Sechsmal 007: Restaurierte Bond-Klassiker im Test auf Disc und im Stream
Sean Connery in 4K und Dolby Atmos ist die Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest, wie unser Heimkinovergleich der neuen Restaurationen zeigt.
Den Adleraugen eines James Bond entgehen keine Details. (Szene aus Goldfinger)
(Bild: Amazon / abfotografiert von Hartmut Gieselmann)
- Timo Wolters
"Mein Name ist Bond, James Bond". Wer während der vergangenen 60 Jahre ferngesehen oder ein Kino besucht hat, kennt diesen Satz. Nun hat Warner Bros. in Kooperation mit Amazon als neuer Eigentümer der Marke die sechs offiziellen Filme des ersten Bond-Darstellers Sean Connery neu restauriert. Erstmals sind sie in 4K-Auflösung im HDR-Farbraum mit Dolby-Atmos-Ton auf Ultra HD Blu-ray (UHD) zu haben.
In diesem Artikel beleuchten wir kurz die kulturelle Bedeutung der Filme und gehen dann detailliert auf die technischen Unterschiede der neuen UHD-Ausgabe im Vergleich zu den bisherigen Blu-ray Discs und den Streaming-Versionen ein, die Apple in 4K-Auflösung im SDR-Farbraum anbietet. So können Sie entscheiden, ob Bild- und Tonqualität den Aufpreis der neuen UHD-Scheiben rechtfertigen.
Die Sammlung umfasst folgende Titel: "James Bond - 007 jagt Dr. No" (1962), "Liebesgrüße aus Moskau" (1963), "Goldfinger" (1964), "Feuerball" (1965), "Man lebt nur zweimal" (1967) und "Diamantenfieber" (1971). Der "inoffizielle" Connery-Bond "Sag niemals nie" (1983) – eine Neuverfilmung von "Feuerball", die aber nicht von Eon Productions gedreht wurde – ist nicht mit dabei. Amazon will alle Titel der Box Anfang November auch als einzelne UHDs veröffentlichen.
(Bild:Â Amazon / abfotografiert von Hartmut Gieselmann)
Wie ein Mann zur Ikone wurde
In den 1960er-Jahren wurde der britische Geheimagent mit der Dienstnummer 007 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges zur Projektionsfläche für Männlichkeitsideale und für die Verheißung, dass britische Eleganz auch in einer Welt der Supermächte bestehen kann. Niemand verkörperte dieses Ideal prägender als Sean Connery. Zwischen "Dr. No" (1962) und "Diamonds Are Forever" (1971) formte er den Bond, wie wir ihn heute kennen: charmant, gefährlich, ironisch, aber auch ein wenig verwegen und Furcht einflößend.
Videos by heise
Und das, obwohl er nicht einmal die erste Wahl war. Die beiden Produzenten Broccoli und Saltzman hatten sich Cary Grant oder David Niven gewünscht, also eher den Typ des britischen Gentlemans. Es dauerte einige Zeit, bis man sich gemeinsam auf Connery einigte – ein Mann aus einfachen Verhältnissen, der als Milchmann, Hilfsarbeiter oder LKW-Fahrer sein Geld verdiente. Als ehemaliger Bodybuilder brachte er dafür eine körperliche Präsenz mit, die seine Rolle umso glaubwürdiger erscheinen ließ. Terence Young, der Regisseur des ersten Bond-Films, musste Connery jedoch zunächst in die Gepflogenheiten der feinen Gesellschaft einführen, damit er im Film auch ganz selbstbewusst einen Dom Pérignon von 1953 von dem des Jahrgangs 1955 unterscheiden konnte.
(Bild:Â Amazon / Screenshot Timo Wolters)
Ian Fleming, der Autor der Vorlage, war schließlich so begeistert von Connerys erstem Bondauftritt in "Dr. No", dass er seiner Romanfigur für den gerade in Arbeit befindlichen "Man lebt nur zweimal" kurzerhand einen schottischen Hintergrund hinzufügte. Bond hat im Roman eine Mutter aus der Schweiz und einen Vater aus Schottland, war seit dem elften Lebensjahr aber Vollwaise und kam auf ein Elite-Internat in Eton. Der Filmcharakter beeinflusste so rückwirkend die Romanfigur – eine seltene Wechselwirkung zwischen Literatur und Kino.
Ein weiteres Markenzeichen der Filme wurde die Beziehung zu Miss Moneypenny, die in kurzen, koketten Szenen zwischen Büroflirt und unausgesprochener Intimität Bond eine gewisse Erdung bescherte. Bemerkenswert: Viele dieser Dialoge wurden gedreht, ohne dass Connery und Lois Maxwell gemeinsam am Set waren. Trotzdem entwickelten die Szenen einen Kultstatus und wurden zu einer Art Pausenmoment im Adrenalinrausch der Filme. Kultstatus hat natürlich auch die ikonische Musik, vor allem das Bond-Thema von Monty Norman, das später zu einem Rechtsstreit zwischen ihm und John Barry führte, der seinerseits für sich reklamierte, das Stück komponiert zu haben.