US-Firmen bitten ausländische Beschäftigte, trotz Visakosten zu bleiben

100.000 US-Dollar werden ab Samstag für ein beliebtes US-Arbeitsvisum fällig. Dieser Schritt trifft auch den Tech-Sektor hart.

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Kuppel des US-Kapitols, davor eine US-Flagge

(Bild: rarrarorro/Shutterstock.com)

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Eine Änderung bei einem häufig genutzten US-Arbeitsvisum setzt derzeit viele US-Arbeitgeber unter Druck: Für ausländische Beschäftigte, die mit einem H-1B-Visum in den USA arbeiten, werden künftig 100.000 US-Dollar fällig. Das verfügte US-Präsident Donald Trump jetzt, und zwar mit sehr knapper Frist. Schon ab Sonntag, den 21. September, gilt die neue Regelung.

Das trifft global agierende Tech-Unternehmen aus Amerika wie Meta, Amazon oder Microsoft hart, aber auch alle anderen Arbeitgeber, die auf ausländisches Personal setzen. Viele der betroffenen Arbeitnehmer kommen aus Indien. Wie die Times Of India berichtet, war es das Land, in das H-1B-Visa am häufigsten vergeben wurden. Die Zeitung zitiert Regierungsdaten, wonach 71 Prozent solcher Visa nach Indien gingen, 11,7 Prozent nach China. Allein für Amazon und seiner Cloud-Sparte Amazon Web Services gab es demnach 12.000 H-1B-Visa, für Microsoft und Meta über 5.000.

Die neuen Konditionen treffen die US-Wirtschaft unerwartet. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet über Microsoft, J.P. Morgan und Amazon, die H-1B-Inhaber in ihrer Belegschaft bitten: Wer sich gerade in den USA aufhält, soll möglichst dort bleiben, bis die Regierung genauere Reiserichtlinien liefert – wer sich außerhalb aufhält, soll so schnell wie möglich einreisen, noch vor Sonntag 0 Uhr, wenn die neuen Visagebühren in Kraft treten.

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Die Hektik entstand auch, weil die Trump-Regierung widersprüchlich zu der neuen Regelung kommunizierte. Am späten Samstagabend (deutscher Zeit) schrieb die Sprecherin von Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt, dann auf X: "Es handelt sich hierbei NICHT um eine jährliche Gebühr. Es ist eine einmalige Gebühr, die nur für den Antrag gilt". Damit widersprach sie früheren Äußerungen von Handelsminister Howard Lutnick. H-1B-Inhaber, die sich gerade außerhalb der USA aufhalten, könnten zudem auch wieder einreisen, ohne dass der sechsstellige Betrag fällig würde. Für sie würden dieselben Reisebestimmungen gelten, wie vor der Einführung der neuen Gebühr. Die neuen Regeln würden für die Beantragung neuer Visa greifen, nicht für Verlängerungen und nicht für aktuell bereits bestehende Visa.

Die US-Regierung will mit den neuen Regeln vor allem den eigenen Arbeitsmarkt stärken. US-Handelsminister Howard Lutnick sagte, wer jemand Neues einstellen und ausbilden wolle, der solle einen Absolventen der großartigen amerikanischen Universitäten wählen. Das H-1B-Visum solle dagegen nur für solch hoch qualifizierte Arbeitnehmer infrage kommen, bei denen sich eine zusätzliche Gebühr von 100.000 US-Dollar immer noch für die Unternehmen lohnt.

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In einer vorigen Fassung des Textes hatte es geheißen, dass die neue Gebühr für H-1B-Inhaber jedes Jahr fällig wird. Dieser Sachstand war zunächst auch von US-Handelsminister Howard Lutnick kommuniziert worden. Die Sprecherin des US-Präsidenten hat nun Lutnicks Aussage widersprochen und klargestellt, dass die Gebühr nur einmalig fällig wird. Wir haben den Text an den entsprechenden Stellen geändert und weitere Einzelheiten ergänzt.

(nen)