"Inakzeptabel": Über Warn-App Katwarn zum Singen des Pfalzlieds aufgerufen
Anlässlich des Dürkheimer Wurstmarkts wurden tausende Menschen über Katwarn aufgefordert, das Pfalzlied zu singen. Der Landkreis spricht von einem Fehler.
(Bild: Ken stocker/Shutterstock.com)
Anfang der Woche ist über die für Warnungen an die Bevölkerung gedachte App Katwarn an etwa 7000 Menschen in der Kreisstadt Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz ein Aufruf zum Singen des Pfalzliedes verschickt worden. Das hat die dortige Kreisverwaltung eingestanden und ergänzt, dass der für den Katastrophenschutz zuständige Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) den Vorfall als Fehler bezeichnet hat, der sich nicht wiederholen dürfe. Die Aufforderung hätte eigentlich nur in einem sogenannten Themen-Abo der Anwendung auftauchen sollen, das für den Wurstmarkt eingerichtet worden war, ein dort stattfindendes Volksfest. Die stattdessen direkt über Katwarn verschickte Meldung zum "Sonderfall Wurstmarkt" sei nicht mit den Sicherheitsbehörden abgesprochen gewesen.
"Der ausgesandte Text ist inakzeptabel"
Wie die Kreisverwaltung ausführt, gibt es seit einiger Zeit in der Katwarn-App die Möglichkeit, Kanäle einzurichten, um lokal begrenzt über Veranstaltungen wie Messen oder Volksfeste zu informieren. Damit sollen Besucher und Besucherinnen informiert werden, die diese Themen-Abos über das Einscannen eines QR-Codes abonnieren können. Es gehe um niedrigschwellige Benachrichtigungen, wenn etwa ein Ausgang versperrt ist. Bad Dürkheim habe solch einen Kanal für den Wurstmarkt eingerichtet und wollte die dort Anwesenden darüber auffordern, wegen einer Fernsehaufzeichnung gemeinsam das Pfalzlied zu singen. Das ist dann aber gehörig schiefgegangen und tausende Menschen haben das stattdessen als anscheinende Warnung über einen Katastrophenfall bekommen.
Der Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur (BKI) des Landkreises versichert noch, dass Maßnahmen ergriffen werden sollen, um eine Wiederholung zu verhindern. Aktuell sei es aber technisch nicht möglich, solche Informationen nicht unter dem Dach von Katwarn zu verbreiten. Die Themen-Abos halte man für eine gute Idee. Das für die Entwicklung von Katwarn verantwortliche Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme hat demnach von einer widerrechtlichen Nutzung der Anwendung gesprochen. "Der ausgesandte Text ist inakzeptabel", teilte zudem das rheinland-pfälzische Innenministerium auf Anfrage der dpa mit. Jegliche Warnmittel seien explizit Warnungen in Krisen und Schadens- oder Gefahrenlagen sowie sicherheitsrelevanten Informationen vorbehalten.
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"Katwarn ist und bleibt ein sinnvolles und wichtiges Werkzeug, um im Katastrophenfall Menschen im betroffenen Gebiet zu erreichen", ergänzt Landrat Ihlenfeld: "Es darf keinesfalls für solche Meldungen verwendet werden." Allen Nutzern müsse jederzeit klar sein, dass Katwarn-Meldungen Ernstfällen vorbehalten sind, die man beachten und auf die man unter Umständen reagieren müsse.: "Ein Kamerateam auf dem Wurstmarkt hat dort nichts verloren." Laut dem Landkreis haben sich zahlreiche Bürger und Bürgerinnen über die Warnmeldung beschwert. Ihlenfeld sieht das laut dem SWR als Zeichen dafür, dass die Anwendung ernst genommen und registriert werde: "Insofern hat die Sache also doch ein wenig Gutes."
(mho)