US-Behörde testet neue Generation von Iris-Scannern

Seit dem Auslaufen wichtiger Patente auf biometrisches Iris-Scanning streiten zahlreiche Unternehmen um Marktanteile – und arbeiten dabei nicht immer mit sauberen Mitteln. Die Heimatschutz-Behörde der USA will neue Iris-Scanner, die eine schnelle biometrische Erfassung aus einer Distanz von bis zu zwei Metern ermöglichen, jetzt beim Aufgreifen von illegalen Einwanderern einsetzen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Heimatschutz-Behörde der USA (Department of Homeland Security) will im Oktober gemeinsam mit Einheiten der Customs and Border Protection (CBP) und dem National Institute of Standards and Technology (NIST) eine neue Generation von Iris-Scannern testen, die in der Lage sind, verwertbare Iris-Aufnahmen auch aus einer Distanz von bis zu zwei Metern statt wie früher wenigen Zentimetern zu liefern. Eingesetzt werden sollen die schnell arbeitenden Iris-Scanner zunächst von Grenzschützern im texanischen McAllen, um illegale Einwanderer zu erfassen. Diese werden bei einem Aufgreifen bereits heute mittels Gesichtserkennung und Fingerabdruck-Scanning biometrisch erfasst.

Laut Beschreibung des Projekts "Iris and Face Technology Demonstration and Evaluation" (IFTDE, PDF-Datei) soll mit dem Vorhaben untersucht werden, ob die Iris-Scanning-Technik Vorteile gegenüber anderen biometrischen Erfassungsmethoden bietet und ob sie für einen dauerhaften Einsatz geeignet ist. Firmen wie das US-Unternehmen Global Rainmakers versprechen sich von den neuen Iris-Scannern bereits Millionenumsätze und schrecken dabei auch nicht vor der Verbreitung von Big-Brother-Szenarien zurück. So dachte ein Global-Rainmakers-Manager jüngst laut darüber nach, wie man die mexikanische Großstadt León zur "sichersten Stadt der Welt" machen könne.

Sein Vorschlag: Die Produkte seiner Firma sollten über die ganze Stadt verteilt und mit einer Datenbank verknüpft werden, in der zunächst nur Straftäter, später auf "freiwilliger Basis" aber auch alle anderen Einwohner erfasst würden. Ob Privathaus, Auto, Arbeitsplatz, Bankautomat oder Kneipe – überall sollen nach den Vorstellungen von Global Rainmakers künftig die eigenen Iris-Scanner Zutritts- und Zugriffslegitimationen überprüfen. Obwohl die Geschichte auf einer einzigen Quelle beruhte und nie offiziell von der Stadt León bestätigt wurde, trat sie eine Reise um den Globus an und wurde von einigen Medien schließlich dahingehend erweitert, dass der "Große Bruder" in León schon Einzug gehalten habe – allein die Bürger wissen nichts davon.

Dass es sich beim Iris-Scanning um alles andere als eine "futuristische" Biometrie-Technik handelt, die zudem geknackt werden kann, zeigte c't bereits im Jahr 2002. Da inzwischen wichtige Patente auf das biometrische Iris-Scanning ausgelaufen sind, streiten sich derzeit gleich mehrere Unternehmen um Marktanteile. Global Rainmakers, das im vergangenen Jahr noch keinen Cent Umsatz erwirtschaftete, verkauft Iris-Scanner derzeit vor allem an Banken, Gefängnisse und Sicherheitsbehörden, die damit Straftäter erfassen. Vom großen Geld ist Firmenchef Hector Hoyos laut einem Forbes-Bericht allerdings noch weit entfernt – und ob die León-Geschichte der Firmenreputation förderlich ist, dürfte fraglich sein.

Siehe dazu auch den c't-Artikel:

(pmz)