Afghanistan: Taliban schalten Internet über Glasfaser in vielen Provinzen ab
In Afghanistan haben die herrschenden Taliban in zahlreichen Provinzen die Internetverbindungen über Glasfaser gekappt. Kritik gibt es auch aus der Wirtschaft.
Blick über Kabul
(Bild: Wandel Guides/Shutterstock)
Eine Blockade von Glasfaserverbindungen durch die Taliban sorgt dafür, dass in weiten Teilen von Afghanistan der Internetzugang erheblich eingeschränkt ist. Laut dem afghanischen Nachrichtenportal Tolo News sind 10 von 34 Provinzen betroffen, auch die Wirtschaft leidet unter der Sperre. Inzwischen werde darüber diskutiert, zumindest dem Bankensektor wieder Zugriff auf die Glasfaserverbindungen zu geben. Laut der Deutschen Welle war das mobile Internet von den Sperren anfangs nicht betroffen, das sei in dem Land aber sehr teuer und langsam. Netblocks hat erklärt, dass im Zuge der Blockade Teile des Landes offline gegangen sind.
Betroffen seien vor allem auch Frauen und Mädchen, die sich in der Öffentlichkeit längst nicht mehr frei bewegen können und beispielsweise für den Unterricht aufs Internet ausweichen.
Begonnen haben die Sperren vorige Woche, eine Erklärung der Taliban gab es laut der Deutschen Welle nicht. Ein Sprecher der nördlichen Provinz Balch habe aber angegeben, dass damit "Unmoral verhindert" werden soll. Experten seien jedoch der Meinung, dass es den Machthabern darum geht, Kritik zu sperren und jeglichen Protesten zuvorzukommen. Der Schritt markiere den Beginn einer weitreichenden Unterdrückungsmaßnahme, die international nicht beobachtet werden soll, zitiert der Sender einen Sicherheitsexperten. Tolo News hat angesichts des Schritts Kritik aus der Wirtschaft zusammengetragen, in der darauf hingewiesen wird, wie essenziell funktionierendes Internet ist.
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Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) hat die Taliban aufgerufen, die Blockade aufzuheben. "Das Verbot von Breitbandinternet ist eine beispiellose Verschärfung der Zensur, die die journalistische Arbeit und das Recht der Öffentlichkeit auf Information untergräbt", erklärte die zuständige Regionaldirektorin Beh Lih Yi. Auch der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, hat den Schritt kritisiert und eine "absurde und unkluge" Entscheidung genannt. Sollte es um die Blockade von Pornografie gehen, könne diese leicht gefiltert werden. Viele islamische Staaten würden das tun. Ob zumindest Teile der Wirtschaft wieder einen Zugang bekommen sollen, wie Tolo News am Sonntag berichtet hat, ist derzeit noch unklar.
(mho)