Russland: Riesiges Interesse an KI-generierten Videos gefallener Soldaten

Eine Russin generiert gegen Bezahlung mit KI-Hilfe Clips gefallener Soldaten, die in den Himmel aufsteigen. Das Interesse daran ist riesig, die Warteliste lang.

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Schatten von Soldaten vor russischer und ukrainischer Flagge

(Bild: Tomas Ragina/Shutterstock.com)

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In Russland ist es bei Angehörigen von gefallenen Soldaten zunehmend populär, KI-generierte Abschiedsvideos zu veröffentlichen, auf denen diese in die Kamera winken und danach auf einer Treppe ins Paradies laufen. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf einen Account auf Telegram, über den solche KI-Videos bestellt werden können. Die Preise beginnen einem anderen Bericht zufolge bei rund 15 Euro für ein solches Video, und das Interesse ist riesig. Nachdem der Account erst im Mai eingerichtet worden sei, arbeitet die dafür Verantwortliche weiterhin an jenen Aufträgen, die bis dahin eingegangen waren. Der Rest muss sich demnach auf einer Warteliste eintragen.

Wie das russische Exilmedium Meduza vorher berichtet hat, ist eine 36-jährige Russin für den Telegram-Account verantwortlich. Laut der Washington Post hat diese vor einem Jahr angefangen, mit KI zu experimentieren und erste Videos produziert, in denen Menschen vermeintlich jüngere Versionen ihrer selbst treffen. Im Frühjahr habe sie dann begonnen, kostenfrei Videos von gefallenen Soldaten anzufertigen, die sie im Gegenzug veröffentlichen durfte. Das Interesse an diesen Clips sei innerhalb von zwei Wochen so schnell gewachsen, dass sie bis zu 500 Anfragen pro Tag bekommen habe. Inzwischen arbeitet sie demnach zwei Tage an einem solchen Video, es dürfte also noch etwas dauern, bis sie alle Anfragen abgearbeitet hat.

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Für die Videos trainiert die Frau demnach eine KI mit Bildern und gegebenenfalls Aufnahmen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen. Je nach bezahltem Preis winken die Verstorbenen dann in die Kamera, umarmen andere Menschen, erklimmen eine Treppe in einen sonnigen Wolkenhimmel oder sprechen auch noch. Teilweise wachsen ihnen sogar Flügel. Aus der Ukraine gibt es laut der US-Zeitung scharfe Kritik an den Videos, da sie den Ukraine-Krieg glorifizieren und die Taten der Soldaten verharmlosen würden. Auch in Russland sind die Reaktionen demnach nicht nur positiv, teilweise würden sie als unheimlich und beunruhigend kritisiert. Die dafür verantwortliche Russin verteidigt ihre Arbeit, die den Hinterbliebenen helfen würde.

(mho)