess. Selbst dann wurden die Abrufe über mehrere Weiterleitungen geschickt, um dem Werbeserver keine verdächtigen Referrer zu liefern.

Workflow der nicht-immer-betrĂĽgerischen Apps

(Bild: Human)

Human hat Google informiert, das die 224 bekannten Apps aus dem Play Store gelöscht hat. Google Play wird jene Anwender, die solche Apps bereits installiert haben, zu deren Löschung von ihren Geräten auffordern.

Wie lange die Täter schon am Werk waren, ist nicht bekannt. Sie hatten es immerhin auf 38 Millionen Downloads gebracht. Und noch während der laufenden Untersuchung Humans sind weitere Apps hinzugekommen.

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Die Forscher erwarten nicht, dass die Täter sich fortan redlichem Broterwerb widmen werden; wahrscheinlicher sei, dass sie bald neuen Anlauf nehmen, mit einer noch ausgefeilteren Werbebetrugsmasche. Opfer sind einerseits Werbetreibende, die für Werbung bezahlen, die nie ein Mensch würdigt, und andererseits die App-Nutzer, deren Bandbreite, Prozessorleistung und Akkuladung für systematischen Betrug vergeudet wird.

(ds)