Ausgedienter europäischer Satellit gehört zu gefährlichstem Weltraumschrott
Diese Objekte zu entfernen, würde das Risiko neuer Trümmer halbieren. Europa ist ganz oben auf der Liste vertreten.
Europäischer Satellit Envisat: zweiter Platz auf der Liste der gefährlichsten Objekte
(Bild: ESA)
Weltraumschrott – ausgediente Satelliten, ausgebrannte Raketenstufen, Trümmerteile – bedroht Satelliten und Raumfahrzeuge. Viele davon schweben schon seit Jahrzehnten im Orbit. Ein Expertenteam hat eine Liste mit den größten Bedrohungen vorgestellt.
Von den 50 Trümmerteilen, die das Team um Darren McKnight vom Satellitenbeobachtungsunternehmen LeoLabs auflistet, geht demnach die größte Gefahr durch Kollisionen in einer niedrigen Erdumlaufbahn (Low Earth Orbit, LEO) aus. McKnight hat die Liste auf dem Internationalen Raumfahrtkongress in Sydney vorgestellt.
Die Objekte sind diejenigen, die durch Kollisionen mit anderen Trümmerteilen am ehesten zur Entstehung von mehr Weltraummüll in der erdnahen Umlaufbahn (LEO) beitragen. Viele davon schweben schon seit dem vergangenen Jahrhundert im Orbit.
Der Großteil stammt aus Russland beziehungsweise der Sowjetunion: insgesamt 34 Objekte, 30 davon sind Teile der SL-16- und SL-8-Raketen. "Die vor 2000 zurückgelassenen Objekte machen nach wie vor den größten Teil des Problems aus", sagte McKnight dem US-Onlinemagazin Ars Technica.
Gefahr durch Envisat
China, dessen Raumfahrtprogramm noch nicht so alt ist, taucht in der Liste mit zehn Objekten auf, die USA mit drei. Japan ist mit einem vertreten. Aus dem europäischen Raumfahrtprogramm fliegen zwei Objekte unkontrolliert durch den LEO. Eines davon, der 2012 ausgefallene Satellit Envisat, landet, hinter einer russischen SL-16, auf Platz 2 der größten Bedrohungen.
Die Objekte fliegen mit etwa 29.000 km/h um die Erde. Schon eine Kollision mit einem kleinen Objekt würde eine immense Menge an Trümmerteilen erzeugen, die wiederum weitere Kollisionen auslösen könnten. Sie zu entfernen, würde für deutlich mehr Sicherheit im Orbit sorgen: Ohne diese 50 Objekte würde das Risiko für die Entstehung neuer Trümmerteile halbiert. Würden nur die 10 gefährlichsten Objekte entfernt, sinkt es laut McKnight um ein Drittel.
Videos by heise
Die schlechte Nachricht sei, dass seit Anfang 2024 zum Weltraumschrott im LEO 26 Raketenstufen hinzugekommen seien, die mehr als 25 Jahre lang im Orbit sein werden, sagte McKnight dem Onlinemagazin. 21 davon kamen aus China: Sie waren Teil des Aufbaus der Megakonstellationen Guowang und Thousand Sails. Um mehr Nutzlast transportieren zu können, wird am Treibstoff gespart. So steht nicht genug zur Verfügung für einen kontrollierten Wiedereintritt.
(wpl)