Warten auf den AI Mode – und bangen vor den Auswirkungen
Der neue KI-Modus in Googles Suche war für Mittwoch angekündigt, der Rollout dauert allerdings. Die EU braucht Geduld. Und Nerven.
AI Mode übersetzt koreanische Speisekarte.
(Bild: Google)
Nicht alle Menschen sind heiß auf den neuen AI Mode in der Google-Suche. Unter der Ankündigung, dass er nun in Deutschland, Österreich, der Schweiz und weiteren Ländern verfügbar gemacht wird, finden sich schnell Kommentare, die vorauseilend wissen wollen, wie man ihn abschaltet. Doch noch besteht dafür gar kein Bedarf. Google sagt, dass der Rollout des KI-Modus laufe, aber einige Tage dauern könne. Erste Menschen können aber auch in Deutschland bereits zugreifen.
Wenn es so weit ist und alle Zugang haben, wird der AI Mode nicht automatisch erscheinen, wie etwa die KI-Übersichten, die bereits oftmals oberhalb der Linklisten auftauchen. Wann man AI Overviews sieht, entscheidet Google. Dabei kommt es auf die Fragestellung an. Zahlreiche Google-Anfragen sind in Wahrheit nämlich ganz simple Fragen nach einer URL: Man gibt beispielsweise den Namen eines Shops oder eines Medienunternehmens ein, ohne die URL selbst zu vervollständigen – dafür nutzt man dann einfach den Link aus der Google-Liste. KI-Übersichten erscheinen eher, wenn man eine "Was ist...?"-Frage stellt. Google nutzt auch hier bereits die Daten aus der Echtzeit-Suche sowie die eigene Datenbank, den Knowledge Graph, in dem Millionen Informationen gespeichert sind. Beides wird auch für den AI Mode kombiniert.
(Bild: Google)
AI Mode entspricht einem Chat
Der AI Mode ist im Gegensatz in einem separaten Tab zu finden – wenn er denn dann da ist. Er ähnelt eher einem Chatbot wie ChatGPT, Perplexity oder tatsächlich auch Googles hauseigenem Gemini. Fragen, die man im AI Mode stellt, sollen noch komplexer sein können, als beispielsweise eine Frage an die KI-Übersicht. Außerdem geht es darum, wie Google immer wieder betont, tiefer in ein Thema einsteigen zu können. Teil dessen ist, dass im KI-Modus auch Bilder genutzt werden können. Zudem kann man in ihm mit der Suche eine Art Konversation führen, das heißt, Nachfragen zu einem Teilaspekt aus der Antwort stellen.
Google sagt auch, Fragen, die im AI Mode gestellt werden, hätte es vorher so gar nicht wirklich gegeben. Google hätte sie nämlich nicht beantworten können. Das soll in Teilen Webseitenbetreiber beruhigen. Die sorgen sich nämlich um die Anzahl der Besucher und ihre Werbeeinnahmen.
Von BERT zum AI Mode
Zu Beginn der Suche hat Google tatsächlich nur nach Schlagworten in Anfragen gesucht und daraufhin passende Webseiten herausgesucht. Seit etwa 2020 nutzt Google zunehmend KI wie wir sie heute kennen, konkret das Sprach-Verständnis-System BERT. Das steht für Bidirectional Encoder Representations from Transformers und ist eine Technik für das Training von Sprachmodellen. Mit ihm hat die Suche gelernt, Kontexte besser zu erfassen, also nicht mehr nur nach einem Schlagwort in einem Satz zu suchen.
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Während Googles Suche inzwischen zunächst dank dem KI-Modell Bard und nun dank einer Suche-optimierten Version von Gemini noch besser Fragen verstehen kann, hat sich mit den AI Overviews aber auch die Ausgabe deutlich verändert. Der AI Mode wird das noch einmal tun. Das wiederum wird Auswirkungen auf das Internet haben. Denn Google nutzt Inhalte von Webseitenbetreibern.
Als Google die sogenannte Position Null und Featured Snippets eingeführt hat, hatte auch das bereits ähnliche Auswirkungen auf Inhalteersteller. Es handelt sich dabei um die direkten Antworten und Auszüge von Webseiten, die Google oberhalb der Linklisten und in einem Block mit passenden Fragen anzeigt. Wer schon dort eine Antwort auf beispielsweise die Frage bekommt, wie man seinen Instagram-Account löschen kann, der muss dafür keine Webseite mehr besuchen, auf der das erklärt wird.
Die Sorge von Webseitenbetreibern ist also nun erneut groß, dass massiv Besucher und Klicks wegbrechen werden. Erste Datenanalysen aus den USA, wo der AI Mode bereits verfügbar ist, sprechen von bis zu 25 Prozent weniger Besucher. Bisher ist keine Form von Ausgleich vonseiten Googles dafür vorgesehen. Perplexity plant beispielsweise hingegen ein neues Bezahlsystem für die Verwertung von Inhalten, auch Microsoft hatte einst angekündigt, Webseitenbetreiber an Werbeeinnahmen aus Bing beteiligen zu wollen, OpenAI versucht mit ausgewählten Partnerschaften Verlage ruhig zu stellen.
Google sagt, dass die Einbrüche kaum messbar sein werden. Ein Grund ist, dass die Fragen, die im AI Mode gestellt werden können, zuvor nicht haben gestellt werden können. Dadurch steige insgesamt die Zahl der Google-Anfragen. Zudem erhöhe sich die Qualität der Besuche – das lässt sich allerdings weder verifizieren noch monetarisieren. Freilich eignet sich auch nicht jede Frage für den AI Mode und die bisherige Suche wird bleiben. Wie groß aber die Überschneidungsmenge sein wird, werden wir sehen: Wenn der AI Mode denn dann endlich wirklich da ist.
(emw)