Blick ins Heft c’t 21/2025: Videoüberwachung gegen Einbrecher

Überwachungskameras können helfen, schützen tun sie indes nicht. Windows 10 hat bald ausgedient und in Osaka zeigt die Welt die Technik von morgen.

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Hallo aus Hannover,

haben Sie auch schon einmal überlegt, eine Videokamera als Schutz vor Einbrechern zu installieren? Oder wenigstens eine Kameraattrappe, die rot vor sich hin blinkt, ohne ein Bild aufzunehmen? Ich selbst dachte, so eine Attrappe könnte eine einfache, preiswerte und vor allem unkomplizierte Lösung sein. Davon bin ich spätestens weg, als ich unseren Schwerpunkt zu Überwachungskameras gelesen habe.

So rät die Polizei von Kameraattrappen ab, denn die Attrappen schrecken zwar erstmal ab, helfen aber nicht gegen einen Einbruch. Videoüberwachungsanlagen sollten so konzipiert sein, dass Gefährdungen frühzeitig erkannt werden. Doch genau das bietet eine Attrappe nicht.

Außerdem: Echte Überwachungskameras vermitteln zwar ein Gefühl der Sicherheit, die Geräte sammeln aber auch eine Menge sehr intimer Daten. Und häufiger als man denkt, hängen Nutzer ihre Kamera leichtfertig ohne Passwort ans Internet, wodurch sie leicht auffindbar und für jeden zugänglich ist. Haben Kriminelle erst einmal Zugriff auf die Geräte, können sie das nutzen, um deren Besitzer auszuspionieren. Besitzer von Netzwerkkameras können das Risiko aber leicht minimieren: Indem sie sichere Passwörter vergeben, einen zweiten Faktor einrichten, die Videos statt in der Cloud auf Speicherkarte sichern und die Kameraeinstellungen vor dem Einsatz genau unter die Lupe nehmen.

Immerhin: Im Vergleich zu 2015 sank die Anzahl der jährlich angezeigten Einbrüche deutlich von bundesweit über 120.000 auf rund 90.000 Fälle. Das führen Experten hauptsächlich auf Schutzmaßnahmen wie bessere Türen, Fenster und Schlösser zurück, Videotechnik sehen sie eher als Ergänzung.

Videoüberwachung ist komplex. Sowohl die Technik als auch die Rechtslage sind unübersichtlich. Mangelhafte Kameras und Apps schützen nicht, im schlimmsten Fall spionieren Verbrecher damit sogar ihre Opfer aus. Unser Leitfaden beantwortet die wichtigsten Fragen: Welche Systeme sind sinnvoll? Was rät die Polizei? Was leisten und kosten Kameras? Wen und was dürfen Sie filmen und wie kommen Sie ohne Cloud aus?

Klären Sie zuerst, was Sie von der Überwachung erwarten, bevor Sie die erste Kamera anschrauben. Denn mit der Montage ist es bei Weitem nicht getan, hinzu kommt der Aufwand für Konfiguration und regelmäßige Wartung. Sie sollten die Funktion regelmäßig prüfen und müssen Updates einspielen. Manche Anbieter verlangen Abogebühren. Falls vorhanden und von der Überwachung betroffen, müssen Sie Nachbarn, Familie und Mitbewohner informieren. Die wichtigste Frage lautet aber: Schützt Kameraüberwachung gegen Einbruch?

Viele Einbrüche dauern nur wenige Minuten und Videoaufnahmen taugen nicht als Beweise, wenn maskierte Personen nicht identifizierbar sind. Zudem lassen sich einfache Kamerasysteme relativ leicht sabotieren. Für unter 50 Euro kann man bei chinesischen Händlern Wi-Fi-Jammer kaufen, deren starke Störsignale WLAN-Kameras in mehreren Metern Entfernung lahmlegen. Eindringlinge schneiden sichtbar verlegte Netzwerk- und Stromkabel einfach durch, oder sie kappen manchmal sogar Internetanbindung oder Stromverteilung komplett.

Gegen solche Angriffe kann man die Technik schützen: Mehrere Kameras, die sich gegenseitig im Blickfeld haben, Unterputzverkabelung mit Power-over-Ethernet (PoE), Switch und Router an einer unterbrechungssicheren Stromversorgung (USV) und Fallback-Anbindung des Routers per Mobilfunk (LTE-Stick). Aber dieses Aufrüsten kostet viel Geld und Zeit, ohne absolut sicheren Schutz zu gewährleisten, etwa gegen aggressive Täter, die sogar Waffen oder Erpressung einsetzen.

Überwachungskameras sollen die Sicherheit steigern, das ist eine Binsenweisheit. Dazu müssen jedoch sämtliche Teile der Alarmierungskette reibungslos funktionieren, außer der Kamera selbst auch das Heimnetzwerk, der Router und die Internetverbindung. Sofern die Kamera ausschließlich über eine App alarmiert, muss auch das Smartphone stets eingeschaltet und ausreichend geladen sein sowie Mobilfunk- oder WLAN-Anbindung haben.

Es gibt also zahlreiche potenzielle Störstellen in der Meldekette eines derart zusammengestrickten Systems. Deshalb sollten Sie es regelmäßig überprüfen, Firmware- und App-Updates installieren sowie eventuell anfallende Abonnementgebühren bezahlen.

Läuft der Support aus, wird es heikel. Falls es für eine Sicherheitslücke kein Update gibt, missbrauchen Angreifer sie möglicherweise zum Zugriff auf den Videodatenstrom. Dann mutiert die Netzwerkkamera zum Spion im eigenen Haus. Auf shodan.io kann man gezielt nach ungeschützten Streams suchen.

Schaltet der Hersteller nach einigen Jahren den Clouddienst ab, ohne den die Kamera nicht funktioniert, wird sie zu Elektroschrott. Manche Firmen deaktivieren auch bestimmte Funktionen per Firmware-Update oder verlangen plötzlich Gebühren dafür. Selbst namhafte Marken wie Belkin, Bosch, Denon, Devolo, Logitech, Marantz, Sonos und Yamaha vergrätzten auf diese Weise schon Kunden.

Solche Ärgernisse lassen sich zwar nicht vorhersagen, aber bestimmte Geschäftsmodelle wirken zukunftstauglicher als andere. Aus dieser Perspektive betrachtet sind Abogebühren für bestimmte Cloudkamerafunktionen ein gutes Zeichen: Der Anbieter versucht wenigstens, langfristig zu planen. Die Kampfpreiskamera einer unbekannten Marke, die Daten über chinesische Server schleust, scheint im Vergleich dazu weniger auf langfristige Nutzung ausgelegt. Mehr zur Videoüberwachung:

Vor 25 Jahren fand die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover statt, dem Hauptsitz unseres Mutterschiffs Heise. Die diesjährige Weltausstellung wird in Osaka gefeiert. Dort führen 155 Länder einer globalen Öffentlichkeit die neuesten Innovationen vor, allen voran das Gastgeberland Japan. Das Motto der Messe lautet „Designing a future society that shines with life“, sagt Hiroyuki Ishige, der Generalsekretär des Veranstaltungskomitees.

Es geht also um den Entwurf einer Gesellschaft, die vor Leben strahlt. Die Expo soll ein „Testgelände für eine zukünftige Gesellschaft“ sein. Netzwerktechnik und Chips sind ein Thema, andere sind Energie, neue Technologien für die Medizin und die Nahrungsmittelproduktion und natürlich Roboter.

Die Weltausstellung will ein Labor für das Leben der Zukunft sein. Ein wichtiger Aspekt sind dabei Energiesysteme. So geht es um durchsichtige Solarzellen, die auf Fensterscheiben Energie gewinnen und Akkus, die Strom umweltschonender speichern können.

Mit den Solarzellen auf Perowskit-Basis will Japans Industrie die heutige Weltmarktführerschaft chinesischer Hersteller brechen. Die neuen Zellen sind flexibel und leicht, sie haben einen höheren Leistungsgrad und können je nach verwendeter Technik sogar transparent sein.

Der neue Renner der Speichertechnik sollen Natrium-Ionen-Akkus werden, auch bekannt unter dem Kürzel SIB (englisch: Sodium-Ion Battery). Die Speicher erreichen nicht die Energiedichte von Lithium-Ionen-Zellen, aber Natrium ist im Unterschied zu dem von China dominierten Lithium weit verbreitet und bei der Produktion braucht es keine umweltschädlichen Bergbaupraktiken und Verarbeitungsprozesse.

In unserem Schwerpunkt geben wir einen kurzen Überblick über die einzelnen Gebiete. Den Auftakt macht ein Artikel über DNS-Speicher aus der Schweiz und optischer Netzwerktechnik von NTT.

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USB-C hat sich längst zur Universalschnittstelle gemausert. Wir erklären, woran die Stromversorgung mit hohen Leistungen bis 240 Watt in der Praxis scheitert, warum vielen Notebooks ab 2026 kein Netzteil mehr beiliegen wird und wie sich der Standard weiterentwickeln könnte.

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(Bild: Andreas Wodrich/heise medien)

Noch gibt es kein finales Logo, doch einen Namen hat das Kind bereits: Der neue Videokanal der c’t heißt c’t Phasenlage. Darin wird es um Energiesysteme der Zukunft gehen, also die nachhaltige Stromerzeugung aus Sonne, Wind und Wasser, es geht um Speicher- und Ladetechnik und den praktischen Einsatz solcher Systeme. Wir liefern das nötige Wissen, testen Geräte und Zubehör und schauen auch mal über den Tellerrand.

Mein Kollege Jörg Wirtgen, der die Phasenlage federführend bestreitet, ist bereits fleißig am Schrauben und Bohren im Videostudio: Neues Mobiliar für mehr Platz und besseres Licht muss her. Ich bin schon gespannt, wie die ersten Aufnahmen aussehen werden. Bis dahin wird noch eine Weile ins Land gehen, wir werden Sie informieren, wenn es richtig losgeht.

(uk)