Chinesische Internet-Adresszonen sorgen für Aufregung

Das chinesische Ministerium für Informationstechnologie hat Regeln für die Zukunft des chinesischen DNS veröffentlicht. Ein mögliches nationales Rootsystem würde auch die Kontrolle der Internetnutzung erleichtern.

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Von
  • Monika Ermert

Das chinesische Ministry for Information Industry (MII) hat laut chinesischen Presseberichten Regeln für die Zukunft des eigenen chinesischen DNS (Domain Name System) veröffentlicht. Darin sind auch die bereits im Gebrauch befindlichen chinesischsprachigen Adresszonen für .cn (zhongguo),.com (gongsi) und .net (wangluo) explizit erwähnt, die über Plugin-Lösungen bei den DNS-Servern der chinesischen Registry CNNIC aufgelöst werden. In verschiedenen US-Mailinglisten sorgte die Ankündigung wieder einmal für Diskussionen über alternative Rootzonen.

"Jetzt ist es sozusagen offiziell", sagte Milton Mueller, Professor an der Syracruse University. Mit Blick auf Chinas Bemühungen, die Internetnutzung in China so weit wie möglich zu kontrollieren, stellten die Bemühungen auch etwas "möglicherweise Gefährlicheres" als ein alternatives Rootsystem dar, eine Art "nationale Root". Beobachter wie Mueller sehen allerdings auch in den Forderungen von Seiten VeriSign, die Nicht-ASCII-Varianten für .com automatisch VeriSign zu überlassen, einen möglichen Anlass dafür, dass China eigenen Ansprüchen Nachdruck verleiht.

Das von VeriSign Ende vergangenen Jahres vorgestellte DNAME-Konzept (Non-Terminal DNS Name Redirection, RFC 2672) sieht vor, die Nicht-ASCII-Varianten von .com automatisch auf .com abzubilden. Sollte VeriSign sich damit durchsetzen, wäre landessprachlichen .com-Zonen der Weg in die offizielle DNS-Rootzone verwehrt oder doch erschwert. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) könnte sich bald vor eine Entscheidung gestellt sehen, entweder allen Registries zu erlauben, Übersetzungen ihrer Zonenkürzel mit anzubieten –, com in allen möglichen Zeichenvarianten würde dann auch von VeriSign registriert, .info von Afilia – oder aber national bereits eingerichtete Zonen in die Root einzutragen.

Setzt sich die DNAME-Variante durch, müssten die in China bereits verkauften gongsi-Adressen in der speziellen, nationalen Rootzone bleiben, es sei denn, VeriSign würde eine andere Übersetzung für ihre .com-Zone akzeptieren. Die von VeriSign nach eigenen Aussagen angestrebte Eindeutigkeit für normale Nutzer wäre allerdings damit dahin. Ein Beharren der Registries auf dem DNAME-Konzept, für das sich laut Professor Milton Mueller auch andere Registries erwärmen, könnte auch für das endgültige Auseinanderbrechen des Konsenses über eine einheitliche Rootzone sorgen. (Monika Ermert) / (ssu)