Blick ins Heft c’t 22/2025: VPN – Schutz oder Risiko?
Mit VPN sicher und privat surfen, App statt Parkuhr, Technik für Kinder mit Robotern und Baukästen und für Fußballtrainer eine digitale Taktiktafel in der App.
Hallo aus Hannover,
ich erinnere mich noch an meine ersten Gehversuche in virtuellen privaten Netzwerken, kurz VPNs. Es ging darum, auf die spannenden Infos und Dokus der BBC zuzugreifen. Die Seiten des britischen Rundfunks erreichte man nur aus dem Inland, also aus Großbritannien, weshalb der Einsatz des VPN-Tunnels eine mindestens halblegale Aktivität war.
Nutzt man den Tunnel eines Anbieters, versteckt man sich hinter dessen VPN-Server und bewegt sich mit dessen IP-Adresse im Internet. Der Anbieter eines britischen VPN-Servers ermöglichte es mir deshalb, der BBC vorzugaukeln, dass ich mich im Vereinigten Königreich befand.
Noch heute ist das Verschleiern des eigenen Standorts eines der wichtigsten Verkaufsargumente von VPN-Anbietern. Es geht aber kaum um lehrreiche Videos, sondern darum, Filme und Serien von Streamingdiensten abzurufen, die hierzulande noch nicht angeboten werden. Außerdem versprechen VPN-Anbieter mehr Sicherheit und bessere Privatsphäre beim Surfen im Netz. Bezahldienste sind nicht aber für jedes Problem die beste Lösung, und statt eines teuren VPN-Abos genügt oft der in vielen Routern mitgelieferte, kostenlose VPN-Server. Meine Kollegen haben aufgedröselt, welches VPN sich für welche Einsatzgebiete besser eignet.
In Zeiten von Homeoffice muss ich heute für bestimmte Anwendungen meines Arbeitgebers ebenfalls ein VPN einsetzen. Die kommerziellen VPNs in unserer Marktübersicht kosten ab 5 Euro monatlich, haben Standorte in zig Ländern und bieten einige Sicherheitsfunktionen. Denn die Sicherheit beim Surfen im Internet ist das zweite gewichtige Argument für den Einsatz von VPNs.
Sicher kommunizieren
Ursprünglich entstand die VPN-Technik, um Firmenstandorte untereinander über ein öffentliches Netz (meist das Internet) zu verbinden. Damit niemand mitlesen kann, kam später die Verschlüsselung der Verbindung hinzu, was heute Standard ist. Gedacht war es, um die Kommunikation zwischen Netzwerken, also allen Rechnern eines Standorts (Netzes), mit allen Rechnern eines anderen Standorts zu ermöglichen. Für die meisten Privatanwender geht es heutzutage aber darum, in dieses große, öffentliche Netzwerk namens Internet zu kommen und sich dort unbehelligt zu bewegen. Die Verschlüsselung schützt in diesem Fall vor Schnüffeleien des lokalen, regionalen oder nationalen Zugangsanbieters (Internetprovider, Hotspot-Betreiber …) oder der nachgelagerten Infrastruktur (etwa staatlicher Überwachung).
Ein anderer Einsatzzweck von VPN für Privatanwender ähnelt dann doch etwas jenem für Firmennetze: wenn private Nutzer von außen, beispielsweise von unterwegs, eine sichere Verbindung in ihr Heimnetz aufbauen wollen. Dabei geht es meist darum, dass sich ein einzelnes Gerät, etwa ein Notebook oder Smartphone, mit dem heimischen Netz verbindet, um dort auf das NAS, die selbst gehostete Smart-Home-Steuerung oder Ähnliches zuzugreifen.
Für den sicheren Zugriff aufs eigene Netzwerk bieten die meisten Router eine VPN-Funktion. Die reicht auch, um den Internetzugriff in nicht vertrauenswürdigen oder öffentlichen Netzen, zum Beispiel Hotspots in Hotels, Zügen und anderen Orten, ohne Extrakosten zu schützen. Einen kommerziellen VPN-Dienstleister benötigt man, wenn der eigene Router keine VPN-Funktion anbietet, einem die Einrichtung zu umständlich ist oder deren Nutzung in Kombination mit dem eigenen Internetanschluss scheitert.
Videos by heise
Auch wenn Sie den eigenen Datenverkehr vor Ihrem Internetprovider sowie vor Webseiten-Betreibern oder gar Abmahnern verschleiern möchten, kommen VPN-Anbieter ins Spiel. Darüber hinaus ermöglichen sie es, aus einem anderen Land aufs Internet zuzugreifen, etwa um Geoblocking zu umgehen. Greift man über die VPN-Verbindung zum Beispiel auf einen Streamingdienst zu, kann dieser nicht mehr erkennen, aus welchem Land eigentlich der Zugriff erfolgt. So kann man unter Umständen Filme sehen, für die es (noch) keine Rechte im Land des VPN-Kunden gibt. Das Ganze kann sich aber zum Katz-und-Maus-Spiel entwickeln, weil Anbieter wie Netflix versuchen, Zugriffe über VPN-Gateways zu erkennen und zu blockieren.
Manch ein Anbieter wirbt damit, Werbung zu blockieren, sowie mit dem Schutz vor Phishing, Viren und anderer Schadsoftware. Ein VPN allein kann Phishing aber nicht verhindern, dazu braucht es DNS-Filter, Browsererweiterungen oder eine Firewall. Gleiches gilt für das Blockieren von Werbung, wofür VPN-Betreiber ebenfalls häufig DNS-Filter nutzen. Ein weiteres Verkaufsargument ist die Verschlüsselung des gesamten Datenverkehrs. Wird sie konsequent umgesetzt, kann von außen niemand den eigenen Datenverkehr einsehen. Dazu muss allerdings wirklich jeder Datenverkehr durch den Tunnel geroutet werden.
Das alles setzt viel Vertrauen in den VPN-Anbieter voraus. Denn dieser kann den durchgeschleusten Datenverkehr prinzipiell aufzeichnen und auswerten, weshalb sich der Angriffsvektor zu ihm hin verlagert. Am Ende lautet die Frage: Wem vertraue ich mehr, meinem lokalen Zugangsanbieter oder dem VPN-Dienstleister? In unserem Schwerpunkt zeigen wir, wie Sie per VPN auf Ihr Heimnetz zugreifen können, helfen bei der Auswahl eines kommerziellen VPN-Anbieters und klären die rechtlichen Fragen zum Einsatz von VPNs.
Mehr dazu lesen Sie bei c't:
- Wann und wofür VPN sinnvoll ist
- Marktübersicht VPN-Dienstleister
- FAQ: Die wichtigsten Fragen zum VPN-Einsatz
Auch das noch
Kennen Sie das: Sie haben in der Stadt einen Parkplatz fürs Auto gefunden und jetzt geht es ans Bezahlen – im besseren Fall nimmt der Parkautomat eine EC-Karte, im schlechteren startet die hektische Suche nach Kleingeld. Und wo steht eigentlich der Automat und wie lange wird der Arztbesuch wohl dauern?
Parking-Apps machen solche Fragen überflüssig: Man bezahlt komfortabel und minutengenau noch im Auto mit dem Smartphone. Klingt super, hat aber auch ein paar Tücken, darunter die Frage der Sicherheit: Wer weiß dann außer mir, wo ich mein Auto geparkt habe, und wer hat alles Zugriff auf meine Daten? Welche Kosten bei der App-Nutzung anfallen, hängt vom App-Anbieter und vom Nutzungsmodell ab. Für Privatnutzer variieren sie zwischen 0 und 15 Prozent der Parkgebühren. Im Abo wird's billiger, lohnt sich aber wohl nur für Vielfahrer und Firmen.
Welche App am jeweiligen Standort unterstützt wird, sieht man in den Apps und meist auch am Aufkleber auf den Parkautomaten. Dort findet sich oft ein kleiner QR-Code, der auf die App weiterleitet, damit man sie schneller installieren kann. Aber Achtung: Park-Apps sollten Sie ausschließlich aus dem jeweiligen App-Store installieren und die QR-Codes am Parkautomaten ignorieren. Diese können überklebt sein und auf gefälschte Webseiten leiten (Quishing = QR-Code-Phishing), die einen Sofort-Bezahlvorgang vortäuschen, um Kreditkartendaten zu stehlen.
Welche Funktionen die Apps bereithalten, was der Komfort kostet und welche Tücken beim bequemen Bezahlen der Parkgebühren lauern, erfahren Sie im c’t-Beitrag:
Meine persönlichen Highlights
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Früher mussten Fußballtrainer ihre Spielzüge und Trainingsübungen noch per Hand auf eine Taktiktafel malen. Die App „Taktikboard für Fußball“ ersetzt diese analoge Variante und zeigt auch Animationen.
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