ChatGPT dreht bei der Frage nach Seepferdchen-Emoji ab
Während Gemini und Meta AI ganz entspannt eine Antwort geben, dreht ChatGPT bei der Frage nach Seepferdchen-Emojis komplett ab.
(Bild: Diego Grandi/Shutterstock.com)
Gibt es ein Seepferdchen als Emoji? Diese simple Frage führt bei ChatGPT zu einer sehr länglichen Abhandlung voller Verwirrung und verschiedenster Emojis. Nicht dabei ist jedoch ein Seepferdchen. Wobei ChatGPT da nicht ganz sicher ist: "Warte, nein, doch, hier bitte, nein, doch nicht."
Es kann gar kein Emoji von einem Seepferdchen dabei sein. Das hat es nämlich nie gegeben. Die Konkurrenz, Gemini und Meta AI, wissen darum. Und noch mehr, die wissen auch um den Blogbeitrag, der zu dem Phänomen geschrieben wurde. Erstaunlich, dass ChatGPT diesen bisher offenbar noch nicht gefunden oder ausreichend verinnerlicht hat.
(Bild: heise medien/Screenshot)
Hintergrund ist, dass bei Reddit, Tiktok und anderen Social-Media-Kanälen mehrfach darüber diskutiert wurde, ob es das Seepferdchen als Emoji gibt oder zumindest einmal gab. Einige Menschen scheinen sich sehr sicher zu sein, dass es das Emoji gegeben hat. Eine aktuelle Bestandsaufnahme lässt sich sehr leicht anhand der eigenen Tastatur vornehmen. Siehe da, kein Seepferdchen. Aber es gab auch tatsächlich nie eines.
ChatGPT, in diesem Fall konkret GPT-5, hat aber offensichtlich ein ähnlich trügerisches Gedächtnis wie manche Menschen und glaubt, ein solches Emoji finden zu können. Dass der KI-Chatbot sich mit dem Weg zu einer Antwort so schwertut, überrascht. Es zeigt auch, dass ChatGPT offenbar sehr daran gelegen ist, eine definitive Antwort zu finden, statt einfach zuzugeben, die Antwort nicht zu kennen. Auch Claude ergeht es übrigens nicht viel besser beim Antworten.
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Mandela Effekt und die Seepferdchen-Annäherung
Theia Vogel ist laut eigenen Aussagen eine unabhängige KI-Forscherin. Sie betreibt einen Blog und geht dort mit einem Beitrag auch dem Seepferdchen nach. Neben dem Trainingsmaterial von GPT, zu dem auch Reddit gehört, hat sie einen weiteren menschlichen Erklärungsansatz: Der Mandela-Effekt. Er hat seinen Anfang in einer Studie, bei der hunderte Menschen angaben, sich an den Tod des Präsidenten Südafrikas 1980 erinnern zu können. Nelson Mandela starb aber erst 2013. Wer meint, sich an Satz "Luke, ich bin dein Vater" im ersten "Krieg der Sterne" erinnern zu können, liegt übrigens auch falsch. Darth Vader sagt auf den Vorwurf Lukes, seinen Vater getötet zu haben: "Nein, ich bin dein Vater."
Wie Gemini und Meta AI wissen, handelt es sich auch beim Seepferdchen-Emoji um den Mandela-Effekt. Neben dem kollektiven Gedächtnis, das falsch liegt, erklärt etwa Gemini auch, KI-Modelle würden das Emoji halluzinieren, zudem weiß der Chatbot um die Diskussionen auf Tiktok und Reddit.
ChatGPTs Loop scheint auch darin begründet zu sein, dass der Chatbot ein Seepferdchen-Emoji wenigstens reproduzieren möchte, wenn er es schon nicht findet. Das erklärt die vielen Versuche, Pferde und Einhörner und Wassertiere aneinanderzureihen. Das Modell sucht nach Ähnlichkeiten und jeweils den nächsten Token für die Annäherung an das Seepferdchen. Klappt aber halt nicht, wenn das Seepferdchen-Emoji gar nicht existiert. Immerhin, am Ende schafft es auch ChatGPT die richtige Antwort zu finden und schlägt vor, eine Kombination zu nutzen:
(emw)