KI im US-Militär: Chatbots unterstützen Generäle im Alltag
KI spielt beim US-Militär nicht nur bei Waffen eine Rolle. Auch im Alltag eines Kommandanten ist der KI-Chat eine große Hilfe, so Generalmajor William Taylor.
Ein Soldat erläutert die Künstliche Intelligenz hinter einer Anwendung, die zusammen mit dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr entwickelt wurde. In den USA wird KI von einem ranghohen Militärchef auch für den Alltag eingesetzt.
(Bild: Bundeswehr / CIHBw/Sebastian Christ)
Künstliche Intelligenz spielt beim US-Militär nicht nur bei der Entwicklung neuer Waffensysteme eine große Rolle. Auch im Alltag eines Kommandanten sei der KI-"Chat" zu einer großen Hilfe geworden, berichtete jetzt Generalmajor William "Hank" Taylor während eines Austauschs mit Journalisten am Rande der "Association of the United States Army Conference".
Taylor ist im Stab des United-Nations-Commands in Südkorea und dort in der Stabsabteilung für Operationen tätig. In seiner Funktion nutze er KI-Chatbots etwa für das Erstellen wöchentlicher Berichte, für Analysen und zur Modellbildung für Entscheidungsprozesse, erklärte er laut "Business Insider". Im Verwaltungsbereich könne KI das militärische Personal vor allem bei bürokratischen Aufgaben entlasten.
Das Beispiel des Generalmajors könnte helfen, Berührungsängste beim Gebrauch Künstlicher Intelligenz abzubauen. Experten zeigen sich nämlich überzeugt, dass KI bei künftigen Konflikten eine immer größere Rolle spielen dürfte.
Entscheidungen in "Maschinengeschwindigkeit"
Dass Kommandeure wie Taylor so intensiv auf KI setzen, hat strategische Gründe. Im Fokus steht das sogenannte "OODA-Loop"-Prinzip – eine Theorie aus dem Koreakrieg, die besagt: Wer schneller beobachtet, orientiert, entscheidet und handelt als der Gegner, hat den Vorteil auf dem Schlachtfeld. In künftigen Kriegen würden Entscheidungen nicht mehr in menschlicher, sondern in "Maschinengeschwindigkeit" getroffen werden müssen.
Die Integration von KI beschränkt sich längst nicht mehr auf Kommandoentscheidungen. KI-Algorithmen steuern mittlerweile modifizierte F-16-Kampfjets durch simulierte Luftkämpfe, unterstützen bei der Zielerfassung und Datenverarbeitung. Spezialeinheiten nutzen die Technologie, um die kognitive Belastung ihrer Einsatzkräfte zu reduzieren – etwa beim Verfassen von Lageberichten, bei Einsatzkonzepten oder in der Logistik. Auch die Analyse von Pentagon-Doktrinen und die Einarbeitung versetzter Mitarbeiter werden durch KI erleichtert.
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Bundeswehr mit eigener KI-Strategie
Auch die Bundeswehr hat die Bedeutung von KI erkannt. Im EloKa-Bataillon 912, einer Einheit für Elektronische Kampfführung, betreibt die Truppe ein spezialisiertes KI-Labor. Dort arbeiten Soldaten und zivile Fachkräfte gemeinsam an Lösungen, die auf die besonderen Bedürfnisse der Bundeswehr zugeschnitten sind – etwa beim maschinellen Auswerten von Funkverkehr oder bei der intelligenten Berechnung von Flugrouten.
Die Technologie ermögliche es, gewaltige Datenmengen aus Aufklärungs- und Auswertesystemen in kürzester Zeit zu erschließen und in verwertbare Informationen umzuwandeln.
Risiken im Blick behalten
Doch der KI-Einsatz birgt auch erhebliche Risiken. Das Pentagon warnt, dass generative KI sensible Daten preisgeben und bei unzureichendem Training fehlerhafte Antworten liefern kann – mit potenziell fatalen Folgen bei hochriskanten Entscheidungen. Generalleutnant Michael Vetter, Abteilungsleiter für Cyber- und Informationstechnik im deutschen Verteidigungsministerium, betont: "KI kann beides: Schaden anrichten, aber auch großen Nutzen bringen."
Die Bundeswehr hat dabei besonders die Cybersicherheit im Fokus. Trainingsdaten für KI-Systeme seien ein lukratives Ziel für Hackerangriffe und Manipulationsversuche, warnt Vetter. Fehlerhafte oder manipulierte Daten könnten zu Fehlentscheidungen führen. Hinzu kommt das wachsende Risiko durch Deepfakes – täuschend echte, KI-generierte Bilder, Videos oder Audios. Deshalb sei menschliche Kontrolle bei der Bewertung von KI-Ergebnissen unerlässlich.
Ein weiteres Problem: Im Vergleich zu großen Tech-Konzernen verfügen militärische Organisationen über deutlich weniger Ressourcen. Zugleich ist eine umfassende Ausbildung von Soldaten und Führungskräften notwendig, um die Technologie effektiv nutzen zu können.
Wettrüsten vermeiden
Aus sicherheitspolitischer Sicht mahnt die Bundeswehr zur Vorsicht. Die rasante Entwicklung militärischer KI-Anwendungen berge die Gefahr eines Wettrüstens zwischen Staaten, das das globale Machtgleichgewicht destabilisieren und die Schwelle zur Anwendung militärischer Gewalt senken könnte. Vetter fordert daher eine KI-Strategie, die nicht nur technologische, sondern auch ethische, rechtliche und sicherheitspolitische Dimensionen berücksichtigt.
(mki)