Affäre um Wikileaks-Sprecher schlägt hohe Wellen

Die schwedischen Behörden ermitteln wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung weiter gegen Julian Assange. Die Beteiligten lassen sich von prominenten Top-Anwälten vertreten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 481 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Der Vorwurf der sexuellen Nötigung, den schwedische Ermittler gegen Wikileaks-Sprecher Julian Assange erheben, wird auf ganz großer Bühne ausgefochten. Die Vertretung von Assange hat Leif Silbersky übernommen, der als bekanntester schwedischer Strafverteidiger gilt. Sein Gegenspieler ist Claes Borgström. Der ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der schwedischen Regierung vertritt die beiden Frauen, aufgrund deren Aussagen die Behörden gegen Assange ermitteln.

Assange wird von zwei Frauen der sexuellen Belästigung und Nötigung beschuldigt. Beide haben gegenüber der schwedischen Polizei Aussagen zum Tathergang gemacht. Assange wurde danach zunächst wegen des Verdachts auf Vergewaltigung gesucht. Ein entsprechender Haftbefehl wurde später zurückgenommen. Während beide Frauen keine Anzeige stellten, ermittelte die Polizei weiter und bleibt bislang beim Vorwurf der sexuellen Nötigung. Bisher wurde keine Anklage erhoben. Laut Darstellung des britischen Guardian geht es in beiden Fällen um den Vorwurf, Assange habe nach einer gemeinsam verbrachten Nacht ungeschützten Geschlechtsverkehr erzwungen.

Auf die Übernahme von Assanges Verteidigung durch den schwedischen Staranwalt Silbersky reagierten die beiden Frauen mit der Berufung von Borgström, der als Gleichstellungsbeauftragter auch für die Einhaltung der weit reichenden schwedischen Gesetze zum Schutz vor Belästigung und Nötigung zuständig war. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hatte er einen Boykott der schwedischen Mannschaft gefordert, weil in Deutschland osteuropäische Prostituierte ausgebeutet würden.

Damit hat der Fall eine Prominenz bekommen, die nicht unbedingt im Interesse der Beteiligten liegt. Die Affäre war durch eine Indiskretion gegenüber einer Boulevardzeitung an die Öffentlichkeit gekommen, bevor die Ermittler Assange zu den Vorwürfen befragen konnten. Wegen der Veröffentlichung der Ermittlungen haben mehrere Bürger Anzeigen gegen die Staatsanwaltschaft gestellt.

Bereits am Montag hat das US-Verteidigungsministerium bestritten, in die Vorfälle um Assange verwickelt zu sein. Solche Ansichten seien völlig absurd, sagte Pentagon-Sprecher Bryan Whitman. Julian Assange hatte zuvor den Verdacht geäußert, einer Schmutzkampagne des Pentagons zum Opfer zu fallen. (vbr)