"Erfolgsgeschichte EasyPass" soll fortgeschrieben werden

Anfang August ist am Frankfurter Flughafen das automatisierte Grenzabfertigungssystem EasyPass in den Regelbetrieb gegangen. Auf der BioSig-Konferenz in Darmstadt präsentierte das BSI jetzt Zahlen, die Aufschluss über die Tauglichkeit des auf biometrischer Gesichtserkennung beruhenden Systems geben.

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Von
  • Detlef Borchers

Anfang August ist die automatisierte Grenzabfertigung EasyPass am Frankfurter Flughafen in den Regelbetrieb übergegangen. Auf der internationalen Konferenz BioSig 2010 zog Markus Nuppeney vom Bundesamt für Informationssicherheit (BSI) ein erstes Fazit der Einführung des Systems. Ab 2011 soll EasyPass erweitert werden und neben elektronischen Reisepässen von volljährigen EU-Bürgern und Schweizern auch den elektronischen Personalausweis bei der Einreise akzeptieren. Zusätzlich zur biometrischen Gesichtserkennung soll im Rahmen von EasyPass dann auch eine Fingerabdruck-Erkennung zum Einsatz kommen.

Auf den ersten Blick künden die vom BSI vorgestellten Zahlen zum Pilotprojekt EasyPass von einem veritablen Fehlschlag: 38.500 Flugpassagiere passierten während der Probezeit die automatische Grenzabfertigung, doch nur 17.500 wurden überhaupt zum biometrischen Personencheck zugelassen. Mit einer "Rejection Rate" von 55 Prozent erweckt das System einen untauglichen Eindruck, der sich nach genauerer Analyse jedoch relativiert: 20 Prozent der vom System abgelehnten Passagiere besaßen keinen elektronischen Reisepass, waren nicht volljährig oder kamen aus nicht zugelassenen Ländern; weitere 28 Prozent legten den Pass falsch in das Lesegerät ein. In 7 Prozent der Fälle versagte die Funkkommunikation, mit der das auf dem Pass gespeicherte biometrische Bild in das Grenzprüfsystem übertragen wird.

EasyPass-Anlage am Frankfurter Flughafen

(Bild: BSI)

Von den 17.500 Nutzern, die vom Lesegerät akzeptiert wurden, konnten 15.000 nach dem Bildabgleich ohne weiteres einreisen. Mit einer Erfolgsquote von 87,5 Prozent sei EasyPass als Erfolg zu werten, erklärte Nuppeney. Denn in nur 5,6 Prozent aller Fälle versagte die automatische Gesichtskontrolle und mit einer "False Acceptance Rate" von 0,1 Prozent könne sich das System sehen lassen. Die verbleibenden 8,7 Prozent der Passagiere blickten nicht richtig in das von L-1 Identity Solutions gelieferte Kamerasystem, das nach einer Größenmessung des Nutzers so lange versucht, optimale Gesichtsfotos zu schießen, bis die Verifikation geglückt ist oder ein Timeout erfolgt.

Mit einer größeren Bekanntheit des Systems, das auch an anderen deutschen Flughäfen aufgebaut werden soll, sowie einer zunehmenden Verbreitung von elektronischen Reisepässen dürften die Startschwierigkeiten von EasyPass schnell vergessen sein. Die automatische Kontrolle ist vergleichsweise schnell: Durchschnittlich 18 Sekunden dauert die Grenzabfertigung mit EasyPass, wobei die eigentliche biometrische Verifikationsprozedur nur 1 Sekunde dauert. Die meiste Zeit wird beim Einlesen des Dokumentes und beim Passieren der elektronischen Schranke verbracht, die sich öffnet, wenn alles OK ist. Pro Spur können 240 Personen pro Stunde abgefertigt werden. Am Frankfurter Flughafen sind derzeit 4 EasyPass-Anlagen installiert.

Damit die automatisierte Grenzkontrolle als Alternative zum Schlangestehen vor einem Abfertigungsschalter der Bundespolizei noch besser ankommt, wird EasyPass ab 2011 aufgerüstet, um auch den elektronischen Personalausweis verarbeiten zu können. Dieses Projekt trägt den Titel "EasyPass Plus" und kann starten, sobald die PKI-Infrastruktur eingerichtet ist, die für die Extended Access Control benötigt wird. Außerdem soll im Frühjahr ein weiteres Pilotprojekt gestartet werden,
bei dem die biometrischen Fingerabdrücke im elektronischen Reisepass beziehungsweise die optional gespeicherten Fingerabdrücke des elektronischen Personalausweises zur automatisierten Überprüfung des Einreisenden genutzt werden. Dieses Projekt ist unabhängig vom EasyPass-System. (pmz)