Buchkritik: Warum niemand die Quantenphysik versteht

Von Mechanik bis Quanteninformation: Verstraete und Broeckart bringen Nichtphysikern Quantentheoretisches nahe. Bisweilen geraten sie dabei ins Schwelgen.

11.11.2025, 12:00 Uhr

Lesezeit: 2 Min.

c't Magazin

Von

Henri Wagner

Alles, was "Quanten" enthält, hat in der Populärwissenschaft gerade Hochkonjunktur. Dabei entziehen sich die Modelle der Quantenphysik dem intuitiven Verständnis. Der Physiker Frank Verstraete will gemeinsam mit der Schauspielerin und Künstlerin Céline Broeckaert dem Alltagsverstand Brücken zum nicht Vorstellbaren bauen. Dabei verfolgen sie den Weg von Newtons Apfel bis zum Quantencomputer.

Im Vorwort setzen die beiden Belgier den Ton: In pathetischen Sätzen vergleichen sie die Physik der Quantenphänomene mit den großen Kulturgütern der Geschichte, sprechen von der "Poesie der Mathematik" und verlieren sich dabei in halbfertigen philosophischen Überlegungen. Früh im Buch geht es um die Revolution der Physik, um Galilei, der die Wissenschaft aus der Sprache in die Mathematik führte. Leider versäumen die Autoren, zu reflektieren, was ein solcher Schritt für ihr eigenes Buch hätte bedeuten können, das zwar ohne Formeln auskommt, dafür aber in abstraktem Wortbombast schwelgt.

Letzteren hätten sie gar nicht nötig gehabt, denn insgesamt liefern sie einen unterhaltsamen und zugänglichen Überblick der Quantenphysik. Sie folgen dabei einem historischen Zeitstrahl, der die Entwicklung des Themas begleitet und sowohl anregenden als auch hilfreichen Kontext liefert. Insbesondere die eingerückten "Bemerkenswertes"-Passagen, die immer wieder spannende und unterhaltsame Anekdoten wichtiger Akteure erzählen, machen die Lektüre lebendig. In lockerer Sprache erschließt Verstraete nicht zuletzt die technische Anwendung der "von niemandem verstandenen" Quantentheorie.

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Die Faszination und Freude der Autoren an der Physik übertragen sich in die Lektüre – teils als Lesefreude, teils als unvorsichtige Mystifizierung. Emergenz, Verschränkung, Qubit: Wer die physikalischen Konzepte hinter den Buzzwords einmal nachvollziehen möchte, ist bei dem Buch des Duos gut aufgehoben. Wer sich allerdings komplexe physikalische Zusammenhänge sowie die Zwecke und Grenzen von Modellvorstellungen am liebsten nüchtern darstellen lässt, wird vielleicht lieber zu anderer Lektüre greifen.