Zwei Monate Atempause für indische Blackberry-Nutzer

Streitpunkt ist der Blackberry-Kommunikationsdienst Blackberry Enterprise Service (BES) für Unternehmen. Die indischen Behörden fordern vollständigen Zugang; RIM versichert, das gehe prinzipbedingt nicht. RIM habe aber nun Vorschläge gemacht, die umgesetzt und geprüft würden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die mehr als 1 Million Blackberry-Nutzer in Indien können vorerst aufatmen. Die Regierung schiebt die angedrohte Sperrung des mobilen E-Mail-Dienstes zunächst um zwei Monate auf. Für Blackberry ist es mehr als nur ein lokaler Konflikt: Es geht um ein Grundprinzip des Geschäftsmodells, die Vertraulichkeit der E-Mails.

Die indischen Behörden fordern von dem Blackberry-Betreiber Research In Motion vollständigen Zugang zu allen E-Mails. Der Konzern habe "einige Vorschläge" in diese Richtung gemacht, die nun umgehend umgesetzt würden, teilte das Innenministerium laut dpa ohne weitere Details mit.

Streitpunkt ist vor allem der Blackberry-Kommunikationsdienst Blackberry Enterprise Service (BES) für Unternehmen. Um Firmengeheimnisse zu schützen, werden die E-Mails verschlüsselt gesendet. Der Blackberry-Anbieter hat immer wieder erklärt, schon prinzipbedingt Dritten, die alle Mails mitlesen wollen, keinen Zugang zu der Kommunikation geben zu können. Nur die Kunden selbst haben die Kontrolle über die Kommunikaiton zwischen BES und den Blackberry-Endgeräten. Für RIM ist die Sicherheit der E-Mails ein entscheidendes Argument, um Unternehmen und Regierungsbehörden als Kunden zu gewinnen.

Genau diese Abgeschirmtheit ist jedoch Ländern wie Indien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Dorn im Auge. Sie zeigen sich besorgt, dass mit Hilfe der verschlüsselten E-Mails zum Beispiel Terroristen ihre Angriffe vorbereiten könnten. Die indische Regierung hatte Research In Motion deshalb ultimativ aufgefordert, bis zum 31. August den Zugang zu allen E-Mails zu gewähren, andernfalls werde der Dienst blockiert. Nun wollen die Behörden zunächst weitere 60 Tage die von RIM gemachten Vorschläge prüfen und die Lage analysieren, hieß es vom Innenministerium laut dpa. Von RIM liegen bislang keine weiteren Angaben oder Stellungnahmen zu dem Vorgehen vor.

Research In Motion ist in der Zwickmühle. Einerseits könnte es dem Geschäft schaden, wenn die indischen Unternehmenskunden sich nicht mehr auf die Vertraulichkeit ihrer E-Mails verlassen könnten. Andererseits ist Indien derzeit der am schnellsten wachsende Mobilfunkmarkt der Welt, in dem alle Anbieter aggressiv um neue Kunden buhlen. Zum Anfang des Sommers hatte der Blackberry-Dienst rund 46 Millionen Kunden weltweit. Demnächst werden aktuelle Zahlen zeigen, ob der Streit um die Verschlüsselung eventuell das Kundenwachstum gebremst hat. In Saudi-Arabien und den Emiraten ist Research In Motion ebenfalls in Verhandlungen, um eine Sperrung des Dienstes zu verhindern. (jk)