KI-Update kompakt: Meta FAIR, KI-Souveränität, Gemini, KI-Schauspielerin
Das "KI-Update" liefert drei mal pro Woche eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel Grünewald
- The Decoder
Streit um Forschungsfreiheit in Metas KI-Labor FAIR
Meta hat neue Regeln für sein Forschungsteam FAIR eingeführt, die eine zusätzliche Prüfung vor Veröffentlichungen vorsehen. Bisher konnten die Forscher ihre Ergebnisse weitgehend selbstständig publizieren. Leitende Wissenschaftler sehen darin laut einem Bericht von The Information eine Einschränkung ihrer Arbeit.
Der Wandel ist Teil einer größeren Umstrukturierung unter dem neuen Dach „Meta Superintelligence Labs". KI-Pionier Yann LeCun, Mitgründer von FAIR, soll im September sogar offen über seinen Rückzug als leitender Wissenschaftler nachgedacht haben. Die Ernennung eines ehemaligen OpenAI-Forschers zum Chef-Wissenschaftler empfand er als Degradierung. Dennoch blieb er an Bord.
EU plant Strategie für digitale Souveränität bei KI
Die Europäische Kommission will mit einer neuen KI-Strategie die Abhängigkeit von US- und chinesischen Technologieanbietern verringern. Ein Entwurf sieht vor, europäische KI-Plattformen zu fördern und öffentliche Institutionen auf europäische Open-Source-Systeme zu setzen. Dafür will Brüssel eine Milliarde Euro aus bestehenden Programmen bereitstellen.
Die Kommission warnt vor Risiken durch externe Abhängigkeiten in der KI-Infrastruktur. Hardware, Software und Daten könnten von geopolitischen Akteuren als Hebel genutzt werden. In der Verteidigung plant die EU daher eigene KI-basierte Führungssysteme und die Entwicklung sogenannter „Frontier-Modelle" für Raumfahrt und Verteidigung.
Salesforce öffnet Slack für externe KI
Salesforce baut den Messenger Slack zur KI-Schnittstelle aus. Der Hersteller hat zwei neue Entwickler-Tools angekündigt: eine Real-Time Search API und einen Model-Context-Protocol-Server. Entwickler sollen damit sichere KI-Agenten direkt auf Slack-Konversationsdaten aufbauen können.
Salesforce will Slack als zentrale Anlaufstelle etablieren, um das Springen zwischen verschiedenen Tools zu vermeiden. Ein Vertriebsmitarbeiter könnte per KI-Agent CRM-Einträge aktualisieren, ohne die Anwendung zu wechseln. IT-Kollegen könnten Supportanfragen direkt im Messenger lösen.
Großer Umbau im Google Home hat begonnen
Google tauscht seinen Assistant gegen Gemini for Home aus. Die neue Version basiert auf einem großen Sprachmodell und soll natürlicher kommunizieren. Der Assistent kann nun zwei Aufgaben aus einem Satz heraus erkennen und komplexere Anweisungen umsetzen.
Gemini for Home verknüpft sich auch mit Googles Kalender und Notizen-App. Als Beispiel nennt Google ein Kochrezept, dessen Zutaten automatisch in die Notizen übertragen werden. Die Stimme soll deutlich natürlicher klingen als beim bisherigen Assistant.
KI-Browser Comet und Neon frei verfügbar
Der KI-Browser Comet von Perplexity ist ab sofort für alle Nutzer verfügbar. Zuvor war er nur Abonnenten des teuren Max-Tarifs vorbehalten. Sogenannte Agenten können komplexere Aufgaben wie Hotelbuchungen oder Online-Einkäufe übernehmen, indem sie autonom Websites besuchen und Formulare ausfüllen.
Auch den Browser selbst darf die KI steuern, um etwa Tabs zu organisieren. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Browser Neon von Opera, der ersten Nutzern über eine Warteliste verfügbar ist.
Anthropic stärkt Claude für Cyberabwehr
Claude Sonnet 4.5 von Anthropic kann echte Schwachstellen in Code aufspüren – teils schneller als erfahrene Sicherheitsteams. In der Benchmark-Reihe Cybench löste das Modell mehr als drei Viertel der Aufgaben beim ersten Versuch. Bei wiederholten Durchläufen fand es in rund einem Drittel der Fälle bislang unbekannte Sicherheitslücken.
Etwa 15 Prozent der automatisch erzeugten Software-Patches konnten mit menschlichen Lösungen mithalten. Partner wie HackerOne und CrowdStrike meldeten, dass Claude Sicherheitsanalysen beschleunigt und Fehlerraten reduziert habe. Diese Unterstützung wird nötig, da Angreifer bereits ähnliche Technologien nutzen.
Apple reagiert auf Sammelklage wegen verzögerter KI-Siri
Apple fordert die Abweisung einer Sammelklage wegen der verzögerten kontextsensitiven Siri. Die neuen KI-Funktionen sollten im vergangenen Frühjahr erscheinen, kommen nun aber vermutlich erst in den ersten Monaten 2026. Nutzer fordern Geldentschädigung, da sie wegen der neuen Funktion ein iPhone gekauft hätten.
Apples Anwälte argumentieren, das Unternehmen habe von Anfang an mitgeteilt, dass die KI-Funktionen allmählich veröffentlicht würden. Auch Aktionäre haben geklagt und behaupten, die Verschiebung habe zu einem Einbruch des Apple-Aktienkurses geführt.
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Hollywood-Gewerkschaft gegen KI-generierte Schauspielerin
Eine KI-generierte Figur namens Tilly Norwood soll kurz davor stehen, von einer renommierten Künstleragentur vertreten zu werden. Die von einer Produktionsfirma geschaffene Figur wurde auf einem Filmfestival in Zürich vorgestellt, wo behauptet wurde, Agenturen würden Schlange stehen.
Schauspieler kritisierten das Vorhaben scharf auf sozialen Netzwerken und drohten mit Boykotts. Selbst die mächtige Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA mischte sich ein und erklärte, das Vorhaben nicht zu unterstützen. Die beteiligte niederländische Schauspielerin wies die Kritik zurück und verwies auf künstlerische Aspekte.
Neue Details zur Arbeit an KI-Hardware von OpenAI
Nach der Übernahme der Hardwarefirma io von Designer Jony Ive durch OpenAI sind erste Details zur geplanten Hardware durchgesickert. Das KI-Gerät soll auf dem Tisch stehen und durchgehend aktiviert sein, um mit eingebauten Sensoren den ganzen Tag über Daten zu sammeln. Dafür bekommt es mindestens eine, womöglich mehrere Kameras.
Das Gerät soll auch tragbar sein, aber nicht zu aufdringlich wirken. Eine Herausforderung sei es, eine KI zu bauen, „die zwar ein Freund, aber nicht deine merkwürdige Lebensgefährtin ist", so eine Quelle. Anders als ChatGPT soll es vermeiden, zu viel zu reden.
DeepL prüft offenbar Gang an die US-Börse
Die Kölner KI-Übersetzungsplattform DeepL prüft einen Börsengang in den USA. Derzeit laufen Gespräche mit Beratern, ein Listing sei bereits im kommenden Jahr möglich. DeepL könnte eine Bewertung von bis zu fünf Milliarden Dollar anstreben.
Die endgültige Bewertung hängt von der Nachfrage der Investoren und den Marktbedingungen ab. Sowohl Zeitpunkt als auch der genaue Börsenplatz könnten sich noch ändern. DeepL wollte keine Stellungnahme abgeben.
Potenziell gefährliche KI-generierte Proteine werden nicht immer erkannt
KI-Systeme zur Proteindesign-Generierung können Varianten gefährlicher Proteine produzieren, die kommerzielle Biosicherheits-Screening-Systeme teilweise nicht erkennen. Das zeigt eine in Science veröffentlichte Studie. Die Technologie eröffnet neue Möglichkeiten für Medizin und Materialforschung, wirft aber auch Fragen zur Biosicherheit auf.
Eine hundertprozentige Detektion aller potenziell gefährlichen Varianten konnte auch mit Softwareupdates nicht erreicht werden. Die Fähigkeit, mithilfe von KI neue Proteine zu entwerfen, gilt als eine der faszinierendsten und zugleich riskantesten Entwicklungen in den modernen Biowissenschaften.
(igr)