"Totale Internetblockade": Ganz Afghanistan seit Montag komplett offline

Tage nachdem in Afghanistan viele Glasfaserverbindungen gekappt wurden, ist das Land jetzt offenbar komplett offline gegangen. Die HintergrĂĽnde sind unklar.

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Flache Häuser zwischen Bäumen, Staubwolke und Berge im Hintergrund

(Bild: eyetravelphotos/Shutterstock.com)

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Die herrschenden Taliban haben in Afghanistan offenbar alle Internetverbindungen gekappt, das Land erlebt einen totalen Blackout, erklärt Netblocks. Die weitgehenden Sperrungen gehen Beobachtungen zufolge über die Kappung von Glasfaserverbindungen hinaus, die vorige Woche erfolgt ist. Laut der BBC haben internationale Nachrichtenagenturen den Kontakt zu ihren Büros in der afghanischen Hauptstadt Kabul verloren, bei mobilem Internet und Satellitenfernsehen gibt es demnach ebenfalls Störungen. Die dpa konnte zu keinen lokalen Kontakten durchdringen. Sogar der Flugverkehr ist betroffen, laut Flightradar24 wurden mehrere Starts abgesagt. Von den Taliban gibt es dem Bericht zufolge bislang keine offizielle Begründung für den drastischen Schritt.

Erst vor wenigen Tagen haben die radikalislamischen Taliban damit begonnen, Glasfaserverbindungen in weiten Teilen des Landes zu blockieren; in dem Zug waren bereits zahlreiche Provinzen offline gegangen. Ein Sprecher der nördlichen Provinz Balch hatte dazu erklärt, dass damit "Unmoral verhindert" werden soll, ohne das weiter auszuführen. Experten waren aber der Meinung, dass es den Machthabern darum gegangen ist, Kritik zu sperren und jeglichen Protesten zuvorzukommen. Der Schritt habe den Beginn einer weitreichenden Unterdrückungsmaßnahme markiert, die international nicht beobachtet werden soll, zitiert die Deutsche Welle einen Sicherheitsexperten.

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Laut der BBC wurden die Verbindungen am Abend gesperrt, weshalb viele Menschen vor Ort das erst am Dienstagmorgen bemerken haben dürften. Kontaktierte Diplomaten hätten ergänzt, dass die Sperren den Finanzsektor und E-Commerce landesweit beeinträchtigen würden. Von den Glasfasersperrungen vor einigen Tagen war das mobile Internet noch nicht betroffen, das ist dort aber teuer und langsam. Netblocks hat da schon darauf hingewiesen, dass schon diese ersten Interneteinschränkungen vor allem auch Frauen und Mädchen betroffen haben, die sich in der Öffentlichkeit längst nicht mehr frei bewegen können und beispielsweise für den Unterricht aufs Internet ausweichen mussten. Die Folgen der Totalblockade dürften nun ungleich heftiger sein.

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Auch Cloudflare spricht von einem Totalausfall der Internetkonnektivität in Afghanistan.

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AFP berichtet inzwischen aus Kabul, dass das öffentliche Leben einen Tag nach Beginn der Internetblockade weitgehend zusammengebrochen ist. Es sei wie an einem Feiertag, "alle sind zuhause", zitiert die Nachrichtenagentur einen Geschäftsmann aus der Hauptstadt. Kurz vor Beginn der Blockade hat es demnach eine Warnung gegeben, mit dem Hinweis, dass kein Kommunikationssystem weiter funktionieren würde, "alles im ganzen Land wird betroffen sein". Das habe ein Beamter erklärt, der noch ergänzt habe, dass die Blockade bis auf Weiteres aufrechterhalten werden soll. Nach der Kappung der Glasfaserverbindungen geäußerte Warnungen seien ignoriert worden. Betroffen sind dem Bericht zufolge auch die Vereinten Nationen, die zur Kommunikation in dem Land auf Funk und Satellitenverbindungen zurückgreifen müssen.

(mho)